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Kirche bedauert Fehler im Fall des langjährigen Stasi-IM Giebeler

06.11.2023

Der Bischof der EKBO, Christian Stäblein, stellte am 5. November in einem Gottesdienst in Berlin die Erklärung der Kirche vor. Foto: Matthias Kauffmann/EKBO
Der Bischof der EKBO, Christian Stäblein, stellte am 5. November in einem Gottesdienst in Berlin die Erklärung der Kirche vor. Foto: Matthias Kauffmann/EKBO

Berlin (IDEA) – Versäumnisse beim kirchlichen Umgang mit dem Fall des Gefängnisseelsorgers und Inoffiziellen Stasi-Mitarbeiters (IM) Eckart Giebeler (1925–2006) hat die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz eingeräumt. Sie stellte dazu am 5. November in einem Gottesdienst in Berlin eine Erklärung vor.

Wie es darin heißt, war Giebeler von 1959 bis 1989 IM und habe systematisch das Beichtgeheimnis und Menschen verraten. Es sei erwiesen, „dass Betroffene in mehreren Fällen durch die ‚Interventionen‘ Giebelers zum Teil schwere Konsequenzen erleiden mussten“.

Die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA hat über den Fall ausführlich berichtet. Giebeler war ab 1953 beim Ministerium des Innern der DDR angestellt und von 1966 bis 1990 der einzige hauptamtliche Gefängnisseelsorger. Die IM-Tätigkeit, die er stets bestritten hat, wurde 1992 bekannt. Doch kirchenleitende Repräsentanten der damaligen Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg verteidigten ihn.

Sein Verrat hatte keine dienstrechtlichen Konsequenzen. Wie es in der Erklärung heißt, war das formale Argument, Giebeler habe nicht in einem kirchlichen Dienstverhältnis gestanden und habe daher nicht überprüft werden können, aus heutiger Sicht falsch.

Auf der Basis der vorliegenden Forschungserkenntnisse werde „dies als ein eklatanter Mangel an Verantwortungsübernahme sowie eine Nichtbeachtung der geschädigten Menschen gesehen, die vor 1989 Opfer jenes Vertrauensbruches wurden“.

Die Schwere der konkreten Schuld Giebelers sei bekannt und werde von den heutigen verantwortlichen Kirchenleitenden deutlich benannt. „Dies geschieht im Bewusstsein, dass es im Fortgang der Geschichte und angesichts des fortgeschrittenen Alters der durch die damaligen Verhältnisse Betroffenen fast zu spät erfolgt.“

Die Kirchenleitung sieht sich verpflichtet, „wach und sensibel allen aufkommenden Versuchen entgegenzuwirken, die diesen Teil der Geschichte systematischen Lügens und Verratens vor 1989 zu verharmlosen oder zu leugnen suchen“. Sie sagt zugleich zu, die kirchliche Geschichte auch über den Fall Giebeler hinaus weiter aufzuarbeiten.

IDEA dokumentiert die Stelllungnahme der EKBO hier.

Einen Zwischenruf vom IDEA-Vorsitzenden Helmut Matthies lesen Sie hier.

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