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Bericht

Der Fall Felix Nmecha

13.07.2023

Felix Nmecha – hier noch im Trikot des VfL Wolfsburg – spielt Fußball zur Ehre Gottes. Nach seinen Toren dankt er Jesus. Foto: Picture Alliance/David Inderlied
Felix Nmecha – hier noch im Trikot des VfL Wolfsburg – spielt Fußball zur Ehre Gottes. Nach seinen Toren dankt er Jesus. Foto: Picture Alliance/David Inderlied

Vergangene Woche wechselte der bekennende Christ und deutsche Fußballnationalspieler Felix Nmecha vom VfL Wolfsburg zu Borussia Dortmund. Rund 30 Millionen Euro soll der BVB für den 22-Jährigen in die Autostadt überwiesen haben. Selten hat der Wechsel eines Bundesligaspielers so polarisiert. Was das alles mit Nmechas christlichem Glauben und Bekenntnis zur Heiligen Schrift zu tun hat? IDEA-Redakteur Thomas Richter gibt einen Überblick.

29. Oktober 2022: Es läuft die 27. Spielminute im Bundesligaduell VfL Wolfsburg gegen den VfL Bochum. Eine Freistoßflanke segelt in den Strafraum, Felix Nmecha köpft den Ball zum 1 : 0 in die Maschen. Sein erstes Bundesligator. Beim Jubel wischt er mit seinen Händen von oben nach unten über seinen Körper. Anschließend erhebt er beide Hände zum Himmel. Damit drückt er aus, dass Jesus Christus für ihn gestorben ist und seine Sünden abgewaschen hat, erklärt er im Interview mit seinem Verein.

Felix Nmecha wurde als Sohn einer deutschen Mutter und eines nigerianischen Vaters in Hamburg geboren. 2007 zog die Familie nach England. Dort durchlief Felix mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Lukas die Jugendmannschaften von Manchester City. Seit 2021 laufen die Brüder gemeinsam in der Bundesliga für den VfL Wolfsburg auf.

In zwei Spielzeiten bringt es Felix Nmecha auf 46 Bundesligaspiele, in denen er drei Tore erzielte. Nmecha überzeugt durch gute Leistung und wird in den Kader der deutschen Nationalmannschaft berufen. Am 28. März gibt er sein Länderspieldebüt.

Klares Bekenntnis zu Jesus Christus

Was neben der sportlichen Leistung bei Nmecha auffällt, ist sein klares Bekenntnis zu Jesus Christus. Bei der Onlineplattform Instagram schreibt er zu seinem Debüt in der Nationalmannschaft: „Dass ich nach den vergangenen Jahren an diesen Punkt gekommen bin, ist ein Zeugnis für Gottes souveränen Plan. Ich gebe Jesus alle Ehre und Anbetung.“ Unter den Beitrag zu seinem Wechsel zum BVB schreibt er: „Ehre sei Jesus.“

Und auch im offiziellen Vorstellungsvideo seines neuen Vereins betont er: „Ich bin Christ.“ Bereits bei seinem alten Arbeitgeber VfL Wolfsburg hatte er betont, dass er für die Ehre Gottes Fußball spiele. SPORT BILD berichtet, dass Nmecha, sein Bruder Lukas und andere Wolfsburg-Spieler einem Bibelkreis angehören.

Zwei Instagram-Storys polarisieren

Nmechas Glaube an Jesus Christus und sein Wort – die Bibel – zeigt sich auch bei ethischen Themen, wie etwa Homosexualität oder Transgender. Diese Haltung sollte ihm allerdings in den vergangenen Monaten viel Ärger einbringen. Medien und Fans bezichtigten ihn der Homo- und Transphobie. Was war geschehen?

Im Februar postete Nmecha in seiner Instagram-Story ein Kurzvideo des politisch konservativen US-Kommentators und Autors Matt Walsh. Der Katholik erlangte unter anderem Bekanntheit durch seinen 2022 erschienenen Dokumentarfilm „What Is a Woman?“ („Was ist eine Frau?“), der sich kritisch mit Gender- und Transgenderthemen auseinandersetzt. Der sechsfache Familienvater ist Teil des Medienunternehmens „The Daily Wire“. In dem von Nmecha geposteten Kurzvideo kritisiert Walsh einen Vater, der vom Coming-out seines Trans-Kindes berichtet. Walsh wirft dem Vater vor, unbedingt ein transgeschlechtliches Kind haben zu wollen, um tugendhaft zu wirken.

Medienberichten zufolge kommentierte Nmecha das Video mit den Worten: „Wenn wir nicht sehen, was daran falsch ist.“ Hierfür erntete der Profifußballer viel Kritik und Transphobievorwürfe. Anfang Juni postete der 22-Jährige ebenfalls in seiner Story ein Bild des Instagram-Kanals „Re­formed­bychrist“, was erneut zu einem Aufschrei führte: Auf dem zweigeteilten Foto ist auf der linken Seite Satan zu sehen. Darunter steht das Wort „Pride“ („Stolz“). Auf der rechten Seite sind typische christliche Symbole wie ein Lamm, eine Taube und ein Kreuz zu sehen. Dieses Bild ist mit dem Wort „Grace“ („Gnade“) untertitelt. Die Anfangsbuchstaben der beiden Wörter sind jeweils mit kurzen Wortgruppen verknüpft: Bei „Pride“ ist das Wort „P“ beispielsweise mit „Put yourself first“ („Setze dich an erste Stelle“) verbunden, und beim Wort „Grace“ ist das „G“ mit der Wortgruppe „Gift from God“ („Geschenk von Gott“) gekoppelt.

