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Ökumene: Wo die Kirchen sichtbarer als Einheit auftreten wollen

14.03.2024

Die beiden großen Kirchen in Deutschland wollen künftig häufiger mit einer Stimme auftreten. Symbolfoto: pexels.com
Die beiden großen Kirchen in Deutschland wollen künftig häufiger mit einer Stimme auftreten. Symbolfoto: pexels.com

Die beiden großen Kirche in Deutschland wollen in Zukunft sichtbarer als Einheit auftreten. Das bekräftigen die (katholische) Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in einem „Gemeinsamen Wort“. Es wurde am 14. März in einer digitalen Pressekonferenz vorgestellt und trägt den Titel „Mehr Sichtbarkeit in der Einheit und mehr Versöhnung in der Verschiedenheit – Zu den Chancen einer prozessorientierten Ökumene“.

Der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gerhard Feige (Magdeburg), sieht in dem Dokument ein „klares Bekenntnis zur Ökumene“. „Die Ökumene lebt“, sagte er bei der Vorstellung.

Laut der evangelischen Theologin Prof. Miriam Rose (Jena) ermutigt das Dokument zu einem „gelassen-hoffnungsvollen Blick“ auf die ökumenischen Beziehungen, „der sich mit den Irritationen auseinandersetzt und mit kreativen Neuaufbrüchen rechnet“.

Im Vorwort des Dokuments schreiben die amtierende EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs (Hamburg), und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing (Limburg), dass aber in der Frage der eucharistischen bzw. Abendmahlsgemeinschaft oder beim Amtsverständnis „nüchtern“ zu bilanzieren sei, „dass hier in nächster Zeit keine Durchbrüche zu erwarten sind“.

Unterschiede weder ausblenden noch skandalisieren

Das Dokument endet mit wechselseitigen Zusagen. Man wolle regelmäßig ökumenische Gäste in möglichst vielen Gremien, Arbeitsgruppen und Projektinitiativen zur Mitarbeit einladen. Hoffnungsbilder für eine „lebenswerte Gesellschaft für alle“ sollen gemeinsam entwickelt werden. In Gottesdiensten soll die ökumenische Verbundenheit klarer zum Ausdruck gebracht werden.

Vor allem in Fragen der Caritas und Diakonie, des Klimaschutzes, der sozialen Gerechtigkeit, der Friedenssicherung und des Einsatzes für die Menschenrechte wolle man gemeinsam handeln. Die beiden Kirchen wollen zudem einen „konstruktiven und nüchternen Umgang“ mit Unterschieden kultivieren. Man wolle diese weder ausblenden noch skandalisieren.

Umgang mit ethischen Differenzen

Beide Kirchen möchten alles unterlassen, was „unnötigen Anlass zu neuen Zerwürfnissen“ zwischen den Kirchen gibt. Wörtlich heißt es in dem Dokument: „Wir verpflichten uns, in ethischen Fragen, die zwischen uns strittig sind, vor kirchenleitenden Entscheidungen den Dialog zu suchen. Bei differenten Positionen sprechen wir dem anderen nicht das ernsthafte Bemühen ab, das Evangelium für die Gegenwart zu bezeugen und dem Willen Gottes zu entsprechen.“

Darüber hinaus geht das Dokument auf die zunehmenden Differenzen in ethischen Fragen zwischen den beiden großen Kirchen nicht ein. Der katholische Theologe Franz-Josef Bormann etwa hatte Anfang des Jahres geäußert, die evangelische Kirche habe sich in bioethischen Fragen vom ökumenischen Konsens mit der katholischen Kirche verabschiedet.

Dass sich prominente evangelische Theologen 2021 in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ dafür aussprachen, ein qualitätsgesichertes Angebot der Suizidassistenz in Einrichtungen der Diakonie aufzubauen, bezeichnete Bormann als „ökumenische Provokation“. Bormann ist Professor für Moraltheologie an der Universität Tübingen und Mitglied des Deutschen Ethikrates.

Auch das Plädoyer des Rates der EKD für eine Liberalisierung von Abtreibungen war auf Kritik der katholischen Kirche gestoßen.

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