Menschenrechte
Papst besucht Irak: Verbliebene Christen unter Druck
04.03.2021
Rom/Bagdad/Erbil (IDEA) – Menschenrechtsorganisationen und Politiker haben Papst Franziskus aufgerufen, sich bei seiner Irak-Reise vom 5. bis 8. März für Glaubensfreiheit und die Verbesserung der Lage religiöser Minderheiten einzusetzen. Er ist das erste Oberhaupt der katholischen Kirche, der das Land zwischen Euphrat und Tigris besucht.
Geplant sind unter anderem Begegnungen mit der Zentralregierung in Bagdad und der Regionalregierung Kurdistans in Erbil. Daneben reist Franziskus unter anderem in die Ninive-Ebene, wo er Repräsentanten aller christlichen Gemeinschaften treffen wird. Dort wurden Christen und andere religiöse Minderheiten 2014 von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) vertrieben.
Im Irak verblieben sind nach Schätzungen noch zwischen 150.000 und 250.000 Christen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung ist laut der Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) seit 2003 von drei Prozent auf unter ein Prozent gesunken. Von ursprünglich 500 Kirchen seien noch 57 geöffnet.
IGFM: Es droht ein Exodus der verbliebenen Christen
Der Nahostreferent der Organisation, Kamal Sido, erklärte im Vorfeld des Papstbesuchs: „Religiöse Minderheiten leiden seit Jahren unter Angriffen radikalislamischer Gruppen sunnitischer und schiitischer Prägung. Sie hoffen daher auf ein Signal, dass ihnen ein Gefühl der Sicherheit in ihrer historischen Heimat gibt.“
Nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM/Frankfurt am Main) droht ein Exodus der verbliebenen Christen. Der Internationale Präsident der IGFM, Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), erklärte: „Die volle Gleichberechtigung aller Religionsgemeinschaften ist Basis für eine friedliche Entwicklung. Die sollte Papst Franziskus in Bagdad und Erbil thematisieren.“ Er kritisiert, dass bisher im Irak keine Aufarbeitung der Ursachen des IS-Terrors stattgefunden habe. Zwar seien die IS-Gebiete weitgehend unter Kontrolle der Regierung, aber von einem Sieg gegen den Islamismus könne keine Rede sein.
Schirrmacher ist auch Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, die etwa 600 Millionen Evangelikale repräsentiert.
Kauder: Irakische Regierung muss religiöse Minderheiten mehr schützen
Der in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion unter anderem für Religionsfreiheit und den Einsatz gegen Christenverfolgung zuständige Abgeordnete Volker Kauder (Tuttlingen) äußerte sich besorgt über die Lage der Christen und Jesiden im Irak. Aufgrund der prekären Sicherheitslage könnten Vertriebene immer noch nicht in ihre Heimatdörfer zurückkehren. Christen und Jesiden würden diskriminiert und bedrängt: „Hier erwarte ich mir, dass Papst Franziskus gegenüber der irakischen Regierung deutlich macht, dass mehr für die Sicherheit und den Schutz von religiösen Minderheiten getan werden muss.“
Die Leiterin der Projektabteilung des katholischen Hilfswerkes „Kirche in Not“ (München), Regina Lynch, wird den Papst auf seiner Reise begleiten. Sie ist offizielle Delegierte der päpstlichen Organisation ROACO, die katholische Ostkirchen unterstützt. Lynch: „Die Tatsache, dass Papst Franziskus jetzt in einer so schwierigen Zeit kommt, wird den irakischen Christen Hoffnung geben.“ „Kirche in Not“ leistet bereits seit 1972 Hilfe im Irak. Dort sind etwa 95 Prozent der rund 40 Millionen Einwohner Muslime, meist Schiiten.
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