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Vetter: Den Menschen nicht die Bibel um die Ohren hauen

01.08.2021

Ekkehart Vetter beim Abschlussgottesdienst der 125. Allianzkonferenz. Screenshot: Youtube/ Allianzkonferenz Bad Blankenburg
Ekkehart Vetter beim Abschlussgottesdienst der 125. Allianzkonferenz. Screenshot: Youtube/ Allianzkonferenz Bad Blankenburg

Bad Blankenburg (IDEA) – Die 125. Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz im thüringischen Bad Blankenburg ist am 1. August zu Ende gegangen. Der Allianzvorsitzende, Pastor Ekkehart Vetter (Mülheim an der Ruhr), rief am Abschlusstag dazu auf, mit Christen im Gespräch zu bleiben, die theologisch andere Auffassungen vertreten als man selbst.

Wie er in einer Predigt über die geistliche Waffenrüstung (Epheser 6) sagte, wird dort das Wort Gottes als Schwert beschrieben. Auch wenn es sich bei einem Schwert um eine Offensivwaffe handle, könne es nicht darum gehen, anderen Menschen die Bibel und ihre Aussagen „um die Ohren zu hauen“, betonte Vetter. Man brauche nicht in allen Fragen ein einheitliches Bekenntnis. Bereits Paulus habe das beschrieben und dazu aufgerufen, einander anzunehmen (Römer 15,7). Allerdings gebe es auch Wahrheiten, an denen nicht gerüttelt werden könne. Sie seien unter anderem in der Glaubensbasis der Allianz festgehalten.

Die Evangelische Allianz sei seit ihrer Gründung vor 175 Jahren eine Bibelbewegung, betonte Vetter. Dem Netzwerk sei es wichtig, dass Menschen die Heilige Schrift möglichst gut kennen. Damals wie heute hätten Vertreter der Allianz den Eindruck, dass es bröckele – jetzt auch „in den Kreisen, wo man normalerweise sehr viel Wert auf die Bibel legt“. Welche Kreise er meinte, führte Vetter nicht aus.

Weiter sagte der Vorsitzende: „Wem das Wort Gottes am Herzen liegt, der muss sich um eine verantwortungsvolle Interpretation und Deutung der biblischen Texte für den heutigen Hörer und Leser bemühen.“ Die Liebe zu Gott drücke sich auch „im Ernstnehmen der biblischen Überlieferung“ aus.

Allianzgeneralsekretär Schink: Ich bin dankbar

Allianzgeneralsekretär Reinhardt Schink (München) zog gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA ein positives Fazit. Er sei sehr dankbar, dass die Konferenz als Präsenzveranstaltung stattfinden konnte. Da die Teilnehmerzahl wegen der Coronakrise begrenzt gewesen sei, habe man im Vorfeld die Ortsallianzen ermutigt, die Übertragungen von der Konferenz in den Gemeinden zusammen zu verfolgen.

Die Teilnehmer in Bad Blankenburg hätten zum einen das Miteinander sowie das gemeinsame Singen und Beten sehr geschätzt. Es habe viele wertvolle geistliche Impulse gegeben. Zum anderen seien die vielen dezentralen Begegnungsmöglichkeiten gut angenommen werden.

Welche Rolle die Konferenz künftig spielen könnte

Ihm sei es ein Anliegen, dass die Deutsche Evangelische Allianz sowohl christliche Werke als auch die Generationen vernetze. Die Konferenz könne dabei künftig eine noch wichtigere Rolle einnehmen und zu einem „Kristallisationspunkt“ mit vielfältiger Beteiligung werden.

Schink – er hatte im Juni 2019 das Amt des hauptamtlichen Generalsekretärs von Hartmut Steeb übernommen – verwies zudem auf das Jugendcamp auf dem Allianzgelände. Coronabedingt durften zwar nur 40 Jugendliche daran teilnehmen. Aber rund die Hälfte sei aus Bad Blankenburg gekommen und habe keinen Gemeinde-Bezug. So hätten sich viele Möglichkeiten ergeben, über den Glaubens ins Gespräch zu kommen und auch andere christliche Jugendwerke an dem Programm zu beteiligen: „Wir merken, dass Gott Türen öffnet.“

Was eine Herausforderung ist

Die Finanzierung der Allianzkonferenz bezeichnete Schink als „herausfordernd“. Aufgrund der geringeren Teilnehmerzahl seien die Einnahmen niedriger, die Kosten aber aufgrund der Anti-Coronamaßnahmen höher. So habe man beispielsweise in die Technik investiert, um die Veranstaltungen live übertragen zu können. Doch dabei handele es sich um gut investiertes Geld, betonte Schink, da man langfristig davon profitieren werde.

Theaterstück „Anna von Weling – eine Frau mit Vision“ uraufgeführt

Die fünftägige Allianzkonferenz endete am 1. August. Aufgrund der Hygienemaßnahmen wegen der Corona-Pandemie durften nur 500 Besucher vor Ort teilnehmen. 300 Teilnehmer waren in der historischen Konferenzhalle der Allianz erlaubt. Die Hauptveranstaltungen können weiterhin auf dem YouTube-Kanal der Allianzkonferenz angeschaut werden. Die Bibel-, Glaubens- und Gebetskonferenz stand in diesem Jahr unter dem Thema „Zusammenwachsen“ und wurde von einem Konferenzausschuss unter dem Vorsitz von Pfarrer Michael Eggert (Weimar) vorbereitet.

Eine Besonderheit war in diesem Jahr die Uraufführung des Theaterstücks „Anna von Weling – eine Frau mit Vision“ in der Bad Blankenburger Stadthalle. Die Schriftstellerin Anna Thekla von Weling (1837–1900) ist die Gründerin der Allianzkonferenz und des Allianzhauses. Sie zog 1886 aus dem Rheinland nach Bad Blankenburg, kaufte dort die Villa Greifenstein unterhalb der gleichnamigen Burg. Noch im selben Jahr lud sie dorthin zur ersten Allianzkonferenz ein. Es handelt sich somit heute bei der Allianzkonferenz um die älteste christliche Konferenz in Deutschland.

Das Allianzgelände in Bad Blankenburg gilt heute als Zentrum der Evangelikalen in Deutschland. Leiterin des Evangelische Allianzhauses ist Gabriele Fischer-Schlüter. Die 58 Zimmern und 100 Betten sind auf fünf Gästehäuser verteilt. Die Deutsche Evangelische Allianz hat an rund 1.000 Orten Allianzkreise. Sie veranstaltet jährlich die Allianzgebetswoche.

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