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Flutkatastrophe: „Die Arbeiten werden immer schwerer“

24.07.2021

Pastor Mario Wahnschaffe in der Videobotschaft auf seinem Profil der Social Media-Plattform Instagram. Screenshot: Instagram/Mario Wahnschaffe
Pastor Mario Wahnschaffe in der Videobotschaft auf seinem Profil der Social Media-Plattform Instagram. Screenshot: Instagram/Mario Wahnschaffe

Bonn/Bad Neuenahr/Hagen (IDEA) – Viele freikirchliche Gemeinden organisieren Hilfseinsätze für die Opfer der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz. „Die Arbeiten werden immer schwerer, denn viele unserer Helfer sind am Ende ihrer Kraft“, berichtete der Leiter der Hilfsaktion der Evangelischen Allianz Bonn, der Pastor der freikirchlichen Gemeinde „CLW – Internationale Gemeinde in Bonn“, Mario Wahnschaffe, in einer Videobotschaft.

Für die Helfer sei es sehr belastend, „nicht nur die Zerstörung der Häuser, sondern auch die Zerstörung der Herzen der Menschen“ zu sehen. Viele Betroffene im Katastrophengebiet seien traumatisiert. Sie hätten während der Überschwemmung teilweise „zusammen mit ihren Kindern im ersten Stock ihres Hauses gesessen und nicht gewusst, ob sie das überleben“.

Verkündigung mit Schaufel und Besen

Durch die Hilfsaktion erlebten viele Betroffene im Ahrtal „Christen auf eine Weise, wie sie sie noch nie erlebt haben“. Wahnschaffe: „Die Menschen hören die frohe Botschaft in einer anderen Sprache. Die Sprache, die hier verstanden wird, ist das Geräusch der Schaufeln und der Besen, die den Lehm aus den Häusern herausschaffen“. Diese Geräusche sagten den Betroffenen: „Gott hat euch nicht vergessen, er ist bei euch in dieser Hölle.“

Große Hilfsbereitschaft und Einigkeit

Unter den Helfern herrsche eine überwältigende Atmosphäre von Liebe und Hilfsbereitschaft. Die Christen, die dort als aktiv seien, erlebten ganz neu die Bedeutung ihres Glaubens. „Wir haben keine Antwort auf die Frage nach der Herkunft des Leidens, aber wir haben eine Hoffnung, die über den Tod hinausreicht.“

Deshalb könnten sie den traumatisierten und trauernden Bewohnern der betroffenen Ortschaften Trost spenden. Die große Herausforderung schaffe auch ein großes Gefühl der Zusammengehörigkeit unter den Christen aus verschiedenen Gemeinden. „Diese Aufgabe ist so gewaltig, dass eine Kirche sie nicht alleine schaffen kann. Wir müssen jetzt zusammenhalten.“

Rund 150.000 Euro Spenden

Auch die Hilfsbereitschaft von Christen aus anderen Teilen Deutschlands sei überwältigend. Auf dem Spendenkonto seien mittlerweile Gelder in Höhe von 150.000 Euro eingegangen. Immer mehr Helfer aus ganz Deutschland kämen in Bonn an. Insgesamt rechnet die Allianz mit bis zu 400 Freiwilligen. Manche Helfer brächten sogar schweres Hilfsgerät mit.

So sei der Pastor einer freikirchlichen Gemeinde aus dem Ruhrgebiet mit einem Bagger gekommen. Die Evangelische Allianz Bremen habe in Aussicht gestellt, einen Spül-und-Saug-LKW zur Verfügung zu stellen. Von unschätzbarem Wert seien auch die zahlreichen Zusagen, für die Helfer im Ahrtal zu beten. „Wir brauchen jetzt jede Hilfe, aber vor allem Gebet.“

Pfingstgemeinde organisiert Radlader

Eine Hilfsaktion zur Beseitigung von Flutschäden hat die pfingstkirchliche „Christengemeinde Gottes Wort“ aus Bochum und Lüdinghausen gestartet. Am 17. und 18. Juli brachten rund 25 Helfer aus verschiedenen Gemeinden mit zwei Anhängern Hilfsgüter wie Wasser, Lebensmittel und Hygieneartikel nach Euskirchen, berichtete Pastor Andrej Stukert gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA.

Nach dem Abliefern der Hilfsgüter halfen sie mit Pumpen, Schaufeln und Besen in Bad Neuenahr dabei, Wasser und Schlamm aus Häusern zu schaffen. Für den Einsatz am kommenden Wochenende erwarte er noch mehr Helfer, sagte Stukert. In einem Baumarkt hätten sie zu günstigen Konditionen Arbeitsgeräte wie Schaufeln und Schubkarren bekommen. Eine Baufirma aus Waltrop habe für die Einsätze einen Radlader zur Verfügung gestellt.

Bibelschule Breckerfeld half Synagoge

Rund 20 Schüler der Bibelschule Breckerfeld halfen der Jüdischen Gemeinde in Hagen bei der Beseitigung von Wasser und Schlamm aus ihrer Synagoge. Die Bibelschüler seien „mit dem gesamten Equipment gekommen, mit dem man helfen kann“, erklärte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hagen, Hagay Feldheim, gegenüber der „Jüdischen Allgemeinen“. In dem Gebäude war bei dem Hochwasser der Keller vollgelaufen. Im Gemeindesaal stand das Wasser einen Meter hoch und machte viele Möbel unbrauchbar.

Gefragt sind auch Jugendmitarbeiter und Rechtsanwälte

Neben Helfern, die bei der Beseitigung von Schlamm und Müll anpacken, suchen die Organisatoren von Hilfsaktionen auch Freiwillige für andere Aufgaben. Das christliche Hilfs- und Missionswerk „To All Nations“ (Zu allen Nationen, Bornheim) sucht etwa auch Mitarbeiter für Freizeiten für Kindern aus den betroffenen Regionen. Gefragt sind außerdem etwa auch Rechtsanwälte und Steuerberater, erklärte Wahnschaffe. Sie könnten Menschen, die bei der Flut Haus und Habe verloren haben, etwa beim Ausfüllen von Anträgen auf staatliche Hilfen unterstützen.

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