Gesellschaft
Islam-Vertreter in Deutschland verharmlosen die Taliban
29.08.2021
Berlin (IDEA) – Vertreter von Islamverbänden in Deutschland haben in Sozialen Medien Sympathie für die neuen Machthaber in Afghanistan bekundet, die radikal-islamischen Taliban. Das berichtet die „Welt am Sonntag“.
Als Beispiel nennt die Wochenzeitung Abdul Adhim Kamouss, der in Berlin ein angesehener Prediger sei. Er schrieb bei Facebook: „Viele reden über die Rückkehr der Taliban, als hätte nun al-Quaida oder ISIS die Macht in Afghanistan übernommen.“ Die Taliban mit den Terrormilizen gleichzusetzen sei aber falsch. Schließlich hätten diese niemals angedroht, den Westen erobern zu wollen.
Laut „Welt am Sonntag“ hat Kamouss inzwischen seinen umstrittenen Eintrag gelöscht. Er ist Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Stiftung Islam in Deutschland (Berlin).
Milli-Görüs-Berater: Taliban im Einklang mit Mainstreampositionen der Muslime
Wie es weiter in dem Bericht heißt, hat theologischer Berater der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) unter Pseudonym auf Facebook geschrieben, die Taliban stünden „absolut im Einklang mit Mainstreampositionen der Muslime“ – und sähen Gläubige dies anders, sei das „Unwissenheit oder Heuchelei“.
Auf Anfrage der Zeitung bestätigte der Generalsekretär der IGMG, Bekir Altas, dass der Verfasser des Facebook-Posts für Milli Görus tätig sei, aber nicht als Angestellter. Mitarbeiter des Verbandes müssten ihre privaten Postings auf sozialen Netzwerken nicht mit dem Arbeitgeber abstimmen.
Die Rechtsanwältin und Mitbegründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, Seyran Ates, übt scharfe Kritik daran, dass Vertreter der islamischen Gemeinschaft in Deutschland Verständnis für die Taliban zeigten. Das sei „geistige Brandstiftung“: „Je mehr die Taliban von berufener Stelle verharmlost werden, umso größer ist die Gefahr, dass sich auch in Deutschland wieder Anhänger finden, die bereit sind, in Afghanistan zur Tat zu schreiten.“
Hunderte Ermittlungsverfahren gegen Taliban-Unterstützer
Laut dem Bericht haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder Deutsche den Taliban angeschlossen. Auf Anfrage der Zeitung teilte die Generalbundesanwaltschaft mit, allein in diesem Jahr seien bisher rund 50 neue Ermittlungsverfahren gegen mutmaßliche Taliban-Unterstützer eingeleitet worden. In den fünf Jahren zuvor seien es insgesamt mehr als 800 gewesen.
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