Frei-/Kirchen
Schweden: Ankündigung einer Koranverbrennung führte zu Unruhen
21.04.2022
Stockholm (IDEA) – Kritik an der Ankündigung des dänisch-schwedischen Politikers Rasmus Paludan, öffentlich einen Koran zu verbrennen, hat die Schwedische Evangelische Allianz (Stockholm) geübt. Bei Demonstrationen von Gegnern des Vorhabens in der Karwoche und über Ostern kam es zu gewalttägigen Zusammenstößen mit der Polizei. Bei den Unruhen wurden mehr als 40 Personen verhaftet, berichtet die schwedische Tageszeitung „Expressen“.
Wie der stellvertretende Generalsekretär der Allianz, Jacob Rudenstrand, dazu der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte, „ist es immer besser, über Bücher zu debattieren, als sie zu verbrennen“. Als Christ könne er Muslime verstehen, die sich zu Recht über die Provokationen von Paludan aufregten: „Ich rege mich auch auf, wenn Jesus und die Bibel öffentlich verspottet werden.“ Doch die Meinungsfreiheit aufgrund der Verletzung religiöser Gefühle einzuschränken, sei problematisch.
Wie Rudenstrand weiter sagte, werden die Ausschreitungen „die politische Debatte in Schweden voraussichtlich noch lange prägen“. Er begrüßte die Diskussion im Land darüber, „die Polizei mit den notwendigen Ressourcen auszustatten, um solch extremer Gewalt entgegenzuwirken, die Täter vor Gericht zu bringen und den sozialen Zusammenhalt wiederherzustellen“. Rudenstrand ist Autor eines neuen Buches: „The first right: Freedom of religion, freedom from religion“ (Das erste Recht: Religionsfreiheit, Freiheit von Religion).
Polizei: Noch nie so viel Gewalt erlebt
Nach den Worten von Schwedens nationalem Polizeichef Anders Thornberg (Stockholm) hat er noch nie so gewalttätige Ausschreitungen erlebt wie in den zwei Städten Norrköping und in Linköping. Unruhen gab es auch in dem Stockholmer Vorort Rinkeby, in Malmö sowie in Örebro. Dabei wurden insgesamt 26 Polizisten und 14 Demonstranten verletzt sowie mehr als 20 Autos beschädigt.
Partei kritisiert Polizei
Paludan ist Mitglied der der einwanderungs- und islamfeindlichen Partei „Stram Kurs“ (Harter Kurs). Er hatte behauptet, bereits ein Exemplar des Korans verbrannt zu haben, und er wolle es wieder tun. Zu den Unruhen in Norrköping kam es, nachdem er erklärt hatte, er plane eine Kundgebung in der Stadt. Allerdings erschien er dort nicht. Dazu teilte seine Partei „Stram Kurs“ mit, die Versammlung sei abgesagt worden, weil die schwedischen Behörden Paludan nicht schützen könnten. An Gründonnerstag hatte er eine Kundgebung in Jönköping abgehalten. In einer Hand hielt er einen Koran, in der anderen ein Megaphon. Zu verstehen war er nicht, weil ein Pfarrer aus Protest die Glocken seiner Kirche läutete.
Kritik aus Saudi-Arabien, Iran und Irak
Scharfe Kritik an Paludan übte Saudi-Arabien. Dies sei ein „vorsätzlicher Missbrauch des heiligen Korans“. In einer Erklärung heißt es weiter, es handele sich um eine Provokation durch einige Extremisten und Hetze gegen Muslime. Die Länder Irak und Iran bestellten die Botschafter Schwedens ein. Paludan vertrat die Partei „Stram Kurs“ bei den letzten Wahlen im Jahr 2019 in Dänemark, wo sie 1,8 Prozent der Stimmen erhielt und keinen Sitz gewann.
Im Jahr 2020 wurde er in Dänemark wegen einer Reihe von Straftaten, darunter Rassismus, für einen Monat inhaftiert. Er plant, im September bei den schwedischen Wahlen zu kandidieren. Etwa 56 Prozent der rund 10,5 Millionen Einwohner Schweden sind Mitglieder der evangelisch-lutherischen Schwedischen Kirche, etwa fünf Prozent sind Muslime. Sie bilden im Land die zweitgrößte Religionsgemeinschaft. Die Schwedische Evangelische Allianz hat rund 2.000 Mitglieder, darunter sind 50 Kirchen, Werke und Ortsgemeinden.
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