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INSA-Chef: Geistig-moralische Wende wäre notwendiger denn je
26.06.2025

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Deutschland braucht heute mehr denn je die „geistig-moralische Wende“, die 1982 der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (1930–2017) versprochen hat. Davon ist der Gründer und Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts INSA Consulere, Hermann Binkert (Erfurt), überzeugt.
Der Katholik sprach am 25. Juni vor der Mitgliederversammlung des Trägervereins der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA in Wetzlar. Sie befasste sich mit dem Thema „Orientierung in Zeiten vieler Krisen“. Er verwies darauf, dass nach einer aktuellen INSA-Umfrage für die Mehrheit der Bürger in Deutschland die Familie in Krisenzeiten Orientierung gibt. Das sagten 55 Prozent.
Dies zeigt laut Binkert, wie wichtig es ist, die Familie zu stärken. Dazu gehöre die Wahlmöglichkeit für Mütter und Väter – sich in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder selbst um die Erziehung zu kümmern – alternativ zur Betreuung in der Kita. Bindung und Bildung gehörten zusammen.
Binkert betonte ferner die Notwendigkeit, das Lebensrecht des Menschen uneingeschränkt zu schützen. Allerdings werde versucht, mit Sprache dagegen Stimmung zu machen. So werde von einem Recht auf Abtreibung gesprochen. Dies könne den Druck erhöhen, ungeborene Kinder mit einer schweren Behinderung abzutreiben. Man müsse aufpassen, nicht in eine Situation zu geraten, in der es heiße: „Warum gibt es eigentlich noch behinderte Menschen? Haben die Eltern nicht versucht, diese rechtzeitig zu verhindern?“
Im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Diskussion um Verteidigungsfähigkeit fragte Binkert: „Was verteidigen wir eigentlich, wenn wir keine Inhalte mehr haben, wenn wir uns nicht mehr für Familie und das uneingeschränkte Lebensrecht einsetzen?“
Er erinnerte an den Ausspruch eines geistigen Vaters der Sozialen Marktwirtschaft, Wilhelm Röpke (1899–1966): „Das Maß der Wirtschaft ist der Mensch; das Maß des Menschen ist sein Verhältnis zu Gott.“ Das ist laut Binkert der Angelpunkt, um zu sehen, „wie wir Orientierung in der Krise gewinnen können“.

Mit „Lebensoasen“ gegen den „organisierten Tod“
Die Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht, Alexandra Maria Linder (Willich), beklagte den schwindenden Lebensschutz in westeuropäischen Ländern. So sei jetzt in England und Wales Abtreibung bis zur Geburt möglich. Auch der assistierte Suizid werde zugelassen. Dies gelte auch für Frankreich.
Zwei wesentliche Faktoren für diese Entwicklungen seien instabile Beziehungen und Einsamkeit. Alte Menschen begründeten ihre Entscheidung für den assistierten Suizid oft damit, dass sie niemandem zur Last fallen wollten. Notwendig sei es deshalb, „Lebensoasen“ zu schaffen, wo der „organisierte Tod“ keinen Zutritt habe, etwa Hospize und Palliativstationen.
Außerdem gelte es, Hilfsangebote bekannter zu machen: „Niemand muss abtreiben. Niemand muss sich töten oder töten lassen.“ Christen sollten daran mitwirken, „dass unsere Gesellschaft wieder lebensbejahender und lebensmutiger wird“.

Journalismus im Krisenmodus
Der Korrespondent des Bayerischen Rundfunks (BR) im ARD-Hauptstadtstudio, Hans-Joachim Vieweger (Berlin/München), ging auf die Krisenberichterstattung der Medien ein. Sie versuchten in schwierigen Zeiten, Orientierung zu geben. Was man zu Krisen lesen oder sehen könne, hänge stark von den Begleitumständen ab. So gebe es in Israel eine freie Presse, die auch die eigene Regierung kritisiere, in Gaza sei die Pressefreiheit dagegen eingeschränkt.
Grundsätzlich verstärke die Tendenz zum Negativen und zur Kritik in den Medien den Krisenmodus. Vieweger warb um Verständnis dafür, dass Orientierung im Journalismus immer mit Begrenzungen verbunden sei: „15 Minuten Tagesschau oder ein IDEA-Heft verlangen Auswahl, Beschränkung und auch Vereinfachung.“ Er betonte zugleich die Bedeutung persönlicher Glaubwürdigkeit, um Menschen in Krisen Orientierung zu geben: „Glaubwürdigkeit und Vertrauen in die Politik, in Medien, aber auch in die Wirtschaft hängen eng miteinander zusammen.“

Bauunternehmer: Was Deutschland fehlt
Der Bauunternehmer Stephan Hundhausen (Siegen) vertrat die Ansicht, dass fehlendes Geld nicht das eigentliche Problem in Deutschland sei. Im vergangenen Jahr hätten Bund, Länder und Kommunen insgesamt 948 Milliarden Euro eingenommen. „Mit diesem Geld sollte der Staat in der Lage sein, seine Aufgaben zu bewerkstelligen, ohne immer wieder neue Schulden zu machen“, so Hundhausen. Dies gelte auch für die Bereiche Infrastruktur und Verteidigung.
Deutschland fehle vielmehr ein „durchtragendes Zukunftsbild“. Das könne die Politik allein nicht schaffen. Dafür sei ein grundsätzliches Umdenken notwendig. Hundhausen verwies dazu auf das alttestamentliche Buch Sprüche (29,18): „Wenn ein Volk auf Gottes Weisung hört, kann man es glücklich preisen.“ Binkert, Linder und Hundhausen sind Mitglied im IDEA-Trägerverein, Vieweger gehört zum IDEA-Vorstand.
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