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Kritik an ARD und ZDF: Predigerton ersetzt oft nüchterne Analyse

07.08.2023

Peter Voß, SWR-Gründungsintendant und ehemaliger Moderator des „heute journals“ und stellvertretender ZDF-Chefredakteur. Foto: Picture Alliance/dpa/Uli Deck
Peter Voß, SWR-Gründungsintendant und ehemaliger Moderator des „heute journals“ und stellvertretender ZDF-Chefredakteur. Foto: Picture Alliance/dpa/Uli Deck

Frankfurt am Main (IDEA) – Die Kritik an ARD und ZDF wegen Einseitigkeit und Fehlern nimmt zu. Jetzt hat sich mit Peter Voß (82) auch ein früher Leitungsverantwortlicher geäußert.

Der ehemalige Intendant des Südwestrundfunks (SWR) spricht in einem Gastkommentar für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Ausgabe 5. August) von „grotesken Vorgängen“. Die Öffentlich-Rechtlichen unterhöhlten ihr Fundament. Der „Predigerton“ ersetze zu oft die nüchterne Analyse, beklagt Voß. Bei Nachrichtensendungen nimmt Voß bei den „eigentlichen Reizthemen“ – Migration, Integration, Strategie gegen Erderwärmung – ein „Defizit an Differenzierung“ wahr.

Zudem werde bei ARD und ZDF „unaufhörlich“ ein Katalog politisch-moralischer Pflichten präsentiert, den die Gesellschaft zu erfüllen habe. Da stellt sich Voß zufolge die Frage, „wie sich in den Redaktionen das Bewusstsein für Fairness und Differenzierung generell schärfen lässt“. Wenn das gelinge, dürfte auch die „Skandaldichte auf ein erträgliches Maß zurückgehen“.

WDR interviewt WDR-Mitarbeiterin als Supermarktkundin

Voß kommt auch auf einen unter anderem in der „Tagesschau“ gesendeten WDR-Beitrag zu sprechen. Darin äußerte sich eine Mitarbeiterin des Radiosenders WDR5 als Penny-Kundin lobend zur PR-Aktion „Wahre Preise“ . Dass sie für den WDR arbeitet, blieb unerwähnt.

Der WDR sprach anschließend von einem Missverständnis und einem „saublöden Fehler“, die „Bild“ nannte es gezielte Täuschung. Voß weist auf einen anderen Zusammenhang hin: „Warum hat die WDR-Kollegin überhaupt Stellung genommen und dies nicht schlicht verweigert – ganz gleich, ob der Reporter sie zunächst falsch oder richtig verstanden hat? Oder wusste sie nicht, dass das nun mal nicht geht? Und wenn sie es nicht wusste, was sagt das über ihre Qualifikation aus?“

„Nazis mit Substanz“: Würde das ZDF auch bei anderen so sorgfältig differenzieren?

Voß kritisiert auch den Umgang des ZDF mit dem Journalisten und Satiriker Jan Böhmermann, der die CDU als „Nazis mit Substanz“ bezeichnet hatte. Das ZDF verwies darauf, dass es sich um eine private Äußerung von Böhmermann gehandelt habe, die in keinem Zusammenhang mit einer Produktion des ZDF stehe.

Dazu Voß: „Gesetzt den Fall, ein anderer öffentlich-rechtlicher Spaßmacher würde ,privat‘ etwas sagen, das mit ein wenig bösem Willen als ,rechtspopulistisch‘ gebrandmarkt werden könnte – würde man da auch so sorgfältig differenzieren?“

Auch die von ARD und ZDF betreute Jugendplattform Funk hatte unlängst unter dem Titel „Die da oben“ AfD, CDU, CSU und FDP in einen Topf mit der Aufschrift „rechts“ geworfen. Dafür hatte sich der SWR entschuldigt.

Voß war von 1993 bis 2007 Intendant des Südwestfunks und anschließend des fusionierten Südwestrundfunks. Zuvor war er unter anderem Moderator des „heute journals“ und stellvertretender ZDF-Chefredakteur. Voß ist evangelisch.

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