Ressorts
icon-logo

Kommentar

Herzlichen Glückwunsch, Ulrich Parzany!

24.03.2021

Der Evangelist und Theologe Ulrich Parzany. Foto: Linda Penner
Der Evangelist und Theologe Ulrich Parzany. Foto: Linda Penner

Der Evangelist und Pfarrer Ulrich Parzany wird am 24. März 80. Die IDEA-Redaktion hat einige Wegbegleiter um eine Würdigung gebeten.

Parzany gab uns Rückendeckung

Unvergesslich ist mir die erste persönliche Begegnung mit Ulrich Parzany. Er war damals Leiter des Weigle-Hauses in Essen (1967-1984). Ich studierte in Tübingen. Zwei befreundete Theologiestudenten aus Essen luden mich ein zu einem Theologenkreis bei Parzanys.

Zwei Dinge sind mir unvergesslich: Das von seiner Frau Regine für uns vorbereitete Mittagessen: Kassler mit Sauerkraut. Ich habe es nie wieder so gut gegessen. Und das Theologische Gespräch. Es ging um die Auseinandersetzung mit dem 1970 erschienenen Buch von Helmut Gollwitzer „Krummes Holz – aufrechter Gang“.

Parzany diskutierte mit uns, hinterfragte, würdigte und kritisierte – und das auf hohem theologischen Niveau. An diesem Tag habe ich mehr von ihm gelernt als in manchem Theologischen Seminar. Er nahm sich für uns paar junge Leute Zeit, um uns Rückendeckung für unser Studium zu geben, und er und seine Frau verwöhnten uns mit ihrer Gastfreundschaft.

Immer wieder bin ich Ulrich Parzany während der letzten 50 Jahre bei unterschiedlichen Anlässen begegnet. Er ist einer der klügsten Theologen, die ich kenne, und dabei ein mitreißender Verkündiger, bei dem Verstand und Glaube, Verständlichkeit und Tiefgang keine Gegensätze sind.

Die Pfarrerin, Evangelistin, Buchautorin und Vortragsrednerin Bärbel Wilde wurde u. a. durch die Lüdenscheider „Gemeindetage unter dem Wort“ bekannt.

Die Pfarrerin Bärbel Wilde. Foto: privat

Dein Dienst war ein Geschenk

Es ist mir eine große Freude und Ehre, dir zum 80. Geburtstag zu gratulieren. Dein Dienst war ein Geschenk und ein Segen für viele Menschen und die CVJM-Bewegung national und international. Durch Gottes Gnade konntest du wahrlich viel bewegen.

21 Jahre lang hast du als Generalsekretär den CVJM Deutschland mit Hingabe, Leidenschaft und einem unermüdlichen Einsatz geleitet, geprägt, mit Visionen beschenkt und Aufbrüche initiiert. Mit deiner klaren evangelistischen Positionierung hast du dem CVJM Profil verliehen. Bis in die Ortsvereine hinein war deutlich, wofür der CVJM steht, welchen Auftrag Jesus gegeben hat: sein Reich unter jungen Menschen auszubreiten. Wichtig war dir, die Mitarbeitenden zu befähigen, die Botschaft von Jesus Christus einladend und in jugendgemäßer Sprache weiterzusagen.

Der Kernauftrag des Evangeliums war dir wichtig, ohne die Breite und gesellschaftspolitische Verantwortung des CVJM abzuschwächen. Die reibungslose, geschwisterliche Zusammenführung der Evangelischen Jungmännerwerke der DDR mit dem CVJM hast du mitgestaltet.

Mit dir an der Seite sind wir Wagnisse eingegangen, haben „Unmögliches“ gewagt – z.B. die Mitträgerschaft für den Pavillon der Hoffnung auf der EXPO in Hannover und die „Tour der Hoffnung“. Für die Mitarbeiter eine faszinierende, prägende Zeit. Danke für die gemeinsamen Jahre, die mein Leben geprägt, meinen Glauben gestärkt und mir Weite geschenkt haben.

Karl-Heinz Stengel war von 2003 bis 2019 ehrenamtlicher Präses des CVJM Deutschland.

Der Ex-Präses des CVJM Deutschland, Karl-Heinz Stengel. Foto: privat

Ein mitreißender Motivator

Meine langjährige Verbundenheit mit Ulrich Parzany begann Anfang der 70er Jahre, als er Leiter des Weigle-Hauses (WH) in Essen war. Schon Wilhelm Busch hatte ihn Mitte der 60er Jahre als seinen Nachfolger ausersehen, doch da befand er sich noch mitten im Theologiestudium. Erst danach und einem Vikariat in Jordanien konnte er nach einer vom späteren Vizepräsidenten der westfälischen Kirche, Herbert Demmer, wahrgenommenen Übergangszeit die Leitung des WH übernehmen.

Unvergesslich für mich als jungen Bundeswart bleibt mir bei meinem ersten Besuch im WH, wie die jungen Mitarbeiter vor dem Gottesdienst mit ihrem Leiter gemeinsam auf die Knie gingen, um für ihre Jungs zu beten, zu denen sie anschließend ausschwärmten, um sie zum Sonntagsprogramm ins WH und zur Gruppenstunde in der Woche einzuladen. Auch wenn der Schwerpunkt seines Dienstes im WH lag, wo er Sonntag für Sonntag vor vollem Haus predigte und die Nachmittage bis in den Abend hinein mit den Jungs verbrachte, führte ihn sein evangelistisches Charisma zu Verkündungsdiensten durch ganz Deutschland und darüber hinaus.

