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Gesellschaft

Psychologin: Warum Väter wichtig für die Entwicklung des Kindes sind

30.04.2023

Väter sind wichtig für die Entwicklung ihrer Kinder. Symbolfoto: pixabay.com
Väter sind wichtig für die Entwicklung ihrer Kinder. Symbolfoto: pixabay.com

Frankfurt am Main (IDEA) – Die Psychologieprofessorin Lieselotte Ahnert hat die Bedeutung einer engagierten Vaterschaft unterstrichen. Sie stelle „ein beständiges und nachhaltiges Potenzial für die kindliche Entwicklung dar“, sagte sie in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die 71-Jährige, die bis 2017 an der Universität Wien lehrte, ist Autorin des Buches „Auf die Väter kommt es an. Wie ihr Denken, Fühlen und Handeln unsere Kinder von Anfang an prägen“ (Ullstein Verlag). Sie hat mehr als zwei Jahrzehnte dazu geforscht, welche Rolle Väter im Leben ihrer Kinder spielen.

Wie Ahnert sagte, fängt eine aktive Vaterschaft schon mit einer positiven Haltung zum Stillen an. Wenn Väter hinter ihren Partnerinnen stehen und sie bei der Hausarbeit entlasten, hielten die Mütter beim Stillen länger durch. „Das allein ist schon für die Entwicklung des Babys sehr nutzbringend.“

Ahnert ging ferner auf Forschungsstudien ein. Sie zeigten, dass Väter zwar im Schnitt weniger fürsorglich auf kleine Kinder reagierten, aber dafür unterstützten sie ihre Kinder bei der Stressbewältigung „viel besser als Mütter“. Bei Trotzanfällen eines Kindes etwa sei es nicht angeraten, dass man es trösten und beruhigen wolle, wie Mütter es typischerweise täten. Das mache es oft noch schlimmer. Ahnert: „Die Väter lassen das Geschehen erst mal zu.“

Wichtig: Die mentale Auseinandersetzung mit dem Vater

Die Psychologin schilderte eine Beobachtung im Supermarkt. Dort lag ein Kind am Boden und schrie, weil es an der Kasse noch Süßigkeiten wollte. Der Vater stand, so Ahnert, eine ganze Weile daneben. Dann habe er angefangen, dem Kind die Situation zu erklären: „Wir haben doch heute schon was gekauft. Das, was du jetzt möchtest, kaufen wir einfach das nächste Mal.“ Kurz darauf sei das Kind friedlich mit dem Vater davongezogen: „Die mentale Auseinandersetzung mit dem Vater, die dem Kind einen Lösungsweg eröffnet, hatte die Situation gerettet.“

Zum Hinweis der Zeitung, dass nur einer von zehn Väter mehr als zwei Monate Elternzeit nimmt, sagte Ahnert: „Ich finde es wirklich fatal, dass in den Debatten um das neue Vaterbild vorangig die Elternzeit angeführt wird.“

Im Bemühen um eine aktive Vaterschaft sei doch über das erste Jahr hinaus eine Menge zu tun. So erweitere sich der Bewegungsradius des Kindes, entwickelten sich dessen Feinmotorik, Sprache und Denken. Dazu seien Anregung und Fürsorge erforderlich. „Es versteht sich von selbst, dass Väter hier gebraucht werden und sich hervorragend einbringen können.“

Aktive Väter bauen Bindungsbeziehung zum Kind auf

Ahnert zufolge entwickeln aber nur aktive Väter – die also das Kind füttern, es ins Bett bringen und Zeit investieren – eine völlig eigenständige Bindungsbeziehung zum Kind. Passive Väter bauten dagegen kaum gute Beziehungen zu ihren Kindern auf.

Laut Ahnert ist die Vater-Kind-Bindung auch stark abhängig von der Qualität der Partnerschaft: Männer, die in zufriedenen Partnerschaften leben, wollten gute Väter sein. In vertieften Interviews habe man festgestellt, „dass sie ihren Beitrag darin sehen, neben der finanziellen Absicherung vor allem auch zur Familienatmosphäre beizutragen“.

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