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Menschenrechte

Antisemitische Stereotype weit verbreitet unter Jugendlichen

25.09.2023

Der Politikwissenschaftler Aras-Nathan Keul sprach auf dem Kongress „Antisemitismus heute“ in Schwäbisch Gmünd. Foto: Ralph F. Wild
Der Politikwissenschaftler Aras-Nathan Keul sprach auf dem Kongress „Antisemitismus heute“ in Schwäbisch Gmünd. Foto: Ralph F. Wild

Schwäbisch Gmünd (IDEA) – Viele Jugendliche schenken heute antisemitischen Narrativen Glauben. Darauf hat der Politikwissenschaftler Aras-Nathan Keul (Berlin) am 24. September in Schwäbisch Gmünd hingewiesen. Er sprach beim Kongress „Antisemitismus heute“ vor rund 200 Besuchern.

Wie Keul weiter ausführte, vertreten insbesondere jugendliche Migranten antisemitische Stereotype, die unter anderem von den Rappern aus ihrem Milieu verbreitet würden. Das Internet sei nämlich eine „Brutstätte des Antisemitismus“. Man könne sich dort leicht hinter der Anonymität verstecken und quasi ungestraft gegen Juden und den Staat Israel hetzen. Damit die Polizei ermitteln könne, müsse man schon „konkrete Todesdrohungen gegen Juden ausgesprochen haben, und sogar dann ist es sehr schwer, das zu verfolgen“.

Problematisch sei auch, dass in den Medien oft nur dann über die Gewalt im Heiligen Land berichtet werde, wenn sich der israelische Staat wehre. So habe das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ im Juni 2020 eine Nachricht veröffentlicht, in der stand, dass der Neffe eines palästinensischen Politikers von israelischen Sicherheitskräften getötet worden sei. Das Magazin habe jedoch nicht erwähnt, dass die Polizisten ihn erschossen hätten, weil er mit dem Auto in eine Gruppe von Menschen gerast sei – „mit dem Ziel, möglichst viele Israelis zu töten“.

Auch in den Medien seien zunehmend Redakteure tätig, die antisemitische Vorurteile kultivierten und das auch in ihre Berichterstattung einfließen ließen. Da werde dann Israel als „Apartheidstaat“ bezeichnet, der die Palästinenser unterdrücke und verfolge.

Blume: Ich bekomme täglich Hassmails

Der Antisemitismusbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung, Michael Blume (Stuttgart), berichtete, dass ihm aufgrund seiner Tätigkeit viel Hass begegne. Eine Polizistin müsse täglich sein Postfach auf strafrelevante Hassmails prüfen. Er halte den Kampf gegen Judenhass jedoch für so wichtig, dass er das auf sich nehme.

Es sei jedoch auch die Aufgabe der jüngeren Generation, sich damit auseinanderzusetzen. Dabei gehe es nicht darum, den Schülern Schuld aufzubürden: „Niemand von der heutigen Generation ist schuldig.“ Es gehe stattdessen darum, Verantwortung zu übernehmen und aus der Geschichte zu lernen. Jeder müsse sich dabei selbst fragen, ob er in einem Land leben wolle, „in dem nicht gehasst wird“.

v.l.n.r. Moderator Josias Terschüren, Aras-Nathan Keul, Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, Michael Blume. Foto: Ralph F. Wild

Bürgermeister: Der versteckte Antisemitismus ist besonders gefährlich

Der Erste Bürgermeister der Stadt Schwäbisch Gmünd, Christian Baron (CDU), sprach in seinem Grußwort mit Blick auf den verbreiteten Antisemitismus von einem „Trauerspiel“. Es sei eine Tragödie, dass man in Deutschland im Jahr 2023 immer noch über Antisemitismus sprechen müsse und sich nicht anderen Themen zuwenden könne. Gerade angesichts der deutschen Geschichte sei das erschreckend. Für besonders feige, gefährlich und nicht aufrichtig halte er dabei den Antisemitismus, der sich als Israelkritik tarne, weil er oft nicht sofort erkannt werde.

Der Kongress dauert noch bis zum 26. September. Veranstalter sind neben dem Schönblick die Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel (amzi), die Christliche Medieninitiative pro, der Verein „Christen an der Seite Israels“, der Evangeliumsdienst für Israel (EDI) sowie die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem (ICEJ). Unter den 30 Kooperations- und Medienpartnern ist auch die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA.

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