Er war Initiator und Vorsitzender des Jugendkongresses Christival, der erstmals über Pfingsten 1976 mit 12.000 jugendlichen Teilnehmern in Essen stattfand. So hat er vom „Heimathafen“ WH aus in den 70er und 80er Jahren ganz wesentlich die jugendmissionarische Szene in Deutschland geprägt – gemeinsam mit vielen Mitstreitern. Denn auch das zeichnet ihn aus: Er ist ein mitreißender Motivator und Teamplayer.

Pastor Klaus Jürgen Diehl war von 1971 bis 1995 Bundeswart des CVJM-Westbundes und anschließend 13 Jahre lang Leiter des Amtes für Missionarische Dienste der westfälischen Kirche.

Pfarrer Klaus Jürgen Diehl. Foto: IDEA/kairospress

Das Leben Jesus gewidmet

Die Superstars aus der Kindheit begleiten einen Menschen sein Leben lang. Bei mir war das - anders als bei meinen Schulkameraden - nicht Nena, nicht Michael Jackson, sondern Ulrich Parzany. Bevor ich überhaupt wusste, was er auf der Kanzel erzählte, war ich schon Fan. Das lag an meinen Eltern, die mich zu Glaubenskonferenzen mitnahmen. Anschließend schwärmten sie von seinen Vorträgen. Ich war sauer; ich hatte mich mit dem Kinderprogramm begnügen müssen.

Doch bald erlebte ich Ulrich Parzany live. Er kam als Gastredner in einen Nachbarort. Ich musste natürlich hin und wurde nicht enttäuscht. Das war frisch, kantig, wuchtig. Den Cassetten-Mitschnitt des Vortrags hörte ich anschließend x-mal. Ganz euphorisch war ich, als mein Lieblingsprediger viele Jahre später ein Dauer-Engagement bei mir vor der Haustür antrat. Ich lebte damals in Berlin, und hier rief Ulrich Parzany ab 2006 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis monatlich zur Glaubensentscheidung auf.

In dieser Zeit merkte ich, dass er nicht nur beruflich, sondern auch privat entschieden „pro Christ“ war: hilfsbereit, gütig und unendlich bescheidener als die amerikanischen Predigt-Koryphäen, die ich in den Jahren zuvor kennengelernt hatte. Er nahm sich sogar die Zeit, regelmäßige Bibelstunden für einen Journalisten-Kreis abzuhalten. Von seiner Exegese profitiere ich bis heute, besonders, wenn es um die heikelsten Glaubensfragen geht. Einmal fragte ich ihn nach der Hölle und wer dort seiner Meinung nach landen würde. „Denk an Jesus“, antwortete er mir, „und daran, dass Er in der Ewigkeit für die Einlasskontrolle zuständig ist“. Das beruhigt mich heute noch.

Gleichzeitig versetzt Ulrich Parzany mich immer wieder in geistvolle Unruhe. Wenn er für unbequeme Wahrheiten eintritt, sich lieber beschimpfen lässt, als sich für softe Sonntagsreden feiern zu lassen. Deshalb finde ich, dass wir uns an seinem Geburtstag vor allem selbst beglückwünschen können. Hoffentlich schenkt Gott uns noch viele Jahre, ihn zu erleben: als grandioses Vorprogramm zu dem wahren Superstar, dem er sein Leben gewidmet hat: Jesus.

Markus Spieker ist Fernsehjournalist und Autor von „Jesus – Eine Weltgeschichte“.

Der Fernsehjournalist Markus Spieker. Foto: IDEA/ Wolfgang Köbke

Scharfsichtiger Vordenker

Ulrich Parzany könnte locker als 60-Jähriger durchgehen. Mit unglaublicher Dynamik stößt der betagte Evangelist neue Initiativen an. Nach einer Reihe umfassender evangelistischer Projekte hat er 2016 das Netzwerk „Bibel und Bekenntnis“ gegründet.

Damit legt er als kompetenter Theologe den Finger in schmerzhafte Wunden. Gerade weil er leidenschaftlich Menschen in die Nachfolge von Christus ruft, ist ihm „gesunde Lehre“ ein Herzensanliegen. Was bewirkt Evangelisation, wenn anschließend die Jesusjünger durch radikale Bibelkritik verunsichert werden? Hier bewährt sich Parzany als solider theologischer Lehrer. Die Diskussion um die Segnung homophiler Partnerschaften macht das Problem wie unter einem Brennglas deutlich.

Parzany stellt hartnäckig die Frage, ob die Heilige Schrift auch dann verbindlich ist, wenn sie zum gesellschaftlichen Mainstream quersteht. Er macht im gegenwärtigen Kirchenstreit Probleme exemplarisch sichtbar. Es ist ein Geschenk, dass die evangelikale Bewegung durch ihn einen scharfsichtigen Vordenker hat.

Der frühere Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Rolf Hille, gehört zur Fortsetzungsgruppe (Leitungskreis) des „Netzwerks Bibel und Bekenntnis“.

Der frühere Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Rolf Hille. Foto: IDEA/ Wolfgang Köbke

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank. 

Jetzt spenden.

4 Wochen IDEA Digital 8,50 Euro 1,00 Euro

Entdecken auch Sie das digitale Abo mit Zugang zu allen Artikeln auf idea.de