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Kontroverse um Pastor Piehl: Gemeinde ist gespalten

23.07.2021

Pastor Marcus Piehl in einer Video-Andacht. Screenshot: YouTube/St. Johannis Nordstemmen
Pastor Marcus Piehl in einer Video-Andacht. Screenshot: YouTube/St. Johannis Nordstemmen

Hildesheim (IDEA) – Angesichts der Kontroverse in der evangelischen St.-Johannis-Kirche in Nordstemmen (bei Hildesheim) hält der frühere Regionalbischof Eckhard Gorka (Hildesheim) einen Neuanfang ohne ihren Pastor Marcus Piehl für notwendig. In dem Streit um einen Gemeindebrief-Artikel des Theologen hatte Gorka sowohl den Kirchenvorstand als auch Piehl beraten.

Zum Hintergrund: Piehl hatte im Mai-Gemeindebrief die aktuelle Auseinandersetzung über die Geschlechtervielfalt als einen „Angriff auf Gottes Ordnung“ bezeichnet. Er hatte seine Haltung zur Rolle der klassischen Familie aus Vater, Mutter und Kind mit der Bibel begründet.

In dem Artikel ging es auch um einen transsexuellen Künstler, die SPD und den Kasseler Evolutionsbiologen Ulrich Kutschera. Nach mehreren Gesprächen hatte Piehl sich für den Beitrag entschuldigt. Dennoch hatte der Kirchenvorstand entschieden, dass Piehl die Gemeinde verlassen muss.

Gorka: Piehls Artikel war schlecht, aber sein Dienst gut

Gorka nahm an einer Gemeindeversammlung teil und äußerte sich danach gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Wie er sagte, ist Nordstemmen eine „tolle“ Gemeinde mit „vielen frommen und fröhlichen Mitgliedern“.

Doch der Artikel sei Pastor Piehl misslungen, und er sei von den negativen Wirkungen und der Kritik daran völlig überrollt worden. Piehl habe einen schlechten Artikel geschrieben, sei dadurch aber nicht gleich ein schlechter Pastor. Er habe schon an mehreren Orten einen guten Dienst getan. Durch den Artikel sei er in ein Fahrwasser geraten, „in dem er sich nicht wohlfühlt“.

Durch die Sozialen Medien habe der Gemeindebriefbeitrag trotz seiner geringen Auflage zudem eine „irrsinnige Verstärkung“ erfahren. Die Gemeindeversammlung mit rund 200 Besuchern habe in einer angenehmen Atmosphäre stattgefunden, bei der Gegner und Unterstützer zu Wort gekommen seien.

Deutlich sei aber auch geworden, dass die Gemeinde im Blick auf ihren Geistlichen gespalten sei. Um den Riss nicht zu vertiefen, sei es Piehl nur zu wünschen, dass er andernorts unbelastet einen Neuanfang machen könne. Dabei werde ihn die hannoversche Landeskirche unterstützen.

Bibeltreue Verkündigung führt zu Konflikten

Manche Gemeindemitglieder haben kein Verständnis dafür, dass Piehl die Gemeinde verlassen muss. Dazu gehört das Ehepaar Slava und Julia Machleid. Die Gemeindeversammlung habe gezeigt, dass Piehl und mit ihm wenige andere „die wortgetreue, vom Heiligen Geist inspirierte Irrtumslosigkeit der Bibel vertreten“, sagte Julia Machleid IDEA.

Der Gemeindevorstand und Gemeindemitglieder, die nur zu Ostern und an Weihnachten die Gottesdienste besuchten, befürworteten dagegen einen anderen Kurs, der letztlich zu einer „Anpassung an die Welt“ führe. In dieser Situation könne Pastor Piehl das Wort Gottes nicht frei predigen, weil seine Verkündigung zu Konflikten führe.

Machleid bedauerte, dass die hannoversche Landeskirche in dieser Lage Piehl nicht in Schutz genommen habe. Sie und ihre Familie würden daraus nun Konsequenzen ziehen: „Wir werden die Landeskirche verlassen.“

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