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Gesellschaft

Islamismus-Gegner in Deutschland leben in Angst

23.06.2024

Der Psychologe Ahmad Mansour. Foto: picture alliance / Hasan Bratic | Hasan Bratic
Der Psychologe Ahmad Mansour. Foto: picture alliance / Hasan Bratic | Hasan Bratic

Seit dem Messer-Attentat von Mannheim leben Islamismus-Gegner verstärkt in Angst. Am 31. Mai hatte ein aus Afghanistan stammender Mann den Polizisten Rouven Laur so schwer verletzt, dass dieser kurz darauf starb. Der mutmaßliche Islamist Sulaiman Ataee verletzte fünf weitere Personen, darunter den Islamkritiker Michael Stürzenberger.

Die „Welt am Sonntag“ schildert die Situation von drei bedrohten Islamismus-Kritikern. Darunter ist der Psychologe Ahmad Mansour, Deutsch-Israeli arabischer Herkunft. Er berichtet, dass er schon seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober „massiv ängstlich“ sei: „Seit Mannheim bin ich noch ängstlicher.“

Er sei bereits mehrfach angegriffen worden. Bei einem Friseurbesuch habe der Besitzer einen Kunden gerade noch davon abhalten können, mit einer Flasche auf ihn loszugehen. Mansour: „In Berlin gibt es ganz viele No-Go-Areas für mich.“

Der liberale Muslim versucht, in Schulen und Gefängnissen, radikale Muslime für seine Werte zu gewinnen.

Seyran Ates nennt ihre Personenschützer „Schutzengel“

Ebenfalls mit Bedrohungen lebt die Betreiberin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, Seyran Ates. Sie erfuhr vom Attentat in Mannheim von einem ihrer „Schutzengel“, so nennt sie ihre Personenschützer, die sie seit vielen Jahren begleiten. „Einer von uns könnte der Nächste sein“, sagte sie „Welt am Sonntag“ am Telefon.

Ihre Personenschützer schreckten viele ab, könnten aber nicht jeden Angriff verhindern. So brüllte ein Mann sie wiederholt an einem Bahnhof an: „Du machst den Islam schlecht.“ Fast jede Woche müsse sie daran denken, immer am Bahnhof, so die 61-Jährige Juristin.

1984 war die damalige Jurastudentin beim Mordanschlag auf ihre Mandantin Fatma E. lebensgefährlich verletzt worden. Die Mandantin kam ums Leben. Unter den auch körperlichen Folgen leidet Ates nach wie vor.

Seyran Ates betreibt die liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin. Foto: picture alliance / Metodi Popow | M. Popow

Journalisten fragen, ob sie Interview-Äußerungen entschärfen dürfen

Seit sie sich gegen Zwangsverheiratungen und Kopftuchgebote engagiert, werde sie persönlich bedroht, so der Bericht. 2006 musste die Anwältin ihre Kanzlei schließen. „Ich konnte mich kaum aus dem Haus bewegen“, erinnert sie sich. „Für mein Wohlbefinden ist es aber das Beste, wenn ich den Mund aufmache.“

Seit dem 7. Oktober hätten aber einige Veranstalter Einladungen für Vorträge zurückgezogen. Und manche Journalisten fragten Ates nach Interviews, ob sie ihre Formulierungen entschärfen dürfen. Ihr düsteres Fazit: „Der politische Islam hat einen großen Sieg errungen.“

Ex-Muslimin: Ich habe Allah als hassenden Gott wahrgenomen

In dem Bericht kommt ferner die 24-jährige Zeinab Elhad zu Wort, die sich als Ex-Muslimin versteht. Aus Sicherheitsgründen verwendet sie für ihren Nachnamen ein Pseudonym. Sie hat nach eigenen Angaben als 18-Jährige den Islam verlassen. Zur Begründung sagt sie: „Ich habe Allah als hassenden Gott wahrgenommen, der keine Fehler verzeiht.“

Seit der Abkehr vom Islam fühle sie sich frei. Ihr Vater habe daraufhin den Kontakt zu ihr abgebrochen und sogar mit ihrer Ermordung gedroht. „Der deutsche Staat ist mir egal“, habe er gesagt. Mehrfach sei sie auf der Straße erkannt worden, so Elhad, insbesondere nach der Teilnahme an einem YouTube-Format mit fast zwei Millionen Klicks. „Ich weiß, wo du wohnst“, habe ihr kürzlich jemand geschrieben. Die junge Frau will Großstädte nun für längere Zeit meiden.

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