Frei-/Kirchen
Kritik an EKD-Friedensethik: Wo die Defizite liegen
02.05.2022
München (IDEA) – Die Friedensethik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zeigt Defizite und sollte überdacht werden. Diese Ansicht ist der Journalist Hans-Joachim Vieweger (München/Berlin). Er amtiert auch als Sprecher des theologisch konservativen Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern (ABC).
Wie er in einem Kommentar für das Format „Zum Sonntag“ des Bayerischen Rundfunks (BR) schreibt, beobachtet er in der Friedensethik „die große Leerstelle der Theologie“. Vieweger: „Das Böse wird weitgehend ausgeblendet.“ Doch sei es „in einem jeden von uns“ zu finden – und nicht nur an den Kriegsschauplätzen in Butscha, Mariupol oder Charkiw in der Ukraine. Jeder Mensch sei „zum Bösen verführbar“. Überwunden werde es nicht durch wohlmeinende Appelle, sondern allein durch das Handeln Gottes.
Zwischen Gottes Frieden und weltlichem Frieden unterscheiden
Vieweger kritisiert „jene Schönwetter-Theologie, die sich vor allem Gedanken über einen gerechten Frieden gemacht hat und den Gedanken, dass auch Kriege gerechtfertigt sein können, weit weg von sich geschoben hat“. Hauptproblem in der Friedensethik sei, dass der von Gott geschenkte Frieden zu einer Morallehre gemacht werde. Damit werde auch die Realität der Sünde kleingeredet.
Als Beispiel verweist er auf das Friedenswort der EKD-Synode aus dem Jahr 2019. Demnach seien Christen „Teil der Friedensbewegung Gottes zu den Menschen hin“. Doch stehe der Frieden Gottes dann im EKD-Papier unter anderem für ein Leben in Würde, für Schutz vor Gewalt, den Abbau von Ungerechtigkeit und Not sowie für die Stärkung von Recht, Freiheit und kultureller Freiheit.
Zwar lasse sich das alles durchaus theologisch begründen, aber das Entscheidende fehle: „Der Friede Gottes ist zunächst einmal die Überwindung der Sünde durch Jesus am Kreuz von Golgatha.“ Dieser Friede sei vor allem anderen ein Geschenk und nicht ein moralischer Appell, so Vieweger.
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