Ressorts
icon-logo

Gesellschaft

Ukraine-Krieg: Frauen droht Gefahr durch Menschenhändler

01.04.2022

Eine Prostituierte auf der Straße. Symbolfoto: Samuel Becker
Eine Prostituierte auf der Straße. Symbolfoto: Samuel Becker

Berlin (IDEA) – Aufgrund des Krieges in der Ukraine sind viele Flüchtlinge nach Deutschland gekommen – ein großer Teil von ihnen sind Frauen und Kinder. Christliche Hilfswerke befürchten, dass Menschenhändler diese Situation ausnutzen könnten.

Das „Netzwerk gegen Menschenhandel“ hat deswegen einige Präventionsmaßnahmen ergriffen, wie deren Leiterin, Shannon von Scheele (Berlin), der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA berichtet: „Wir arbeiten mit mehreren anderen Werken zusammen, um an der deutsch-polnischen Grenze und in Berlin Frauen über die Gefahren durch Menschenhändler aufzuklären.“

Gemeinsam hätten sie bereits ein Faltblatt herausgegeben, das an ukrainische Frauen und Mädchen verteilt wird. „Das Positive ist, dass die meisten von ihnen sehr selbstbewusst sind und schon eine gewisse Vorsicht mitbringen. Schwieriger ist das bei unverheirateten oder noch sehr jungen Frauen.“ Sie müssten vor den Gefahren gewarnt worden. „Oft versuchen sogenannte Loverboys, junge Mädchen zu verführen und sie dann von sich abhängig zu machen.“

Erfreulicherweise sei die Polizei inzwischen stärker für das Thema sensibilisiert. Dennoch erschrecke es sie, wenn in „einschlägigen Freierforen“ bereits davon gesprochen werde, dass nun „Nachschub“ an jungen Frauen komme. „Viele dieser Männer geben dort unumwunden zu, dass es ihnen egal sei, ob die Prostituierten ihren Körper freiwillig verkaufen oder dazu gezwungen werden.“ Ohnehin sei davon auszugehen, dass die übergroße Mehrheit von ihnen sich aufgrund einer Notsituation oder direkten Zwangs prostituiere.

Leider habe Deutschland seit 2002 ein sehr liberales Prostitutionsgesetz, das wenig Schutz für betroffene Frauen biete. „Ich würde mir wünschen, dass keine der jetzt nach Deutschland kommenden Frauen Opfer von Menschenhändlern wird, aber meine Erfahrung lehrt etwas anderes.“

Frauen und Mädchen beschützen

Umso wichtiger seien Prävention und eine engmaschige Betreuung der ukrainischen Frauen und Kinder, so von Scheele weiter: „Wir empfehlen zum Beispiel immer, Fotos des Fahrers und aller Insassen vor und nach der Fahrt mit einem Bus oder PKW zu machen, wenn Helfer einen Transport organisieren.“ Dann könne man hinterher sofort feststellen, ob auch alle Flüchtlinge am vereinbarten Zielort angekommen seien.

Das „Netzwerk gegen Menschenhandel“ mit Sitz in Berlin ist Mitglied im Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe, dem Verband freikirchlicher Diakoniewerke, dem Verein „Gemeinsam gegen Menschenhandel“ und dem „European Freedom Network“, das zur Europäischen Evangelischen Allianz gehört.

Mit dem Thema befasst sich auch der Kongress „Gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung“, der vom 29. Mai bis 1. Juni 2022 im Christlichen Gästezentrum Württemberg „Schönblick“ in Schwäbisch Gmünd stattfindet. Veranstalter sind neben dem Schönblick die Vereine „Gemeinsam gegen Menschenhandel“ und „Mission Freedom“, die Deutsche Evangelische Allianz, die Menschenrechtsorganisation „International Justice Mission“ sowie die „Aktion Hoffnungsland“.

IDEA ist Medienpartner des Kongresses.

Lesen Sie dazu auch einen Beitrag von Uwe Heimowski, dem Beauftragten der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung.

Der Flyer des Kongresses. Foto: Daria Napriakhina_mc-unsplash

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank. 

Jetzt spenden.

4 Wochen IDEA Digital 8,50 Euro 1,00 Euro

Entdecken auch Sie das digitale Abo mit Zugang zu allen Artikeln auf idea.de