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Zurück zum Wort Gottes - Keine Spaltung der Evangelikalen

23.01.2016

v. l.: Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Pfarrer Michael Diener, und der frühere ProChrist-Hauptredner Ulrich Parzany. Fotos: idea/kairospress, proChrist
v. l.: Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Pfarrer Michael Diener, und der frühere ProChrist-Hauptredner Ulrich Parzany. Fotos: idea/kairospress, proChrist

Kassel (idea) - Die evangelikale Bewegung hat sich nicht aufgespalten, aber zur Klärung umstrittener theologischer Fragen aufgerufen. Gleichzeitig wurde ein Netzwerk Bibel und Bekenntnis gegründet, das alle Christen in Landes- und Freikirchen unterstützen will, die sich an der Bibel als Gottes Wort orientieren. Das ist das Ergebnis eines Treffens von 65 Repräsentanten aus Landes-und Freikirchen am 23. Januar in Kassel. Anlass für die Zusammenkunft sind vor allem Aussagen des Vorsitzenden des größten evangelikalen Dachverbandes, der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener (Kassel), gewesen, der im Hauptamt Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes ist. Diener hatte in Interviews gefordert, die Evangelikalen sollten neu über Mission und Politik denken. Im Blick auf das Thema Homosexualität hatte er geäußert, er wünsche sich, dass auch Christen, die ihre Homosexualität praktizieren, Mitarbeiter in evangelikalen Gemeinden sein können. Dem widersprach in einem Offenen Brief der langjährige ProChrist-Hauptredner, Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel). Er lud viele, die  ihm zugestimmt hatten, nach Kassel ein. Mehrfach hieß es daraufhin in Medien, jetzt drohe eine Spaltung der evangelikalen Bewegung. Dazu kam es jedoch nicht. Doch in einem einstimmig verabschiedeten Kommuniqué wird vom Hauptvorstand der Allianz und der Mitgliederversammlung des Gnadauer Verbandes gefordert, zu den Aussagen Dieners Stellung zu nehmen. Das neue Netzwerk lehnt insbesondere praktizierte Homosexualität als unbiblisch ab.

„In vielen Gemeinden und Gemeinschaften herrscht Verwirrung“

Wörtlich heißt es: „In vielen Gemeinden und Gemeinschaften herrscht Verwirrung und besteht Besorgnis darüber, welchen Kurs führende Repräsentanten der evangelikalen Bewegung steuern. Es fehlt an deutlichem Widerstand  gegen Entscheidungen von Kirchenleitungen und Synoden, die Bibel und Bekenntnis widersprechen. Das betrifft aktuell die Segnung und kirchliche Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren, die kirchliche Förderung der Gender-Ideologie und Verlautbarungen zum interreligiösen Dialog.“

Zehn Repräsentanten sollen das Netzwerk weiter führen

Zum Sprecher des Netzwerkes Bibel und Bekenntnis wurde Ulrich Parzany bestimmt. Ihm zur Seite steht eine neunköpfige Fortsetzungsgruppe, der evangelikale Repräsentanten angehören, wie der Rektor des Albrecht-Bengel-Hauses, Rolf Sons (Tübingen), der ehemalige Allianzvorsitzende und jetzige Professor an der Freien Theologischen Hochschule Gießen, Rolf Hille (Heilbronn), der Vorsitzende der Konferenz Bekennender Gemeinschaften, Pfarrer Ulrich Rüß (Hamburg), der Vorsitzende des Westfälischen Gemeinschaftsverbandes, Pfarrer Dirk Scheuermann (Velbert), der mecklenburgische Pastor Johannes Holmer (Bülow), und Schwester Heidi Butzkamm vom Diakonissenmutterhaus Aidlingen.

Das Kommuniqué des Treffens:

Kommuniqué

über die Beratungen zum Thema

„Gemeinsam widerstehen und Christen in den Auseinandersetzungen um Grundfragen des christlichen Glaubens Orientierung geben“

Wir, 65 Personen aus evangelischen Kirchen, Landeskirchlichen Gemeinschaften und Freikirchen,  sind am 23. Januar 2016  in Kassel zu Beratungen zusammengekommen.

Folgende Beobachtungen haben uns dazu veranlasst:

·      In den evangelischen Kirchen werden die Grundlagen des Glaubens zunehmend demontiert. In Frage gestellt wird insbesondereo   die Autorität der Bibel als Wort Gottes und höchste Norm für Glauben und Leben, o   dass Jesus Christus der einzige Weg zum Heil ist, o   dass Gott durch den stellvertretenden Tod Jesu am Kreuz und seine Auferstehung die Welt mit sich versöhnt hat, o   dass zur Offenbarung Gottes die Gottebenbildlichkeit des Menschen mit der Polarität und Gemeinschaft von Mann und Frau gehört, o   dass die Gebote Gottes auch heute die gültigen Maßstäbe für das Leben der Christen und der Gemeinden sind.·      In vielen Gemeinden und Gemeinschaften herrscht Verwirrung und besteht Besorgnis darüber, welchen Kurs führende Repräsentanten der evangelikalen Bewegung  steuern.·      Es fehlt an deutlichem Widerstand gegen Entscheidungen von Kirchenleitungen und Synoden, die eindeutig Bibel und Bekenntnis widersprechen. Das betrifft aktuell die Beschlüsse zur Segnung und kirchlichen Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren,  die kirchliche Förderung der Gender-Ideologie und Verlautbarungen zum interreligiösen Dialog.

Wir sind uns über die Bekenntnisgrundlagen einig, auf deren Basis wir weiter gemeinsam handeln wollen.

