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Hartl: Manche Christen sind anfälliger für Verschwörungstheorien

07.02.2022

Das Gespräch zwischen Joahnnes Hartl und Thomas Richter fand auf Instagram statt. Screenshot: Instagram/mein.idea
Das Gespräch zwischen Joahnnes Hartl und Thomas Richter fand auf Instagram statt. Screenshot: Instagram/mein.idea

Wetzlar (IDEA) – Bestimmte christliche Gruppierungen sind besonders anfällig für Verschwörungstheorien. Dazu gehören unter anderen „sehr konservativ gläubige“ evangelikale, pietistische und charismatische Christen. Davon ist der Leiter des Gebetshauses Augsburg Johannes Hartl überzeugt. Er war am 3. Februar Gast beim Liveformat #StammTischgespräche der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA (Wetzlar) auf Instagram.

Er sprach mit IDEA-Redakteur Thomas Richter über die Frage: „Wie gehe ich mit Verschwörungstheorien um?“. Hartl nannte vier Gründe, die in seinen Augen diese Anfälligkeit bedingen. Erstens hätten diese christlichen Gruppierungen eine „Grundskepsis gegenüber dem Mainstream“. Aufgrund ihres Glaubens seien sie etwa vorsichtig gegenüber bestimmten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Diese Grundskepsis könne sich auf alle Bereiche des Lebens legen, so der katholische Theologe.

Zweitens herrsche in jenen Kreisen eine „Wissenschaftsskepsis bis hin zur Wissenschaftsfeindlichkeit“. Glaube ist Hartl zufolge aber nicht automatisch ein Ersatz für rationales Denken. Drittens neigten solche Christen dazu, sich in einem engen sozialen Gefüge zu bewegen. So hätten sie etwa nur Freunde von der eigenen Frömmigkeitsprägung, die die persönliche Meinung bestätigten. Das ist Hartl zufolge ein „Nährboden“ für Verschwörungstheorien. Und schließlich definierten sich diese „sehr frommen“ Christen stark in „Polaritäten“ von „Gut und Böse“ oder „Richtig und Falsch“.

Umgang mit Verschwörungstheorien: Was Hartl empfiehlt

Um kein Anhänger von Verschwörungstheorien zu werden, empfiehlt der 43-Jährige, die eigene „Computer-Filter-Blase“ zu verlassen und den Dialog mit „real existierenden Menschen“ zu suchen – vor allem mit denjenigen, die eine andere Meinung vertreten. Darüber hinaus sollte man sich mit unterschiedlichen Medienquellen auseinandersetzen und seine Informationen weder allein aus öffentlich-rechtlichen noch ausschließlich aus den sogenannten alternativen Medien beziehen.

Ferner empfiehlt Hartl zurückhaltender zu sein und nicht sofort „auf einen Zug aufzuspringen“, da ein Großteil der Verschwörungstheorien meist nach etwa zwei bis drei Monaten widerlegt sei. Folgenden Satz habe er sich darum angewöhnt: „Dazu habe ich mir noch keine eigene Meinung gebildet.“

Er freue sich über Menschen, die beispielsweise bei Kontroversen rund um Corona sagten: „Ich weiß es nicht genau.“ Das würde meist schon das „Gift“ aus Diskussionen nehmen. Außerdem wünsche er sich von Christen, dass sie nicht sofort mit den Themen Endzeit bzw. der Offenbarung des Johannes argumentierten. In den vergangenen 1.000 Jahren hätten das schon sehr viele Christen getan, und es sei dabei „unfassbar viel Schindluder“ betrieben worden.

Keine Politik von den Kanzeln

Weiterhin erklärte Hartl, dass er ein Problem damit habe, wenn Prediger auf der Kanzel über Gesellschaftspolitik predigten. Glaubensthemen sind nach seinen Worten nicht immer eins zu eins auf eine bestimmte politische Agenda übertragbar: „Ich weiß nicht, wie du aus der Bibel herleiten kannst, dass du dich impfen lassen oder nicht impfen lassen sollst.“ Er wünsche sich mehr Neutralität.

Jesus sei auch zurückhaltend gewesen bezüglich der Machtpolitik Roms, so Hartl. Nur bei politischen Fragen, die offenkundig den christlichen Glauben beträfen, sollte der Prediger nicht schweigen. Für ihn seien das etwa die Themen rund um das Gebot „Du sollst nicht töten“. Dieses Gebot gelte auch, wenn die Menschen schwer krank sind, wenn sie sich selber töten lassen wollen oder wenn sie noch nicht geboren sind.

Die nächste Folge #StammTischgespräche findet am 17. Februar 2022 statt. Thema und Gast werden zuvor auf dem Instagram-Kanal von IDEA – mein.idea – bekanntgegeben. Die Gespräche können dort weiterhin angeschaut werden.

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