Frei-/Kirchen
Erfolglose Bischofswahl in Württemberg
17.03.2022
Stuttgart (IDEA) – Nach vier erfolglosen Anläufen ist die Wahl eines neuen Bischofs für die Evangelische Landeskirche in Württemberg am 17. März abgebrochen worden. Keiner der drei Kandidaten bekam die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der 86 anwesenden Synodalen.
Im vierten Wahlgang erhielt der Vorstandsvorsitzende des Diakoniewerks „Die Zieglerschen“ (Wilhelmsdorf bei Ravensburg), Pfarrer Gottfried Heinzmann (56), zwar 44 Stimmen. Nötig gewesen wären aber 58 Stimmen. Heinzmann wurde von der theologisch konservativen „Lebendigen Gemeinde“ (30 Mitglieder) und der Reform-Initiative „Kirche für morgen“ (12 Mitglieder) unterstützt. Für die Kandidatin der liberalen „Offenen Kirche“ (31 Mitglieder), Studieninspektorin Viola Schrenk (51) vom Evangelischen Stift in Tübingen, votierten 39 Synodale. Entsprechend der Wahlordnung schied sie nach dem dritten Wahlgang aus.
Bereits nach dem zweiten Wahlgang hatte der vom Mitte-Gesprächskreis „Evangelium und Kirche“ (17 Mitglieder) vorgeschlagene Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl (58) seine Bewerbung zurückgezogen. Für ihn hatten 19 Synodale gestimmt. Jetzt muss der Nominierungsausschuss einen neuen Wahlvorschlag aufstellen.
Der seit 2005 amtierende Bischof Frank Otfried July (67) wird im Juli 2022 in den Ruhestand gehen.
„Lebendige Gemeinde“: Alle hielten Heinzmann für geeignet
In einer Stellungnahme des Gesprächskreises „Lebendige Gemeinde“ erinnerte dessen Sprecher, Pfarrer Matthias Hanßmann (Stuttgart), daran, dass der Nominierungsausschuss Heinzmann vorgeschlagen habe, weil er von allen Gesprächskreisen als geeignet für das Bischofsamt angesehen wurde. Ihn als einzigen Kandidaten am Ende nicht mehr zu wählen, stelle das Wahlverfahren infrage.
Der Vorsitzende der Vereinigungen „ChristusBewegung Lebendige Gemeinde“, Pfarrer Friedemann Kuttler (Großbottwar bei Ludwigsburg), warf der „Offenen Kirche“ und „Evangelium und Kirche“ vor, die Wahl blockiert zu haben.
Heinzmann sei der Kandidat gewesen, der in allen Wahlgängen die meisten Stimmen bekommen und den größten Rückhalt gehabt habe. Der Gesprächskreis „Kirche für morgen“ bezeichnete den 17. März als einen „Tag, der nur Verlierer kennt“.
Ein demokratisch zustande gekommenes Ergebnis akzeptieren
Die „Offene Kirche“, Synodalpräsidentin Sabine Foth (Stuttgart) und Landesbischof July forderten, ein demokratisch zustande gekommenes Ergebnis zu akzeptieren. Man betrachte es als Auftrag, neu aufeinander zuzugehen, so die „Offene Kirche“. July bat, auch die Außenwirkung von Entscheidungen zu beachten. Jetzt sei „Gesprächsbereitschaft für eine gute Lösung“ gefragt.
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