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Ratzinger: Erwarte von Sprechern der Kirche Glaubenszeugnisse

27.07.2021

Der ehemalige Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger. Archvifoto: Wikipedia/Mark Bray
Der ehemalige Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger. Archvifoto: Wikipedia/Mark Bray

Freiburg (IDEA) – Dem früheren Papst Benedikt XVI. fehlen bei Vertretern der katholischen Kirche in Deutschland Aussagen zum persönlichen Glauben.

„In den kirchlichen Einrichtungen – Krankenhäusern, Schulen, Caritas – wirken viele Personen an entscheidenden Stellen mit, die den inneren Auftrag der Kirche nicht mittragen und damit das Zeugnis dieser Einrichtung vielfach verdunkeln“, antwortete der 94-jährige Joseph Ratzinger, der von 2005 bis 2013 als Papst Benedikt XVI. amtierte, schriftlich auf eine Anfrage der katholischen Monatszeitschrift „Herder Korrespondenz“ (Freiburg). Dies wirke sich vor allem auch in Verlautbarungen und öffentlichen Stellungnahmen aus. Man habe das Wort von der Amtskirche gebildet, um den Gegensatz zwischen dem „amtlich Geforderten“ und dem „persönlich Geglaubten“ auszudrücken.

Mittlerweile sei es, so bedauert Ratzinger, „leider weitgehend so, dass die amtlichen Texte der Kirche in Deutschland weitgehend von Leuten geformt werden, für die der Glaube nur amtlich ist“. Solange bei kirchenamtlichen Texten nur das Amt, aber nicht das Herz und der Geist sprächen, „so lange wird der Auszug aus der Welt des Glaubens anhalten“. Ratzinger spricht sich deswegen dafür aus, die Person aus der Deckung des Amts herauszuholen und ein „wirkliches persönliches Glaubenszeugnis“ von den „Sprechern der Kirche“ zu erwarten. Konkrete Personen nennt Ratzinger dabei nicht.

Kritik kommt von „Wir sind Kirche"

Die Ausführungen sind das Ergebnis einer Anfrage der „Herder Korrespondenz“ zu der Zeit von Ratzinger als Kaplan vor 70 Jahren in der Münchener Gemeinde Heilig Blut im Stadtteil Bogenhausen. Ratzinger äußert sich vor allem zu seinen dort gesammelten Erfahrungen. Schon damals seien in der Kirche viele Funktionen von Menschen wahrgenommen worden, die den Glauben der Kirche keineswegs teilten: „So musste ihr Zeugnis auch in vielem als fragwürdig erscheinen. Glaube und Unglaube waren auf eine merkwürdige Weise miteinander vermischt, und dies musste irgendwann zum Vorschein kommen und einen Zusammenbruch hervorrufen, der den Glauben schließlich begraben würde.“

Ratzinger lebt seit 2013 in einem ehemaligen Kloster im Vatikan. Kritik an den Gesprächsaussagen kam von der katholischen Reformbewegung „Wir sind Kirche“. Die Gefahr sei groß, dass konservative Kräfte in der katholischen Kirche die Aussagen Ratzingers auch als Festhalten am Priesterbild der damaligen Zeit lange vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) deuteten, heißt es in einer Presssemitteilung.

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