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Reaktionen auf EKD-Synode: Spott, Kritik, Kopfschütteln

11.11.2022

Die EKD-Synode fand vom 6. bis 9. November in Magdeburg statt. Foto: EKD
Die EKD-Synode fand vom 6. bis 9. November in Magdeburg statt. Foto: EKD

Magdeburg (IDEA) – Verstörend, erschreckend, parteipolitisch einseitig: Die Kritik an der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) reißt nicht ab. Die Synodalen hatten auf ihrer Tagung vom 6. bis 9. November in Magdeburg ein „Tempolimit in der evangelischen Kirche“ beschlossen. Ferner hatte das EKD-Synodenpräsidium eine Vertreterin der Protestbewegung „Letzte Generation“, Aimée van Baalen (Dresden), als Sprecherin eingeladen.

Pfarrer: Synode sympathisiert mit einer linksradikalen Gruppierung

Der evangelische Pfarrer David Brunner (Stühlingen/Südschwarzwald) äußerte in einem Offenen Brief an die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich (Regensburg), dass die Synode Schaden über die EKD gebracht habe. Dass mit van Baalen eine Vertreterin des linksradikalen Aktionsbündnisses „Letzte Generation“, gesprochen habe, habe an der Basis der Landeskirchen zu Fassungslosigkeit geführt. Die meisten Pfarrer hätten nicht im Entferntesten etwas mit Linksradikalismus zu tun: „Nun müssen sie aber für den Schaden geradestehen, den Sie als Synode angerichtet haben.“

Der badische Pfarrer äußerte sich auch zum beschlossenen Tempolimit. Demzufolge solle „bei allen PKW-Fahrten im kirchlichen Kontext ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen“ eingehalten werden. Dazu Brunner: „Es ist verstörend und erschreckend, wie sich die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland politisch äußert, aber das Evangelium dabei außen vorlässt.“ Damit gebe sich die Kirche immer mehr selbst auf und verkenne ihr Alleinstellungsmerkmal: „Dies gründet einzig und allein im stellvertretenden Sühnetod Jesu für die Menschen.“

Auswirkung der Synodentagung ist fatal

Die Volkskirche habe kein strukturelles oder finanzielles, sondern ein geistliches Problem. Die Auswirkung der Synodentagung sei fatal. Er bitte die Präses darum, sich bei den Menschen zu entschuldigen, dass sie die Sprecherin einer linksradikalen Gruppierung eingeladen und die Synodalen diese mit Applaus im Stehen gewürdigt habe. Täte Heinrich das nicht, würde sie „konstatieren, dass linksradikale Ideen, Äußerungen und Handlungen salonfähig werden dürfen in der Evangelischen Kirche in Deutschland“.

Chefredakteur Poschardt: Die EKD schafft sich selber ab

Der Chefredakteur der „Welt“-Gruppe (Berlin), Ulf Poschardt, äußerte in einem Videointerview auf welt.de, dass die EKD sich mit solchen Entscheidungen selber abschaffe. Viele Menschen hätten Fragen nach dem Sinn des Lebens. Yogastudios und Esoterikveranstaltungen seien deswegen stark nachgefragt. Aber die evangelische Kirche habe „null Komma null dazu anzubieten“ und plappere stattdessen das nach, was bei den Grünen, in der ZEIT und im WDR als Zeitgeistthemen referiert werde. Das treibe alle Menschen aus der Kirche, die davon überzeugt seien, dass man andere nicht erpressen und nötigen dürfe.

Es sei nicht nachzuvollziehen, warum diejenigen, die nicht rot-grün wählen, noch in die Kirche gehen sollten, wenn ihre eigene Kirchenorganisation eindeutig parteiisch ist. Er kündigte an, dass die „Welt“ ihr Investigativteam auf die „armen“ Bischöfe ansetzen und überprüfen werde, ob diese sich an das Tempolimit halten.

Ralf Schuler: Hat die EKD jemals Lebensschützer so empfangen?

Der Journalist Ralf Schuler äußerte auf der Plattform „Pleiteticker“ (Berlin), die EKD mutiere zum „politischen Verkehrsclub, der sich nicht mal entblödet, konkrete Tempo-Angaben für die braven Schäflein mitzuliefern“.

Schuler weiter: „Es ist nicht bekannt, dass etwa Lebensschützer, die sich gegen die Abtreibung von Embryos engagieren, jemals so von der EKD empfangen wurden.“ Es sei „selbst oder gerade für tiefgläubige Christen (wie mich) an der Zeit nachzudenken, ob man der GmbH Kirche nicht doch mal den Dauerauftrag für Propaganda, statt Predigt zu kündigen und ihre Dienstkarossen auf Tempo Null zu setzen“.

Markus Till: Ein abgrundtiefer Irrweg

Der evangelikale Blogger Markus Till (Weil im Schönbuch) schrieb auf Twitter, mit der „offenen Befürwortung von Gesetzesbruch zur Durchsetzung politischer Ziele im Verbund mit völlig glaubensfernen Organisationen hat die EKD leider einen abgrundtiefen Irrweg eingeschlagen“.

Er verwies auf einen Bericht im Tagesspiegel. Dem Beitrag zufolge kamen in Berlin Helfer wegen eines von den Klimaaktivisten ausgelöste Staus verspätet an. Die Polizei ermittle gegen die Aktivisten wegen unterlassener Hilfeleistung beziehungsweise der Behinderung hilfeleistender Personen, die Staatsanwaltschaft prüft auch den Vorwurf der fahrlässigen Tötung. Dazu Till: „Die Fakten sind klar: Die Protestformen der ,Letzten Generation‘ sind lebensgefährlich. Es ist unerträglich, dass die EKD-Leitung zugleich für diese Leute Beifall klatscht.“

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