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Entblößter Jesus: Google löscht „Titanic“-App

14.02.2021

Die Internetseite des Satiremagazins "Titanic". Google hat kürzlich ihre App gelöscht. Screenshot: titanic-magazin.de
Die Internetseite des Satiremagazins "Titanic". Google hat kürzlich ihre App gelöscht. Screenshot: titanic-magazin.de

Berlin (IDEA) – Das US-Unternehmen Google (Mountain View/Bundesstaat Kalifornien) hat die App des Satiremagazins „Titanic“ aus seinem App Store „Google Play“ entfernt. Über diesen virtuellen Kiosk können Apps und Spiele auf Android-Geräten installiert werden. Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtet, ist der Grund die Titanic-Titelseite vom Dezember 2020.

Die Karikatur zeigte unter der Überschrift „Franziskus in der Zwickmühle“ den amtierenden Papst mit einem Kruzifix im Anus. Hinter ihm steht Jesus mit einem weißen Gewand, das den Penis nicht bedeckt. Der Papst äußert in einer Sprechblase „Mon Dieu!“ (Mein Gott!) und Jesus fragt Franziskus: „Denkst du wieder an IHN?“.

Dem Spiegel zufolge erklärte Google auf Nachfrage, das Magazin habe mit dem Titelblatt die Anstandsregeln verletzt. Es sei von „Obszönität“ die Rede gewesen. Daraufhin habe die Titanic den Penis mit einem Balken bedeckt und die App sei wieder freigeschaltet worden. Allerdings sei das vollständige Titelbild ohne den Balken in der Januarausgabe des Magazins erneut abgedruckt worden. Daraufhin habe Google die Titanic-App erneut aus dem virtuellen Kiosk herausgenommen.

Google habe mitgeteilt, dass die Titanic „eine neue Version der App“ im Play Store veröffentlichen könne. Doch eine Durchsicht und Überarbeitung aller Ausgaben habe die Satirezeitschrift abgelehnt. Titanic-Chefredakteur Moritz Hürtgen sagte: „Wir gehen sicherlich nicht ganze alte Jahrgänge durch, um uns selbst zu zensieren. ,Titanic‘ war früher zwar nicht besser, aber wir sind trotzdem stolz auf alle Ausgaben. Lieber verzichten wir auf die Einnahmen aus dem Play Store.“

Unterschiedliche Reaktionen

Das Titelblatt hatte unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA, Helmut Matthies (Brandenburg an der Havel) schrieb damals auf Twitter: „Wenn es um #Mohammed ginge, würden wohl inzwischen Schüsse fallen, Häuser in Brand gesteckt… Aber es geht ja nur um die wohl blasphemischte Darstellung von #Christus, dem Sohn Gottes. Da ist bislang selbst von #Kirchen nichts zu hören. Anderes erscheint wohl wichtiger zu sein.“

Die Journalistin und Autorin Birgit Kelle äußerte: „Wieder ein bisschen deutscher Gratismut gegen die Katholische Kirche. Der @titanic fällt auch nichts Neues mehr ein.“

Der Gründer des Gebetshauses Augsburg, Johannes Hartl, verwies hingegen auf die Meinungsfreiheit: „Ich bin Christ – und sehr froh, dass wir in einer Gesellschaft leben, die Meinungs- und Pressefreiheit kennt. Deshalb: ja, Satire darf das, auch wenn es meinem persönlichen Glauben und Geschmack widerspricht. Muss man aushalten.“

Der Schriftsteller und Kolumnist Gideon Böss (Berlin) zog einen Vergleich zu der französischen Satirezeitung „Charlie Hebdo“: „Nachdem sich Charlie Hebdo mit einem Tiger angelegt hatte, knöpft sich Titanic lieber die Hauskatze vor.“ Die Zeitung mit Sitz in Paris war wegen der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen zur Zielscheibe von Islamisten geworden: 17 Menschen starben bei dem Angriff auf die Redaktion und einen jüdischen Supermarkt.

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