Kritik, Kritik, Kritik

Viele Medien stürzten sich daraufhin auf den jungen Fußballer. DER SPIEGEL bewertet die Inhalte als eindeutig „homophob oder queerfeindlich“. Das Sportmagazin Kicker spricht vom „Wirbel um homophobe und transfeindliche Social-Media-Posts“. Der WELT zufolge war Wolfsburgs Eigner Volkswagen nach Nmechas erstem Post – dem Walsh-Video – in Alarmbereitschaft versetzt. So habe der Autokonzern, der sich stark in der LGBTQ+-Szene engagiert, den VfL Wolfsburg dazu aufgefordert, dafür zu sorgen, dass in Zukunft solche Posts unterlassen werden.

Sogar der Deutsche Fußball Bund (DFB) schaltete sich ein. Der Bild-Zeitung zufolge will dieser mit Nmecha über seine Ansichten reden. Der Fußballer müsse sich klar zu den Werten des DFB bekennen, bevor er das nächste Mal für die Nationalmannschaft nominiert werde.

Als bekannt wird, dass der BVB Interesse am deutschen Nationalspieler hat, gehen einige Fans auf die Barrikaden. Der queere Fanclub „Rainbow Borussen“ („Regenbogen Borussen“) schreibt in einem offenen Brief an die Vereinsführung von „größten Bedenken“, da Nmecha „queerfeindlich“ eingestellt sei. Am Ende heißt es: „Wir finden, dass ein Spieler mit einer derartigen Einstellung nicht zu einem Verein passt, der sich selbst einer offenen und toleranten Gesellschaft verschrieben hat.“

Laut dem Kicker hat eine Umfrage des Sportmagazins ergeben, dass sich 58 Prozent der rund 70.000 Teilnehmer gegen eine Verpflichtung des Fußballprofis aussprachen. DER SPIEGEL berichtet, dass auch ein wichtiger Sponsor von Borussia Dortmund gegenüber der Vereinsführung Bedenken wegen einer Verpflichtung Nmechas geäußert haben soll.

Ein Wechsel, der spaltet

Trotz aller Kritik wird der Wechsel am 3. Juli öffentlich gemacht. In einer Mitteilung des BVB erklären Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Präsident Reinhold Lunow, dass ihnen bewusst sei, dass der bevorstehende Transfer aufgrund der zwei Postings bei Instagram auch Kritik hervorgerufen habe. Deshalb hätten sie „intensiv“ mit dem Fußballprofi über seinen Glauben und seine Werte gesprochen. Nmecha sei sehr jung, und seine Religion sei „tief in ihm verwurzelt“. Er sei – „wie wir alle“ – sicher nicht fehlerfrei.

Weiter heißt es: „Aber er hat uns in intensiven Gesprächen absolut davon überzeugt, dass er kein transphobes oder homophobes Gedankengut in sich trägt. Felix hat selbst betont, dass er alle Menschen respektiert und liebt, unabhängig von ihrer Hautfarbe, Religion oder sexuellen Orientierung.“

Wechsel zu Borussia Dortmund perfekt: Felix Nmecha und BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl bei der Vertragsunterzeichnung. Foto: Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA

Nmechas Reaktion

Wie reagiert Nmecha selbst auf die Kritik? Zunächst löschte er die Postings in seiner Story. Zu dem Walsh-Video schrieb er in einer weiteren Instagram-Story, dass er nicht in jedem Punkt mit Walsh übereinstimme. Er fügte allerdings hinzu: „Ich glaube noch immer, dass die Bibel Gottes Wort ist, und ich glaube daran, dass jeder seine wahre Identität durch eine Beziehung zu ihm findet. Geh einen Schritt auf Jesus zu – und du wirst es nicht bereuen.“

In einem Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) im April erklärte er, dass er nicht transphob sei. „Ich hasse definitiv niemanden. Ich liebe alle Menschen.“ Er bereue, den Post von Walsh geteilt zu haben: „Vor allem, weil ich nicht weiß, ob er Christ ist.“ Auf die Frage, ob er sich die Kapitänsbinde in Regenbogenfarben überstreifen würde, sagte er: „Ich denke, in dieser Situation würde ich nur eines tun: Ich würde beten und fragen, was Gott will, dass ich tue. Ich kann es jetzt nicht sagen, weil ich es nicht weiß. Aber ich würde mir auf jeden Fall viel Zeit im Gebet nehmen und mich dann entscheiden.“

Auf seinem Instagram-Feed stellte er am 16. Juni klar, dass er alle Menschen liebe und niemanden diskriminiere. Er habe die Liebe Jesu auf eine Weise kennengelernt, „die Barrieren und Grenzen einreißt, und ich möchte das, was ich erfahren habe, leidenschaftlich gerne mit anderen teilen“. Gottes Liebe sei für alle da, so Nmecha.

Und bei seiner Vorstellung beim BVB sagte er zu den kritischen Stimmen: „Ich glaube, dass einige Dinge aus dem Kontext gerissen wurden. Ich bin Christ, liebe alle Leute und diskriminiere niemanden. Ich hoffe, dass die Fans mir die Chance geben, um mich kennenzulernen.“

Lesen Sie dazu einen Kommentar von IDEA-Redakteur Thomas Richter.

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