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Menschenrechte

Richter bestätigt Urteil gegen Christen ohne Anhörung

05.03.2020

Der Iran gehört zu jenen Ländern, die Christen am stärksten verfolgen. Foto: pixabay.com
Der Iran gehört zu jenen Ländern, die Christen am stärksten verfolgen. Foto: pixabay.com

Teheran/London (idea) – Im Iran hat ein Richter eine bereits verhängte Haftstrafe gegen einen der führenden Leiter der Hauskirchenbewegung ohne Anhörung bestätigt. Das meldet die Menschenrechtsorganisation „Christian Solidarity Worldwide“ (CSW). Ihren Erkenntnissen nach soll der religiöse Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, dem Richter erlaubt haben, das Urteil gegen Abdolreza Matthias Haghnejad am 25. Februar ohne den üblichen Rechtsweg erneut zu bestätigen. Zum Hintergrund: Der Pastor war am 23. September 2019 zusammen mit acht weiteren Mitgliedern der „Kirche von Iran“ wegen angeblicher „Gefährdung der Staatssicherheit“ und „Förderung des Zionismus“ zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Mitglieder der Islamischen Revolutionsgarde hatten den Pastor im Februar nach einem Gottesdienst verhaftet. Nach Angaben von CSW gab es während des Prozesses diverse Unregelmäßigkeiten. So habe der damals vorsitzende Richter Mohammed Moghisheh auf einige der Inhaftierten Druck ausgeübt, ihren Anwalt durch einen vom Gericht bestellten Rechtsvertreter zu ersetzen. Moghisheh sei bekannt für sein widerrechtliches Verhalten. Am 23. September habe er dem Anwalt der Christen vor der Urteilsverkündung nur kurz Redezeit eingeräumt, angeblich jedoch nicht auf seine Aussagen und Beweise reagiert. Für den Pastor bedeutet das aktuelle Urteil – er sitzt derzeit im Evin-Gefängnis – bereits die fünfte Haftzeit. Die Evangelische Nachrichtenagentur idea und die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) benannten Haghnejad bereits zwei Mal zum „Gefangenen des Monats“: im Oktober 2014 und Dezember 2019.

Coronavirus: Regierung lässt 54.000 Gefangene frei

Im Iran nimmt derzeit die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten stark zu. Derzeit gibt es in dem Land fast 3.000 bestätigte Fälle, darunter 23 Abgeordnete. Besonders die überfüllten Gefängnisse bergen ein hohes Infektionsrisiko. Menschenrechtsorganisationen wie CSW werfen den Behörden vor, nicht genügend zu tun, um die Insassen vor einer Ansteckung zu schützen. Die Behörden entließen nun rund 54.000 negativ getestete Häftlinge gegen Kaution, um die Ausbreitung in den Gefängnissen einzudämmen. Wie die Menschenrechtsorganisation „Artikel 18“ (London) berichtet, sollen unter den Freigelassenen auch sechs Christen sein. Bereits am 26. Februar kamen die ersten drei Christen frei, unter ihnen auch die junge Menschenrechtsaktivistin Mary Fathemeh Mohammadi (21). Am 2. März wurden drei weitere entlassen. Ein Teil von ihnen musste Kautionen hinterlegen und nach 36 Tagen ins Gefängnis zurückkehren. Häftlinge mit Strafen von mehr als fünf Jahren sind von der vorläufigen Freilassung ausgenommen, was nach Ansicht von „Artikel 18“ der Grund für die Entlassung von so wenigen Christen sein könnte. 95 Prozent der über 81 Millionen Einwohner des Iran gehören zum schiitischen Zweig des Islams. Nach Angaben des christlichen Hilfswerks Open Doors liegt die Zahl der Christen bei rund 800.000. Ihm zufolge gehört der Iran zu jenen Ländern, die Christen am stärksten verfolgen. In seinem Weltverfolgungsindex steht die Islamische Republik auf Platz 9.

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