Menschenrechte
Perlenschatz: Zehn Jahre im Einsatz für Frauen in Not
26.08.2024
Die Frauenhaus-Initiative Perlenschatz mit Sitz im hessischen Solms wird zehn Jahre alt. Sie setzt sich für Frauen ein, die von sexueller Gewalt, von Zwangsheirat oder sogenannten „Ehrenmorden“ bedroht sind. Dafür unterhält sie ein Frauenhaus in Form einer Wohn- und Lebensgemeinschaft mit Hauseltern sowie eine Beratungsstelle in Offenbach am Main.
Wie die Perlenschatz-Gründerin, Anette Bauscher, gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA erklärte, sei sie sehr dankbar dafür, dass Gott der Initiative in der Vergangenheit gegeben habe, was nötig war. Derzeit betreue das Team aus sechs hauptamtlichen und rund 40 ehrenamtlichen Mitarbeitern 44 Frauen und Kinder. Die Betreuung der Zielgruppe sei „sehr arbeitsintensiv“ und die Schützlinge bräuchten in der Regel eine Langzeitbegleitung, erklärt Bauscher. „Die Frauen haben häufig noch keine selbstständige Lebensführung gelernt, Sprachbarrieren müssen überwunden werden.“
Bei den meisten der vornehmlich aus Afghanistan, Syrien, dem Irak oder Iran, der Türkei aber auch aus Osteuropa stammenden Frauen sei physische und psychische Gewalt an der Tagesordnung gewesen. Viele seien irgendwann zwangsverheiratet worden oder würden davor fliehen. Fast alle seien von Todesdrohungen betroffen, wenn sie Hilfe suchten, beschreibt Bauscher die besonderen Umstände ihrer Schützlinge.
So unterstütze man bei der Wohnungssuche und -einrichtung. Überdies helfe man beim Deutsch lernen, begleite bei Arzt- und Behördenterminen und Traumatherapien, sei aber auch Integrationshelfer, Babysitter und Hausaufgabenbetreuer. „Für viele bleiben wir auch anschließend noch ansprechbar, da wir ein Stück weit zur Ersatzfamilie geworden sind“, fügt Bauscher hinzu.
Bauscher: Mehr politische Schutzmaßnahmen für Frauen nötig
Die Gründerin der Initiative sieht großen Handlungsbedarf in Deutschland zum Schutz von Gewalt betroffener Frauen und Kinder im Bereich der Politik und Gesetzgebung. Allein im Jahre 2023 habe es 155 Femizide – Morde an Frauen aufgrund ihres Geschlechts – gegeben. Besonders betroffen seien Frauen aus Einwandererfamilien.
Gegenüber IDEA verweist Bauscher unter anderem auf das Problem, dass von Gewalt betroffene Frauen sich in ihrem Schutzhaus wohnhaft melden müssten, was eine große Gefahr berge: So sei den Partnern und Kindsvätern über Behörden und Gegenanwälte möglich, die Adresse herauszubekommen.
Sie spricht sich zudem für eine verpflichtende Schulung zum Thema Schamkultur und „Ehrgewalt“ für alle Personengruppen aus, die mit Flüchtlingen und Migranten arbeiteten. Hier erlebe Bauscher Gleichgültigkeit, Ohnmacht aber auch, dass manche Behörden das Thema einfach nicht ernst nähmen, weil ihnen das Hintergrundwissen über andere Kulturen fehle. So verstünden viele die Verflechtung von fundamentalistischer islamischer Religion und konservativer Kultur nicht.
Sie plädiert zudem für den Abbau bürokratischer Hürden, insbesondere durch die Entlastung der Staatsanwaltschaften, um eine schnellere Bearbeitung solcher Fälle zu ermöglichen.
Darüber hinaus spricht sie sich für ein entschlosseneres Vorgehen bei Mordandrohungen aus und für die Abschiebung von Straftätern sowie den Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft als abschreckende Maßnahmen. „Geld- oder sogar Gefängnisstrafen wirken nicht abschreckend bei Menschen, die keinen Respekt vor den Gesetzen unseres Landes haben“, mahnt Bauscher. Afghanische Frauen etwa hätten ihr berichtet, dass die Männer ihrer Kultur über die „harmlosen Strafen“ lachen würden.
Wunsch nach Vergrößerung
Das Perlenschatz-Team möchte gerne mehr Frauen und Kindern helfen und ist daher auf der Suche nach einem zusätzlichen Frauenhaus.
Unter den bislang besichtigten Objekten habe man noch kein passendes gefunden, so Bauscher weiter. Oft sei der Renovierungsbedarf im Bereich der Häuser, die für die Initiative bezahlbar seien, zu hoch. „Wir sparen lieber noch etwas und entscheiden uns dann für ein neueres Objekt.“ Man möchte lieber in die Frauen und Kinder investieren – und weniger in Schutzhäuser, erklärt Bauscher ihre Entscheidung.
Das Jubiläum feiert die Initiative am 14. September in der Gießener August-Hermann-Francke-Schule mit Gästen wir dem Musikerehepaar Albert Frey und Andrea Adams-Frey (Wald/Ostallgäu) und der Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher (Bonn).
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