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Glaube

Wie die Rollen von Mann und Frau verteilt sind

28.05.2022

auf der Bühne v. l.: Helen Aron, Christoph Höcht, Tabea Sturm. Foto: IDEA/Madeleine Fischer
auf der Bühne v. l.: Helen Aron, Christoph Höcht, Tabea Sturm. Foto: IDEA/Madeleine Fischer

Erfurt (IDEA) – Sind die Rollen von Mann und Frau klar verteilt? Über diese Frage diskutierten drei Podiumsteilnehmer auf dem CHRISTIVAL 22 in der Predigerkirche in Erfurt. Der Dozent und Hausvater der Evangelistenschule Johanneum, Christoph Höcht (Wuppertal), vertrat die Ansicht, dass Gott die Menschen als Mann und Frau erschaffen hat, damit sie sich ergänzen. Aus biblischer Sicht sei es entscheidend, dass Frau und Mann sich gegenseitig dienten und ehrten. Seine Frau habe sich bewusst dafür entschieden, für die Kindererziehung daheim zu bleiben, obwohl sie bei ihrer Arbeit als Grundschullehrerin deutlich mehr verdient habe als er. „Meine Frau hat eine Reich-Gottes-Perspektive, indem sie sagt: Ich diene Gott mit der Erziehung meiner Kinder“, argumentierte Höcht.

Dozent: Kinder sollten nicht frei über ihr Geschlecht entscheiden

Jeder, der verheiratet sei, wisse, dass Frauen und Männer unterschiedlich kommunizierten. Das habe etwas damit zu tun, dass Frauen eine andere innere Sprache hätten als Männer. Diese Tatsache spiegele sich in der Ehe und in Beziehungen wider. Ein Schlüssel, um seine Frau besser zu verstehen, sei für ihn das Thema „Fünf Sprachen der Liebe“ gewesen.

Höcht äußerte sich auch zur Unterschiedlichkeit der Geschlechter. „Ich würde meinem Sohn sagen: Du bist ein Mann. Aber ich würde ihm nicht sagen, was er als Mann zutun und zu glauben hat.“ Dasselbe gelte für seine beiden Töchter. Es sei wichtig, die Kinder nicht frei über ihr Geschlecht entscheiden zu lassen, so der Theologe. Höcht ist Vorstandsmitglied beim CHRISTIVAL 22.

Theologiestudentin: Es gibt nicht nur das männliche und das weibliche Geschlecht

Die Theologiestudentin Tabea Sturm widersprach Höcht. Die unterschiedliche Kommunikation von Mann und Frau sei aus gesellschaftlichen Rollenbildern gewachsen und habe wenig mit den Geschlechtern zu tun. Laut Sturm gibt es zudem nicht nur das männliche und das weibliche Geschlecht, sondern auch „etwas dazwischen“. Als Begründung verwies sie darauf, dass Gott nicht nur Tag und Nacht geschaffen habe, sondern auch die Dämmerung. Sie selbst definiere sich als Frau, aber müsse sich trotzdem nicht zu 100 Prozent als weiblich verorten: „Ich kann mich irgendwo da verorten, weil ich glaube, Gott hat die Welt in all ihrer Vielfalt geschaffen. Gott wird uns da finden, wo wir uns finden wollen.“

Frauen werden schlechter bezahlt

Ferner verwies Sturm auf den „Gender-Pay-Gap“, wonach Frauen etwa 21 Prozent weniger verdienten als Männer. Gründe dafür seien, dass Frauen sich häufig um Kinder und Angehörige kümmerten und deshalb in Teilzeit angestellt seien. Außerdem arbeiteten viele Frauen in sozialen Berufen, die schlechter bezahlt seien. Dieses Phänomen treffe allerdings auch auf Frauen zu, die in männerdominierten MINT-Berufen (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) angestellt seien.

Frauen und Männer kommunizieren unterschiedlich

Die Ingenieurin Helen Aron vertrat ebenfalls die Meinung, dass Frauen und Männer unterschiedlich kommunizierten. Vor allem auf Baustellen sei die Kommunikation häufig „ruppig“. Ihr zufolge sollten sich Frauen aber nicht daran anpassen müssen. Stattdessen könnten sie eine Wertschätzung in der Kommunikation von Männern erwarten.

Aron äußerte die Ansicht, dass Gott den Menschen eine Anleitung für den Umgang mit den Geschlechtern gegeben habe. Die biblische Sicht auf die Rollen von Mann und Frau widerspricht laut Aron aber nicht dem aktuellen gesellschaftlichen Wandel. Deshalb könne sie auch einen vermeintlich männerdominierten Beruf ausüben, genauso wie Männer frauendominierte Berufe ausüben könnten, so die Ingenieurin.

Über das CHRISTIVAL

Das CHRISTIVAL wird von mehr als 80 Organisationen verschiedener Konfessionen und Denominationen getragen. Schirmherr ist der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU). Zum Kuratorium gehört unter anderen die EKD-Ratsvorsitzende, Präses Annette Kurschus (Bielefeld). Das Budget des Festivals liegt bei etwa 3,2 Millionen Euro. Zum Veranstaltungskonzept gehören Gottesdienste, Gesprächsgruppen, Konzerte, Seminare und kreative Angebote, die an verschiedenen Orten in Erfurt stattfinden sollen.

Der Kongress wurde bisher sechsmal veranstaltet: 1976 in Essen (12.500 Besucher), 1988 in Nürnberg (18.500), 1996 in Dresden (30.000), 2002 in Kassel (20.000), 2008 in Bremen (16.400) und 2016 in Karlsruhe (13.500). Der Verein CHRISTIVAL ist ein Teil der Deutschen Evangelischen Allianz und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste.

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