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Evangelism Summit: Wie Christen zum Glauben einladen

02.10.2022

Rund 600 engagierte Christen kamen nach Düsseldorf. Foto: BGEA
Rund 600 engagierte Christen kamen nach Düsseldorf. Foto: BGEA

Düsseldorf (IDEA) – Christen vernetzen und zur Evangelisation ermutigen: Das war das Ziel des zweitägigen „Evangelism Summit“ (30. September bis 1. Oktober) in Düsseldorf.

Die Veranstaltung mit knapp 600 engagierten Christen – darunter viele Pastoren, Evangelisten und Leiter evangelikaler Werke – diente auch der Vorbereitung für eine Großevangelisation im kommenden Jahr: Am 7. Oktober 2023 wird der US-Evangelist Franklin Graham (Charlotte/US-Bundesstaat North Carolina) beim „Festival of Hope“ (Festival der Hoffnung) in der Essener Grugahalle predigen. An dem Ort hatte bereits sein Vater Billy Graham (1918–2018) vor rund 30 Jahren gepredigt.

Veranstalter des „Evangelism Summit“ und des „Festival of Hope“ ist die „Billy Graham Evangelistic Association“ (BGEA/Charlotte). In einer beim „Evangelism Summit“ ausgestrahlten Videobotschaft bedauerte Franklin Graham, dass sich viele Gemeinden aus der Evangelisation zurückgezogen hätten. Er bat alle Teilnehmer dafür zu beten, dass auch bei der Veranstaltung im kommenden Jahr tausende Menschen ihr Leben Jesus übergeben.

Ulrich Parzany: Wir sind keine Werbefritzen für spirituelle Wellness-Angebote

Der Evangelist Ulrich Parzany (Kassel) rief in Düsseldorf zu einem liebevollen Umgang mit allen Menschen auf: „Die Liebe vergewaltigt nicht, sie bittet.“ Das müsse auch in der Evangelisation berücksichtigt werden. Ihm zufolge sendet Gott Christen als Botschafter: „Wir sind keine Werbefritzen für spirituelle Wellness-Angebote. Wir sind bevollmächtigte Botschafter von Jesus.“ Christen seien beauftragt, zum Glauben bittend einzuladen: „Eine andere Methode erlaubt Jesus uns nicht.“

Ferner äußerte sich Parzany zu der Frage, ob das Evangelium eine Froh- oder eine Drohbotschaft sei. Die einen sagten, so Parzany, man müsse deutlicher vom Gericht Gottes reden. Die anderen hielten dagegen, Christen müssten mit der Liebe Gottes werben. Er frage sich: „Warum ist das ein Entweder-oder?“ Am Kreuz sei beides zu sehen – sowohl der Zorn Gottes als auch seine heilige Retterliebe zum Sünder. Wer meine, er brauche Jesus nicht, auf den warte die ewige Verdammnis.

Die Aussagen Jesu in der Bergpredigt (Matthäus 7,13 f.: „Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind’s, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden!“) seien eine Warnung und eine Einladung: „Jesus ist die Tür. Das ist die gute Nachricht.“ Er warnte davor, das Evangelium zu verharmlosen, um „niedrigschwellige“ Zugänge zu schaffen. Das sei zwar verständlich, weil Evangelisten Menschen gewinnen wollten. Aber das Kreuz dürfte nicht ausgeblendet oder verharmlost werden.

Bastian Decker: Über Jesus im Alltag reden

Der Deutschland-Direktor der Initiative „Global Outreach“, Pastor Bastian Decker (Berlin), ermutigte, im Alltag von Jesus zu erzählen. Einer Studie zufolge würden 90 Prozent aller Christen im Alltag nicht über ihren Glauben reden: „Wie wäre es, wenn 20 Prozent mehr Christen im Alltag sprachfähig werden, über Jesus zu sprechen?“

Matthias Brender: Auf Christus konzentrieren

Der Geschäftsführer von Bibel TV, Matthias Brender (Hamburg), sagte, dass es zwischen Christen bei praktischen Themen schwierig werde – etwa bei Themen wie Lobpreis, Kirchenverständnis oder Taufe. Schon ein einfacher Gottesdienst könne dann hochkompliziert sein. Seine Erfahrung sei, dass eine übergemeindliche Evangelisation umso einfacher werde, je stärker man die unterschiedlichen Traditionen außen vor lasse und sich stattdessen auf Jesus Christus konzentriere.

