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Historiker: „Linke Dominanz“ Problem für die Pressefreiheit

01.11.2021

Mit seinen Netzangeboten grabe der öffentlich-rechtliche Rundfunk den in einer Strukturkrise befindlichen Zeitungsverlagen „mit dramatisch sinkenden Auflagen“ das Wasser ab. Foto: pixabay.com
Mit seinen Netzangeboten grabe der öffentlich-rechtliche Rundfunk den in einer Strukturkrise befindlichen Zeitungsverlagen „mit dramatisch sinkenden Auflagen“ das Wasser ab. Foto: pixabay.com

Bonn (IDEA) – Der Historiker Prof. Peter Hoeres (Würzburg) hält die Meinungsvielfalt in deutschen Medien für eingeschränkt. Wesentliche Gründe dafür seien die Dominanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und die weithin links-grüne Ausrichtung der Journalisten, schreibt er in einem Beitrag für die Zeitschrift „Die Neue Ordnung“, die vom Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg (Bonn) herausgegeben wird.

Die öffentlich-rechtlichen Sender hätten 2020 allein über acht Milliarden Euro an Gebühren eingenommen. Das erlaube es dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk „sage und schreibe 21 Fernsehsender sowie 74 Radiosender zu betreiben“. Hinzu kämen umfangreiche Netzangebote, Mediatheken und Informationsportale wie tagesschau.de. Allein im Fernsehen gebe es 30 Politmagazine und Talkshows, „die nicht einmal ansatzweise in Analogie zur Zusammensetzung des Bundestages besetzt und ausgerichtet sind“. Mit seinen Netzangeboten grabe der öffentlich-rechtliche Rundfunk den in einer Strukturkrise befindlichen Zeitungsverlagen „mit dramatisch sinkenden Auflagen“ das Wasser ab.

Hoeres verweist auf Umfragen über die Selbsteinschätzung von Journalisten. Sie hätten seit Jahren eine Einseitigkeit der politischen Ausrichtung festgestellt. Sie nehme im Blick auf den journalistischen Nachwuchs des öffentlich-rechtlichen Rundfunks „groteske Züge“ an. Bei einer Umfrage unter 86 von 150 ARD-Volontären hatten im vergangenen Jahr 57,1 Prozent angegeben, die Grünen zu wählen, 23,4 Prozent „Die Linke“ und 11,7 Prozent die SPD. Darüber berichtete das Fachblatt „Journalist“.

Hoeres: „Eine auch nur vage Repräsentativität des Meinungsspektrums in der Bevölkerung ist damit auch nicht ansatzweise erreicht.“ Diese politische Schlagseite werde aber erst dadurch relevant, dass viele Journalisten auch des öffentlich-rechtlichen Rundfunks „immer öfter explizit vom althergebrachten Objektivitäts- und Neutralitätsjournalismus“ im Sinne des Journalisten Hanns-Joachim Friedrichs (1927–1995) Abstand nähmen. Er hatte dafür plädiert, Distanz zu halten und sich nicht gemein zu machen mit einer Sache, „auch nicht mit einer guten“.

Warum linke Ausrichtung unter Journalisten dominiert

Die „relative politische Homogenität der Journalisten“ erklärt Hoeres damit, dass vornehmlich Studenten aus den Geisteswissenschaften den Journalistenberuf ergreifen. Das „journalistische Rekrutierungspersonal“ entstamme also einer „eher nach links tendierenden Personengruppe“. Auf den heute obligatorischen Journalistenschulen werde dieser Trend noch verstärkt. Den „letzten Schliff“ erhielten die Journalisten dann „in den bereits von einem linken Klima beherrschten Redaktionen“. Dort verstummten Andersdenkende zunehmend „nach dem Gesetz der Schweigespirale“.

Hoeres schlussfolgert: Um die für die Pressefreiheit problematische Dominanz linker und linksliberaler Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu brechen, bedürfe es „einer neuen mutigen Generation, die es wagt, mit Rudolf Augsteins berühmten, im übrigen von Rosa Luxemburg entlehnten Diktum ernst zu machen: Sagen, was ist“.

FAZ „wenig kritisch gegenüber Totalpolitisierung der EKD“

Die eingeschränkte Meinungsvielfalt gilt laut dem Katholiken Hoeres auch für die kirchliche Presse bzw. die Berichterstattung über Religion und Kirche. So stehe die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) heute für eine „unklare Agenda, wenig kritisch gegenüber der Totalpolitisierung der EKD und ebenso wenig kritisch gegenüber dem Synodalen Weg“ in der katholischen Kirche. Die früher wichtigen Blätter wie der „Rheinische Merkur“ und „Christ und Welt“ seien „bis zur Unkenntlichkeit gestutzt und nach Fusionen als linksliberale Beilage der ZEIT geendet“.

Dagegen sei die katholische Wochenzeitung „Die Tagespost“ (Würzburg) „gut gemacht und lesenswert“, allerdings liege die verbreitete Auflage bei nur 12.000 Exemplaren. Hinzu komme die „gestutzte Bistumspresse, die meist den jeweiligen Progressismus der Diözesen wiedergeben“. Daneben gebe es immer mehr unabhängige Blogs und Internetportale aller Schattierungen. Sie stünden aber auch für „den Rückzug des Publikums in passende Echokammern“.

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