Politik
Theologen gegen Teilnahme der Kirchen an Zapfenstreich
12.10.2021
Berlin (IDEA) – Mehrere evangelische Theologen haben sich in einem Offenen Brief gegen die Teilnahme von Kirchenvertretern am Großen Zapfenstreich zur Ehrung der Afghanistan-Heimkehrer gewandt.
Die Zeremonie findet am 13. Oktober vor dem Reichstag in Berlin statt. Dieses höchstrangige staatliche Ritual sei zynisch gegenüber den Opfern einer gescheiterten Politik, erklärten die Unterzeichner laut einem „Welt“-Bericht. Die Zeremonie basiere außerdem auf der religiösen Überhöhung und Weihe militärischer Bereitschaft. Ferner grenze sie Menschen ohne Religions- oder Kirchenzugehörigkeit aus und sei deshalb unvereinbar mit dem religiösen Neutralitätsgebot des Grundgesetzes.
Unterzeichner des Briefes sind dem Bericht zufolge unter anderen Propst Thomas Drope (Pinneberg), der Theologieprofessor Hans-Martin Gutmann (Hamburg), der Direktor der Evangelischen Akademie der Nordkirche, Jörg Herrmann (Hamburg), der Referent für Theologie, Hochschul- und Genderpolitik beim Verband der Evangelischen Studierendengemeinden in Deutschland (ESG), Uwe-Karsten Plisch (Hannover) und die feministische Theologin Klara Butting (Uelzen).
Eine Sprecherin der EKD teilte der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA auf Nachfrage mit, dass man sich grundsätzlich nicht zu Offenen Briefen äußere. Nach Stand vom 12. Oktober werde kein Spitzenvertreter der EKD an der Zeremonie teilnehmen. Der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg (Berlin) ließ IDEA ebenfalls über einen Sprecher mitteilen, dass er den Brief nicht kommentieren, dem Zapfenstreich aber beiwohnen werde.
Theologe: Eine unwürdige Forderung
Der frühere Pressesprecher des ehemaligen evangelischen Militärbischofs Sigurd Rink, der Theologe und Journalist Roger Töpelmann (Berlin), kritisierte in einer Stellungnahme für IDEA die Forderung der Unterzeichner. Deren Protest offenbare ein gespaltenes Verhältnis „zu den verfassungsmäßigen Organen in unserem Land, namentlich der Bundeswehr“. Die Kirchen seien „seelsorgerliche Partner“ des Staates. Der in der Bundeswehr unabhängig tätigen Militärseelsorge beider Konfessionen komme „eine hoch geschätzte Rolle“ zu. Es müsse deshalb in ihrem Interesse liegen, den zu gut 50 Prozent einer Kirche angehörenden Soldaten einen Dank abzustatten. Es sei in diesem Zusammenhang erstaunlich, dass bislang weder die EKD noch die Militärbischöfe „zur unwürdigen Forderung“ der Unterzeichner Stellung bezogen hätten.
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