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Geistliche bekommen 41-Stunden-Woche

22.01.2023

Die Pfarrerinnen und Pfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland müssen künftig durchschnittliche 41 Stunden pro Woche arbeiten. Symbolfoto: pixabay.com
Die Pfarrerinnen und Pfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland müssen künftig durchschnittliche 41 Stunden pro Woche arbeiten. Symbolfoto: pixabay.com

Düsseldorf (IDEA) – Die Pfarrerinnen und Pfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland müssen künftig nicht mehr unbegrenzt arbeiten. Die Landesynode hat auf ihrer Tagung vom 15. bis 20. Januar in Düsseldorf eine Arbeitszeitregelung für die etwa 1.500 Geistlichen beschlossen. Danach beläuft sich die durchschnittliche Arbeitszeit künftig bei Vollzeitstellen auf 41 Stunden pro Woche, bei Teilzeit entsprechend weniger.

Die Regelung soll dazu dienen, hohe Belastungen zu vermeiden und die Attraktivität des Pfarrberufs zu steigern, wie es in einer Mitteilung heißt. So solle etwa die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden. Allerdings sind die Geistlichen weiter verpflichtet, wenn nötig auch Mehrarbeit zu leisten. Falls in zwölf Monaten mehr als 44 Wochenstunden anfallen, haben die Stelleninhaber Anspruch auf eine Überprüfung.

Lange Zeit galt für das evangelische Pfarrhaus die Maxime, dass ein Pfarrer oder eine Pfarrerin grundsätzlich immer im Dienst sei, etwa für dringende seelsorgerliche Gespräche oder bei plötzlichen Trauerfällen. Zu der Arbeitszeitregelung im Rheinland war eine Änderung des Kirchengesetzes über die Dienstverhältnisse der Geistlichen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nötig.

Für eine Denkpause beim Braunkohleabbau

Das Kirchenparlament beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit Bildungsthemen. So sollen die Religionslehrerinnen und –lehrer besser unterstützt und religiöse Bildung in Familien gestärkt werden.

Im Blick auf gesellschaftspolitische Fragen forderte die Synode ein sofortiges Moratorium für den umstrittenen Braunkohleabbau im niederrheinischen Lützerath. Man teile die Sorge der Protestierenden um die Auswirkungen der Kohleverstromung auf das Klima, hieß es.

Außerdem forderte die Landessynode die Politik auf, angesichts steigender Energiekosten und der hohen Inflation Personen mit geringem Einkommen direkt materiell zu unterstützen. Die rasante Teuerung verschärfe die jetzt schon herrschende Ungleichheit bei Vermögen und verfügbarem Einkommen.

In einem Politischen Nachtgebet solidarisierte sich die rheinische Kirche mit den Protesten gegen das Mullah-Regime im Iran. Die dort geborene Diplompädagogin Shabnam Arzt (Solingen) rief zur Rückendeckung für die Protestbewegung auf. Im Iran würden unschuldige Menschen verhaftet, misshandelt und zum Tode verurteilt. Arzt: „Wenn nichts geschieht, wird es zu weiteren Hinrichtungen kommen.“

„Whistleblower der Liebe Gottes“

Der rheinische Präses Thorsten Latzel (Düsseldorf) beschäftigte sich in seinem Bericht unter anderem mit der Frage, wie Christen auf Krisenzeiten reagieren sollten, die man unter anderem mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine erlebe.

Zeiten der Krise seien – religiös verstanden – ein Anlass zum Innehalten, der Einkehr bei Gott und der Umkehr der eigenen Lebensweise. Christen sollten am „trotzigen Vertrauen auf Gottes Wort“ festhalten und am besten morgens noch vor den Nachrichten das Evangelium auf sich wirken lassen. Die Kirche solle „Whistleblower der Liebe Gottes“ sein, so Latzel. Das englische Wort steht für Hinweisgeber, Enthüller oder Aufdecker.

Kirchenverfassung überarbeitet

Ferner beschloss die Synode eine einschneidende Überarbeitung ihrer Kirchenordnung. Die Verfassung wurde von 170 auf 79 Artikel reduziert. Notwendige Verfahrensregelungen wurden in ein neues Kirchenorganisationsgesetz ausgelagert, darunter Vorschriften für die Errichtung von Pfarrstellen und die Pfarrwahl.

Dagegen hatte sich der Lutherische Konvent im Rheinland im Vorfeld gewandt. In einem Brief an Präses Latzel beklagte der Vorsitzende des Konvents, Pfarrer Winfrid Krause (Buggingen), dass die Rechte der Gemeinden ein geringeres Gewicht erhielten, weil sie den Verfassungsrang verlören.

Der Konvent vertritt nach eigenen Angaben das lutherische Bekenntnis innerhalb der unierten rheinischen Kirche. Sie ist mit mehr als 2,2 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte der 20 Gliedkirchen der EKD und erstreckt sich über Teile von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und des Saarlands. Der Landesynode gehören 206 Mitglieder aus 37 Kirchenkreisen an.

Neu in die Kirchenleitung eingeführt wurde der Superintendent des mittelhessischen Kirchenkreises an Lahn und Dill, Hartmut Sitzler.

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