Wir sind den altkirchlichen Bekenntnissen (Apostolicum, Nicaenum, Athanasianum) und den Bekenntnisschriften unserer verschiedenen Kirchen verpflichtet.Wir sind dankbar für die Klarheit der Glaubensbasis der Evangelischen Allianz. Deren Aussage „Wir bekennen uns… zur göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift, ihrer völligen Zuverlässigkeit und höchsten Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung“, gibt uns auch heute klare Orientierung. www.ead.de/die-allianz/basis-des-glaubens.html In einigen neueren Bekenntnissen sehen wir ebenfalls notwendige und hilfreiche Orientierung. Zu nennen sind:·     

Für die Freiheit des Glaubens und die Einheit der Kirche, Einladung zu gemeinsamem Zeugnis in sieben aktuellen Grundaussagen des christlichen Glaubens

(2011) www.bb-baden.de/pdf/Bek-Erkl.8-2011.pdf ·     

Persönliches Bekenntnis zur vollen Geltung der biblischen Glaubensaussagen

(2015) www.gemeindehilfsbund.de·     

Salzburger Erklärung

, Eine theologische Wegweisung der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften (IKBG) (2015)  www.ikbg.net/pdf/Salzburger-Erklaerung-Original.pdf Wir unterstützen den Aufruf

„Zeit zum Aufstehen, Ein Impuls für die Zukunft der Kirchen“, den viele von uns unterschrieben haben. In den gegenwärtigen Auseinandersetzungen halten wir folgende Konkretion für nötig: ·      „Wir bekennen uns zur göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift, ihrer völligen Zuverlässigkeit und höchsten Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung“. (Glaubensbasis der Evangelischen Allianz)·      Wir stehen dafür ein, dass die rettende Botschaft von Jesus Christus allen Menschen gilt,  den Juden zuerst. (Römer 1,16) ·      Wir widersprechen der falschen Lehre, es gäbe auch andere Wege zum Heil.·      Wir widersprechen der falschen Lehre, dass Menschen durch die Taufe ohne den Glauben an Jesus Christus gerettet werden. (Markus 16,16)·      Wir stehen dazu, dass gemäß der Offenbarung Gottes der Mensch zum Ebenbild Gottes geschaffen wurde und dass die Polarität und Gemeinschaft von Mann und Frau zu dieser Ebenbildlichkeit gehört, wie Jesus Christus es ausdrücklich bestätigt hat. (1.Mose 1,26-28; Matthäus 19,4-6)·      Wir widersprechen der falschen Lehre, gleichgeschlechtliche Beziehungen entsprächen dem Willen Gottes und dürften von den Kirchen gesegnet werden.
 Wir sind uns einig, dass im Gegensatz zum postmodernen Denken das Bekenntnis zu Jesus Christus und der Lehre der Apostel mit logischer und theologischer Notwendigkeit die Verwerfung falscher Lehren einschließt. So widersprechen wir Ansichten wie zum Beispiel:·      Man müsse für zentrale biblische Wahrheiten eintreten, doch gleichzeitig seien gegensätzliche Verständnisse und Lesarten der Bibel zu akzeptieren.·      Es sei dem Anliegen einer geistlichen Erneuerung der Kirche nicht zuträglich, wenn Missstände offen kritisiert werden. Ein „Ruf zur Mitte“ dürfe nicht ergänzt werden durch die Verwerfung von Irrlehre.·      Biblisch orientierte Gemeinden hätten ein Toleranzproblem und müssten sich für Pluralität in Lehrfragen öffnen. Sie müssten auch solche Mitchristen akzeptieren, die in Sünde leben und die diese Sünde gegen Gottes Willen rechtfertigen.·      Weil Jesus ein „Liebhaber“ und kein „Rechthaber“ gewesen sei, dürfe es auch keinen offenen, energischen Streit um die Wahrheit geben, wie er aber bei Jesus, bei den Aposteln, bei den Reformatoren und den Vätern der Barmer Erklärung stattfand.Wir fordern die zuständigen Gremien des Gnadauer Verbandes und  der Deutschen Evangelischen Allianz  auf, zu diesen Irritationen klärend Stellung zu beziehen und bitten um gemeinsame Gespräche.Wir fordern die evangelikalen und pietistischen  Verbände und die Bekenntnisgemeinschaften auf, das Reformationsjubiläum 2017 für Veranstaltungen zu nutzen, bei denen die reformatorischen Prinzipien „Allein Christus, Allein die Schrift, Allein die Gnade, Allein der Glaube“ öffentlich bekannt werden und zugleich benannt wird, wo diese reformatorische Basis verloren zu gehen droht. Wir erklären uns bereit, bei diesen Veranstaltungen inhaltlich und organisatorisch mitzuwirken.Wir laden alle Verantwortlichen in Kirchengemeinden, Gemeinschaften und Freikirchen ein, sich diesem Vorhaben anzuschließen. Wir wollen klären, stärken und einigen in der Wahrheit und nicht in der Unklarheit. Wir rufen auf zum Gebet für die Erneuerung unseres Lebens und unserer Gemeinden, Gemeinschaften und Kirchen.Zur Weiterführung unserer Anliegen wurde eine Fortsetzungsgruppe  unter Leitung von Pfr. Ulrich Parzany gebildet,  der folgende Personen angehören:  Sr. Heidi Butzkamm, Pfr. Dr. Tobias Eißler, Gemeinschaftspastor Martin Grünholz, Prof. Dr. Rolf Hille, Pfr. Johannes Holmer, Pfr. Ulrich Rüß, Pfr. Dirk Scheuermann, Rektor Dr. Rolf Sons, Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter.Die Veröffentlichung dieses Kommuniqués wurde einstimmig beschlossen.Kassel, den 23. Januar 2016

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