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Berlin: Senioren gekündigt, um Platz zu schaffen für Flüchtlinge?

28.02.2023

Die rund 50 Senioren in den zwei unteren Stockwerken müssten bis Ende 2023 das Haus verlassen. Symbolbild: pixabay.com
Die rund 50 Senioren in den zwei unteren Stockwerken müssten bis Ende 2023 das Haus verlassen. Symbolbild: pixabay.com

Berlin (IDEA) – In Berlin ist rund 100 Bewohnern des diakonischen Altenpflegeheims „Wohnen & Pflege Schillerpark“ im Bezirk Wedding gekündigt worden. Der Räume sollen künftig für Flüchtlinge genutzt werden. Die beiden beteiligten Diakoniewerke, die Johannesstift Diakonie und das Paul Gerhardt Stift zu Berlin (PGS) betonen, dass es zwischen beiden Entscheidungen einen Zusammenhang gibt.

Wie die Pressesprecherin der Johannesstift Diakonie, Lilian Rimkus, gegenüber der Nachrichtenagentur IDEA, sagte, hat ihr Werk ab 2006 das Gebäude mit Platz für 141 Heimbewohnern vom PGS angemietet – zunächst mit einer Laufzeit über 25 Jahre. Doch im Jahr 2021 habe PGS deutlich höhere Mieten und Pacht verlangt. Daraufhin habe man für den Vertrag eine Befristung bis Mitte 2025 vereinbart, mit der Option, ihn auch früher zu kündigen.

Zunächst habe man für die Bewohner des Heimes „Schillerpark“ nach alternativen Unterbringungsmöglichkeiten gesucht, die man aber nicht gefunden habe. Daraufhin habe man ab 2022 frei werdende Plätze nicht mehr nachbelegt. Zwei Stockwerke des vierstöckigen Gebäudes seien bis Ende 2022 dann geräumt worden, die letzten rund 50 Senioren in den zwei unteren Stockwerken müssten bis Ende 2023 das Haus verlassen.

Rimkus: „Die höheren Mietkosten hätten wir auf unsere Bewohner umlegen müssen: Doch das war nicht möglich.“ Zugleich bedauerte sie, dass nur wenige Bewohner das Angebot angenommen hätten, in einem der sechs anderen Pflegeheime des Johannesstifts in Berlin unterzukommen. Nach den Worten von Rimkus habe das PGS bei den Beratungen immer wieder signalisiert, die Räume für sich selber nutzen zu wollen.

Bei der Unterbringung von Geflüchteten unterstützen

Dazu teilte das PGS in einer Stellungnahme auf seiner Homepage am 27. Februar mit, dass die Umnutzung des Pflegeheimes keine wirtschaftliche Entscheidung gewesen sei. Ausschlaggebend sei der Bedarf des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten gewesen.

Wörtlich heißt es weiter: „Durch unsere jahrzehntelange Erfahrung und Geschichte in der Geflüchteten-Arbeit wird das Paul Gerhardt Stift das Land Berlin bei der Frage zur Unterbringung von Geflüchteten unterstützen.“ Man wollte die Plätze für mehrfach traumatisierte Schutzbedürftige erweitern. Wie es dazu auf der PGS-Homepage heißt, gibt es in dem Flüchtlingsheim „Refugium“ 169 Plätze.

In einer Meldung über den Empfang neuer Besucher in der Einrichtung ist aktuell von 295 Plätzen die Rede. Eine IDEA-Anfrage, ob schon Flüchtlinge in das Altenpflegeheim „Schillerpark“ eingezogen sind, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

In der PGS-Stellungnahme wird Medienberichten widersprochen, nach denen den Senioren gekündigt worden sei, weil die Betreuung von Flüchtlingen wegen der öffentlichen Zuschüsse lukrativer sei als Altenpflege: „Die Entscheidung zur Umnutzung wurde nach dem vorzeitig geänderten Vertrag getroffen.“

Die Evangelische Johannesstift Diakonie ist außer in Berlin auch in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Niedersachsen vertreten. Sie betreibt zehn Krankenhäuser, vier medizinische Versorgungszentren sowie weitere ambulante und rehabilitative Einrichtungen; rund 30 Pflege- und Wohn-Einrichtungen für ältere Menschen, mehr als 40 in der Jugendhilfe sowie zahlreiche Angebote für Menschen mit Behinderung.

Das Werk beschäftigt knapp 10.500 Mitarbeiter. Das Paul Gerhardt Stift betreibt neben einem Flüchtlingswohnheim auch ein Mehrgenerationenhaus, einen Bereich Servicewohnen und eine Kita.

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