Heinrich Christian Rust: Es geht nicht darum, bis zur Erschöpfung zu arbeiten

Der Autor, Konferenzsprecher und Baptistenpastor i. R., Heinrich Christian Rust (Braunschweig), ermutigte dazu, alles im Leben „um Jesu willen“ zu tun. Es gehe nicht darum, viele Projekte bis zur Erschöpfung voranzutreiben, sondern darum, eins zu sein mit Jesus. Grundlegend und damit kein „Luxusthema“ sei in der Evangelisation die Einheit. Gott wolle sie unter denen schenken, „die Christus bekennen“.

Einheit könne gelingen, wenn man beispielsweise seine eigenen blinden Flecken wahrnehme und demütig sei. Das bedeute, sich selbst mit seinen Grenzen der Gotteserkenntnis zu respektieren und wahrzunehmen. Rust engagiert sich für die Einheit unter Christen unter anderem im Christlichen Convent Deutschland (CCD). Dort sind Leiter aus Kirchen, Werken und Initiativen zusammengeschlossen.

Jörg Ahlbrecht: In christlichen Kreisen gedeihen Verschwörungstheorien

Der Theologe Jörg Ahlbrecht (Gießen), Leitung Programm bei Willow Creek Deutschland, bedauerte, dass gerade in christlichen Kreisen Verschwörungstheorien und ein Kulturpessimismus „wachsen und gedeihen“: „So viel Angst und Verunsicherung – ausgerechnet bei uns.“ Wenn sich Gemeinden eine Neubelebung wünschten, müssten sie neu nach der Freude und nach der „überwältigen Erfahrung der Berührung durch Gott“ suchen, die durch nichts ersetzt werden könne.

Willow Creek Deutschland will mit seinen Kongressen haupt- und ehrenamtliche kirchliche Mitarbeiter zum missionarischen Engagement inspirieren. Zuletzt fand der Kongress Ende August in Leipzig statt.

Roland Werner: Was das Ziel einer Evangelisation ist

Der Vorsitzende des deutschen Zweigs der internationalen Lausanner Bewegung, der Theologieprofessor Roland Werner (Marburg), betonte die Bedeutung der Jüngerschaft. Das Thema durchziehe die Evangelien. Grundsätzlich gelte die Beauftragung Jesu, Menschen zu Jüngern zu machen, allen Christen (Matthäus 28). Jesus habe seine Schüler so ausgebildet, dass sie später selbst als Lehrer tätig sein könnten.

Der Autor und Bibelübersetzer bedauerte, dass heute manche Gottesdienste eher „Spaßevents“ seien als Orte der Jesuslehre. Das Festhalten an der Rede Jesu sei „bei uns im Westen“ nicht immer ein Kennzeichen „unserer Art von Christsein“. In der Evangelisation dürften Gebot und Gnade nicht gegeneinander ausgespielt werden. Beides gehöre zusammen.

Das umfassende Ziel einer Evangelisation sei nicht nur, dass Menschen Christen werden, sondern dass ihr gesamtes Leben verändert werde und dass sie anschließend selbst andere Menschen zu Jüngern machten. Christen müssten konsequent zur Nachfolge und zur Umkehr aufrufen sowie deutlich machen, dass es einen Weg des Lebens und einen Weg des Todes gebe. Nur Jesus bringe das Heil durch das stellvertretende Sühneopfer, betonte Werner, der auch Vorsitzender der evangelistischen Initiative proChrist (Kassel) ist.

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