Ressorts
icon-logo

Frei-/Kirchen

Corona: Kirche verhielt sich „gnadenlos“ gegenüber Ungeimpften

26.02.2023

Petra Bahr ist Regionalbischöfin für den Sprengel Hannover der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Foto: Picture Alliance/Metodi Popow
Petra Bahr ist Regionalbischöfin für den Sprengel Hannover der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Foto: Picture Alliance/Metodi Popow

Hannover/Oberursel (IDEA) – Die Regionalbischöfin für den Sprengel Hannover der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Petra Bahr, hat das Gottesdienstverbot für Ungeimpfte in der Corona-Pandemie bedauert. „Ich hätte mir – mit dem Wissen von heute – gewünscht, dass wir gesagt hätten: ausnahmslos Maskenpflicht im Gottesdienst“, sagte sie in einem Interview mit der Zeitschrift „Publik Forum“ (Oberursel).

Die Kirche habe sich „hinreißen“ lassen: „Die emotionale Polarisierung in dieser Debatte, ob man nur geimpft oder genesen mitbeten darf, die war meines Erachtens falsch.“ Gegenüber denjenigen, die Probleme mit der Impfung gehabt hätten, habe sich die Kirche „gnadenlos“ verhalten.

Bahr, die auch Mitglied des Deutschen Ethikrates ist, wies ferner darauf hin, dass es auch christliche Gruppen gegeben habe, die in der Pandemie Verschwörungserzählungen verbreitet hätten: „Es gibt leider auch in Kirchen einen Flirt mit dem Radikalen, Unbarmherzigen.“ Obwohl es um Leben und Tod gegangen sei, hätten Erklärungen in den Corona-Debatten keine Rolle gespielt. Dabei sähen sich die Kirchen für existenzielle Fragen als genuin zuständig.

Pfarrer sind „durch die Keller in Altenheime geschlichen“

Bahr wies den Vorwurf zurück, die Kirchen seien während der Pandemie nicht bei den Menschen gewesen. Zahlreiche Geistliche seien sehr kreativ gewesen. Sie hätten viel Zeit an Seelsorge-Telefonen verbracht und seien „durch die Keller in die Altenheime geschlichen“, um Sterbende zu begleiten: „Die Leute auf dem Land sind mit Traktoren durch die Gegend gefahren, auf dem Anhänger der Posaunenchor.“

An dem Gespräch war auch der katholische Theologe Prof. Joachim Negel (Freiburg/Schweiz) beteiligt. Er sagte, es habe ihn irritiert, mit welcher Selbstverständlichkeit die Bischöfe die Gottesdienste der Kar- und Ostertage abgesetzt hätten: „Ich spürte seitens der Bischöfe keinen ernsthaften Schmerz.“

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank. 

Jetzt spenden.

4 Wochen IDEA Digital 8,50 Euro 1,00 Euro

Entdecken auch Sie das digitale Abo mit Zugang zu allen Artikeln auf idea.de