Frei-/Kirchen
Kann der Mensch das „reine“ Reden Gottes hören?
10.05.2016
Stuttgart (idea) – Kritisch zur Praxis des „Hörenden Gebets“ hat sich der Direktor der Liebenzeller Mission, Pfarrer Detlef Krause (Bad Liebenzell), geäußert. Es wird vor allem in der charismatischen Bewegung angewandt. Dabei geht es laut Krause um „prophetisches Beten und Sprechen“ in einer kleinen Gruppe. Die Teilnehmer wendeten sich „hörend“ an Gott, um Botschaften für eine Person zu erhalten, ohne sie und ihre Situation zu kennen. Krause bezieht sich auf das Buch „Hörendes Gebet“ von Ursula und Manfred Schmidt (Fürth). Nach seinen Worten sind die Autoren überzeugt, dass es möglich sei, Gottes „reines“ Reden hören zu können. Es sei jedoch zu hinterfragen, „ob wir im Hören auf Gott alle ‚Störfaktoren‘ unserer gesamten Persönlichkeit ausschalten können“. Woher könne man wissen, dass ein Gedanke, ein Bild oder eine andere Wahrnehmung vom Heiligen Geist sei? Krause: „Wir können unseren Verstand, unser Unterbewusstsein, die Erinnerungen und was uns Menschen ausmacht nicht abschalten, wenn wir Gottes Stimme hören. Mit wie viel Sicherheit kann ich dann einem anderen sagen: Das sagt dir Gott?“ Laut dem Reformator Martin Luther (1483–1546) gehörten zum Hören drei Dinge: das persönliche Gebet, das gründliche Lesen des Wortes Gottes und der Umgang mit der Anfechtung, nämlich Zweifeln, Fragen und Spannungen. Krause nennt noch den Begriff der Gemeinschaft: „Gottes Geist spricht zu mir“ durch Mitchristen. Dies geschehe nicht durch besondere Eingebungen, sondern durch das Miteinander in der Gemeinde. Krause: Die dortigen Christen „wissen um meine Stärken, meine Schwächen, sie kennen meine Lebenssituation und -geschichte und können mir mit einem von Gottes Geist erleuchteten Verstand etwas sagen und raten.“
Was ist, wenn Gott schweigt? – Auch unangenehme Botschaften hören
Krause gibt ferner zu bedenken, dass Gott auch schweigen könne. Manchmal müsse man im Leben auf seine Antwort warten. Glaube zeige sich gerade darin, „dass wir Gott auch dann vertrauen, wenn er gerade schweigt“. Die größten Schwierigkeiten hat Krause, wie er schreibt, bei der Beschäftigung mit dem „Hörenden Gebet“ aber mit der Aussage, dass nur aufbauende und positive Botschaften weitergegeben werden dürfen. Zwar werde einerseits betont, dass man lernen müsse, auf Gott zu hören, zugleich werde jedoch festgelegt: „Was Gottes Geist uns zu sagen hat, sei immer nur positiv und aufbauend.“ Wer wirklich hören wolle, „muss aber auch das hören wollen, was nicht angenehm ist“, so der Theologe in der Zeitschrift des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Württemberg „Die Apis“ (Stuttgart).
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank.