Frei-/Kirchen
Evangelische Allianz respektiert Versammlungsverbot in Kirchen
08.04.2020
Wetzlar (idea) – Die Deutsche Evangelische Allianz hat angesichts der Corona-Pandemie Verständnis für die staatliche Anordnung geäußert, dass sich aufgrund des Infektionsschutzes Christen an Ostern nicht zu Gottesdiensten versammeln dürfen. „So gern wir die Auferstehung Jesu gemeinsam feiern würden, so respektieren wir diese Regelung zum Wohle aller und insbesondere der Risikogruppen unter unseren Mitmenschen“, heißt es in einem „Wort“ des evangelikalen Dachverbandes zum Osterfest. Man erwarte zugleich eine regelmäßige Überprüfung der Einschränkungen durch die Politik und hoffe auf „eine baldige, verantwortungsvolle Rückkehr zur Normalität“. Trotz der veränderten Rahmenbedingungen durch das Coronavirus blieben die hoffnungsfrohe Gewissheit über die Auferstehung Jesu Christi und die Freude an der Osterbotschaft doch bestehen. „Gleichzeitig verstehen wir diese Krise als eine freundliche und deutliche Einladung unseres Gottes, uns ihm neu zuzuwenden und unser Vertrauen auf ihn zu setzen, der die Toten auferweckt“, so die Allianz.
Aufruf zum Gebet
Überdies mache die Coronakrise aber auch deutlich, „wie fragil sicher geglaubte Rahmenbedingungen unseres gesellschaftlichen Lebens und der wirtschaftlichen Entwicklung in unserem Land, in Europa und global sind“. Hier gelte es, die Not von Menschen „vor unserer Haustür, aber auch global“ wahrzunehmen und solidarisch zu helfen, wo immer es möglich sei. „Und wir sind zum Gebet aufgerufen“, so der Dachverband weiter – etwa für Menschen in Not, Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft sowie für medizinisches Personal, Beschäftigte in Supermärkten und Verwaltungen, „die das tägliche Leben für uns am Leben halten“. Unterzeichnet ist das Schreiben vom Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz, Ekkehart Vetter (Mülheim an der Ruhr), seinem Stellvertreter Siegfried Winkler (München) und Generalsekretär Reinhardt Schink (Bad Blankenburg/München). Der Dachverband hatte Mitte März die Aktion „Deutschland betet“ zur COVID-19-Pandemie initiiert. Sie ruft dazu auf, täglich um 20.20 Uhr zu beten.
Bischof Damian: In der „Zwangspause“ Prioritäten des Lebens neu prüfen
Zur Corona-Krise und dem bevorstehenden Osterfest äußerten sich auch eine Reihe von Kirchenleitern. Der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche für Deutschland, Anba Damian (Höxter), hält derzeit „intensive Gebete und individuelle Seelsorge“ für notwendiger denn je. Zugleich sieht er in der „Zwangspause“ aber auch einen Segen, die Prioritäten des Lebens neu zu prüfen. „Die Welt wurde auf einmal im Leiden, in der Zusammenarbeit und in der Hoffnung vereint“, so Damian. Doch weil Christus den Tod besiegt habe, gebe es die feste Überzeugung, dass aus Leid und Tod, Hoffnung und neues Leben entstehen werde. „Durch den Glauben an ihn besiegen wir jede Angst und jeden Zweifel.“
Bischof Stäblein: Das Leben ist stärker als das Virus
Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein (Berlin), erklärte, Ostern müsse als das wichtigste kirchliche Fest in diesem Jahr unter den Vorzeichen von Verzicht und Sorgen gefeiert werden. Doch Gott wisse um die Krise ebenso wie um die Angst der Menschen. Stäblein: „Auch einem Virus geben wir nicht die Macht, dass es unseren Lebenssinn bestimmt“. Das Leben sei stärker: „Gott ruft uns zu: Du wirst leben.“ Dass Ostern nicht ausfällt, betont auch der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, Christoph Meyns (Wolfenbüttel), in seiner Botschaft. So verkündeten Christen seit 2.000 Jahren, dass Christus auferstanden sei und den Tod besiegt habe. Diese Zuversicht sei nicht aus der Welt zu schaffen, weil Gottes Lebensmacht sich nicht einsperren lasse. Zugleich verspreche Ostern Zukunft – auch in der aktuellen Krise. Es gelte, die Osterbotschaft mit neuen und ungewöhnlichen Mitteln zu bezeugen: „in unseren Familien und Freundeskreisen, am Telefon und im Internet, von Balkonen und Kirchtürmen.“
Mitteldeutsche Kirchenleiter: „Das Osterlachen darf ruhig ansteckend sein“
Ein gemeinsames Osterwort veröffentlichten die Leitenden Geistlichen in Mitteldeutschland: der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer (Magdeburg), der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig (Dessau-Roßlau), sowie die katholischen Bischöfe Ulrich Neymeyer (Erfurt) und Gerhard Feige (Magdeburg). Ihnen zufolge war die Feier des Osterfestes „lange nicht so nötig wie in dieser von gegensätzlichen Erfahrungen geprägten Krisenzeit“. Zwar könne „kein Online-Ostern“ die fehlende Gemeinschaft von Angesicht zu Angesicht, „die Leerstelle einer von Gebet und Gesang, von Posaunen und Chören erfüllten Kirche“ füllen. Die Osterbotschaft aber unterliege keiner Kontaktsperre. „Das Osterlachen darf ruhig ansteckend sein“, so die Kirchenleiter. „Mit Christen in Bergamo und New York, in Wuhan und Heinsberg, mit unseren Geschwistern auf den griechischen Inseln und in Afrika, mit Jerusalem und dem ganzen Erdkreis bekennen wir und jubeln voller Freude: Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.“
Bilz: Nach der Krise beginnt ein neues Leben
Laut dem Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Tobias Bilz (Dresden), wird neu gewiss, was immer klar gewesen sei: „Diese Welt bietet nicht den Schutz und die Geborgenheit, die wir brauchen, um uns existenziell aufgehoben zu fühlen.“ Gerade jetzt, in Zeiten von viel Unsicherheit und mancher Sorge, komme es stattdessen mehr denn je darauf an, in Jesus Christus selbst gegründet zu sein. „Die Verbindung mit seinem Leiden, Sterben und Auferstehen ist uns mit der Taufe längst geschenkt worden. Im Glauben ergreifen wir sie jetzt neu“, so Bilz. Damit könne Ostern 2020 zu einem besonderen Erlebnis werden: „Wir vollziehen vorwegnehmend, dass nach der Krise ein neues Leben beginnt.“
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