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EKD-Chef hat keine Bedenken gegen Muezzinruf in Köln

16.10.2021

Der im November aus dem Amt scheidende EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Foto: IDEA/ kairospress
Der im November aus dem Amt scheidende EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Foto: IDEA/ kairospress

Köln/Mannheim (IDEA) – Während sich die kritischen Stimmen zur Zulassung des Muezzinrufs in Köln mehren, hat der im November aus dem Amt scheidende EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), keine Bedenken.

„Wenn das in Köln als integrativer Teil eines religiösen Lebens gesehen wird, dann ist dagegen nichts zu sagen“, äußerte er in einem Interview mit dem „Mannheimer Morgen“ (Ausgabe 16. Oktober). Das sei etwas, „was man sehr stark vor Ort klären muss“. Man lebe in einer Kultur, die sich weiterentwickele: „Deswegen müssen wir den interreligiösen Dialog intensivieren – im Geist der Toleranz, den ich mir für die Gesellschaft insgesamt wünsche.“ Dass Muslime hier ihre Religion „nicht nur im privaten Kämmerlein“ ausübten, gehöre für ihn zu einer demokratischen Gesellschaft.

Nach einem Modellprojekt in Köln dürfen Moscheegemeinden künftig auf Antrag maximal fünf Minuten lang zum Freitagsgebet rufen. Für die Lautstärke soll es abhängig von der Lage der Moschee eine Höchstgrenze geben und die Nachbarschaft im Vorfeld informiert werden. Der Stadt zufolge hat bisher noch keine Gemeinde einen Antrag gestellt.

Kritik an dem Modellprojekt übte die Leiterin des Forschungszentrums Globaler Islam in Frankfurt am Main, Prof. Susanne Schröter. Dieser beinhalte im Gegensatz zum nonverbalen christlichen Glockengeläut die Botschaft, dass Allah der Größte sei, sagte die Wissenschaftlerin im Deutschlandfunk (Köln). Die Genehmigung des Rufs zum Freitagsgebet bedeute ein Privileg vor allem für die Vertreter eines politischen Islam wie etwa die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB).

Ex-Verfassungsrichter: Ein „politischer Triumph“ für Erdogan

Der frühere Präsident des nordrhein-westfälischen Verfassungsgerichtshofs in Münster, Michael Bertrams, sieht das Modellprojekt ebenfalls kritisch. Die Zulassung des Muezzinrufs sei für den türkischen Präsidenten Erdogan ein „politischer Triumph“, sagte er gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Gerade in der Domstadt gebe es viele Gemeinden der DITIB, die der „verlängerte Arm“ der türkischen Religionsbehörde Diyanet sei. Sie sei Erdogan „treu ergeben“. Bertrams warf dem türkischen Präsidenten vor, eine nationalistisch-islamistische Expansionspolitik zu betreiben.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) wies die Kritik im Deutschlandfunk zurück. Bei dem Projekt stehe nicht Erdogan im Vordergrund, sondern die in Köln lebenden Muslime. Sie sollten die Möglichkeit haben, ihre Religion auszuüben.

Mehrheit der Deutschen gegen Muezzinruf

Nach einer aktuellen Umfrage sind etwa drei Viertel der Bürger in Deutschland dagegen, dass der Muezzinruf ebenso selbstverständlich sein sollte wie das Läuten der Kirchenglocken. 64 Prozent wollen dies „auf keinen Fall“. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des „Bonner General-Anzeigers“. Demnach plädieren 18 Prozent für den islamischen Gebetsruf. Sechs Prozent sind unentschieden.

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