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Wie reagiert die Kirche auf „Künstliche Intelligenz“?

02.04.2023

Der Beauftragter für Ethik und Theologie der Digitalisierung sowie Leiter der Fachstelle für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Landeskirche in Baden, Gernot Meier. Foto: elkwue
Der Beauftragter für Ethik und Theologie der Digitalisierung sowie Leiter der Fachstelle für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Landeskirche in Baden, Gernot Meier. Foto: elkwue

Karlsruhe (IDEA) – Künstliche Intelligenz (KI) ist schon jetzt allgegenwärtig, und sie wird in Zukunft immer weitere Bereiche des Lebens bestimmen. Bereits heute kommt diese Technik in so alltäglichen Dingen wie Saugrobotern, Smartphones oder Texterstellungen zum Einsatz. Künftige Anwendungen betreffen etwa Medizin, Technik, Verwaltung, Rechtsprechung, Wirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit.

Die Kirchen müssen sich mit der KI auseinandersetzen, meint Pfarrer Dr. Gernot Meier (Karlsruhe). Er ist Beauftragter für Ethik und Theologie der Digitalisierung sowie Leiter der Fachstelle für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Landeskirche in Baden. In einem von der Kirche veröffentlichten Interview äußert er sich zu diesem Thema.

Nach seiner Ansicht wird durch die Digitalisierung „das Konzept Mensch neuformiert“. Für die Theologie stelle sich die Frage, nach welchen Regeln das passiere.

„Gott hat viele Bilder“

Das Menschenbild habe sich schon immer je nach politischem und gesellschaftlichem Zusammenhang verändert und weiterentwickelt. Das betreffe etwa das Bild der Frau oder die Diskussion um Geschlechter und Diversität.

Durch die Digitalisierung bekomme dies noch eine andere Qualität. Mit KI könnten Strukturen geschaffen werden, die auf eine Vereinheitlichung zielten.

So könne etwa der Instagram-Algorithmus dem Nutzer immer wieder Bilder von muskelbepackten Männerkörpern zeigen.

„Soll ‚man‘ sich nach diesem Bild ausrichten und nach Optimierung streben?“ fragt Meier. Viele Menschen seien dafür anfällig.

Doch für das christliche Menschenbild sei die Unterschiedlichkeit ein hohes Gut: „Der Mensch ist das Bild Gottes, aber Gott hat viele Bilder, und es ist nicht nur der optimierte Mensch oder das optimierte, normierte Leben.“

Verlassen wir uns vollständig auf die KI?

In ethischer Hinsicht gehe es auch um Fragen von Vertrautheit, Verlässlichkeit und Vertrauen.

Meier nennt ein Beispiel: „Mediziner etwa müssen heute begründen, wenn sie mit der Diagnose durch die KI nicht einverstanden sind. Vertrauen wir jetzt dem Mediziner, dem ja auch Fehler unterlaufen können, oder verlassen wir uns vollständig auf die KI mit der Idee, hier gibt es keine Fehler?“

Die Evangelische Akademie Baden befasse sich aktuell in der Veranstaltungsreihe „Unsupervised Thinking“ (Unüberwachtes Denken) mit solchen Fragen.

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