Frei-/Kirchen
EKBO: Erster Gemeindekirchenverein gegründet
16.06.2022
Legde/Quitzöbel (IDEA) – Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Lennewitz (Legde/Quitzöbel im Landkreis Prignitz) haben einen Verein gegründet, um die Selbständigkeit ihrer Gemeinde zu erhalten. Der Gemeindekirchenverein ist der erste seiner Art in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz (EKBO). Das teilte die Initiative „Kirche im Dorf lassen“ mit.
Zum Hintergrund: Die Synode der EKBO hatte im November 2021 eine Mindestmitgliederzahl von Gemeinden beschlossen. Das Kirchengesetz sieht vor, dass sich Gemeinden mit weniger als 300 Mitgliedern zu größeren Verbünden zusammenschließen.
Betroffen sind über 600 der 1.120 Kirchengemeinden, vor allem in Brandenburg. Ende März 2022 hatten 38 kleine Kirchengemeinden innerhalb der EKBO einen Antrag gegen die geplanten Gemeindefusionen gestellt. Die Initiative hatte damals einen „dringenden Appell“ an die im April in Berlin tagende Frühjahrssynode gerichtet, dem Antrag zuzustimmen. Dieser wurde jedoch von der Synode mehrheitlich ohne Gegenstimme bei sieben Enthaltungen abgelehnt.
Hierauf empfahl die Initiative im April kleinen Kirchengemeinden innerhalb der EKBO die Gründung von Gemeindekirchenvereinen. Der EKBO-Konsistorialpräsident, Jörg Antoine (Berlin), sagte damals auf IDEA-Anfrage, dass der Aufruf „keinen Sinn“ mache.
Verein: EKBO interessiert uns nicht mehr
Vorsitzender des ersten Gemeindekirchenvereins ist der Maurer Andreas Haufe, der auch Sprecher der Initiative ist. Der 60-Jährige erklärte bei der Gründungsversammlung: „Die meisten Mitglieder unserer Kirchengemeinde sind Mitglied im Verein geworden, einige wenige überlegen noch – damit sehen wir uns als legitimer Nachfolger der Kirchengemeinde Lennewitz, die bis 2025 von der Landeskirche zwangsweise abgewickelt wird.“
Als gemeinnütziger Verein sei man gut aufgestellt, um auch weiterhin selbständig christliches Leben in der Ortschaft zu organisieren, so Haufe weiter. Zudem betonte er, dass die Lennewitzer Christen nicht an der von der Landeskirche vorgeschriebenen Bildung großer Zentralkirchengemeinden mitwirken werden.
Allerdings rufe man auch nicht zum Kirchenaustritt auf: „Die Landeskirche interessiert uns schlicht nicht mehr. In unserer Vereinssatzung beziehen wir uns auf das evangelisch-lutherische Bekenntnis, aber als Institution brauchen wir sie nicht mehr.“
Wenn in einigen Jahren die Pfarrstelle gestrichen werde, wolle der Verein sich selber um regelmäßige Gottesdienste kümmern. Für eine langfristige Bauunterhaltung des Kirchgebäudes wolle man Spendengelder einwerben.
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