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Polen: Erstmals Frauen in der lutherischen Kirche ordiniert

07.05.2022

Am 7. Mai wurden neun Theologinnen in der Warschauer Heilig-Geist-Kirche ordiniert. Foto: EKHN/Detlev Knoche
Am 7. Mai wurden neun Theologinnen in der Warschauer Heilig-Geist-Kirche ordiniert. Foto: EKHN/Detlev Knoche

Warschau/Darmstadt (IDEA) – In der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen sind erstmals Frauen zum Pfarramt zugelassen worden. Am 7. Mai wurden neun Theologinnen in der Warschauer Heilig-Geist-Kirche ordiniert. Das teilte die deutsche Partnerkirche mit, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Die Synode der lutherischen Kirche in Polen hatte im Oktober 2021 die Frauenordination beschlossen. Zuvor hatten zwei Anläufe 2010 und 2016 keine bzw. nicht die erforderliche Mehrheit erreicht.

Die hessen-nassauische Kirche hat nach eigenen Angaben die polnische Partnerkirche beim Thema Frauenordination mehrfach beraten. Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN, Ulrike Scherf (Darmstadt), nahm am Ordinationsgottesdient teil.

Sie bezeichnete es dabei als eine große Ehre und einen zutiefst berührenden Moment, „bei diesem so wichtigen Schritt in Polen mit dabei sein zu können“. Scherf weiter: „Wir erleben den gemeinsamen Pfarrdienst als Bereicherung für unsere Kirche, die nahe bei den Menschen und das Evangelium in Vielfalt bezeugen will.“

Laut Scherf sind Frauen in der EKHN zwar seit 1949 im Pfarrdienst zugelassen, bis 1959 hätten sie sich aber als Vikarin bezeichnen und bis 1968 unverheiratet bleiben müssen. Die volle Gleichstellung mit ihren männlichen Kollegen hätten Pfarrerinnen erst 1971 erhalten.

Nordkirche: Ein wichtiges Signal

An dem Gottesdienst wirkte auch die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt (Schwerin), mit. In einem Grußwort sagte sie: „Das biblische Zeugnis anerkennt die Gaben aller, die in der Taufe zu neuen Geschöpfen verwandelt worden sind.“

Die Einheit in Christus überwinde geschlechtsbezogene und andere Unterschiede. Im Hinblick auf die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes im polnischen Krakau 2023 bezeichnete sie die Ordination der Frauen als ein wichtiges Signal, da in vielen Teilen der Welt Frauen vom geistlichen Dienst ausgeschlossen seien.

Kühnbaum-Schmidt wirkte als Stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes und als Stellvertretende Leitende Bischöfin der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) an dem Gottesdienst mit.

Mehrheitlich keine Frauenordination in der Weltchristenheit

Die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen hat rund 60.000 Mitglieder und gehört unter anderem zum Lutherischen Weltbund (LWB), in dem die große Mehrheit der 148 Mitgliedskirchen Frauen zum Pfarramt ordiniert. Die ebenfalls zum LWB gehörende Evangelisch-Lutherische Kirche Lettlands hatte die Frauenordination 2016 offiziell abgeschafft.

Nach Ansicht ihres Erzbischofs Janis Vanags (Riga) entspricht die Praxis, ausschließlich Männer als Pastoren einzusetzen, den biblischen Grundlagen und der apostolischen Tradition. Die lettische Kirche gehört auch dem theologisch konservativen Internationalen Lutherischen Rat (ILC) an, dessen 54 Mitgliedskirchen nur Männer ordinieren.

Mitglied im ILC ist auch die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) in Deutschland. Die römisch-katholische Kirche und die orthodoxen Kirchen lassen ebenfalls keine Frauen zum Pfarr- bzw. Priesteramt zu. Zu ihnen gehören über 1,6 Milliarden der weltweit etwa 2,5 Milliarden Christen.

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