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Reformierte Kirche: Erstmals eine Frau an der Spitze

05.03.2021

Susanne Bei der Wieden wird ihr neues Amt voraussichtlich am 1. August antreten. Foto: Ulf Preuß
Susanne Bei der Wieden wird ihr neues Amt voraussichtlich am 1. August antreten. Foto: Ulf Preuß

Emden (IDEA) – An der Spitze der Evangelisch-reformierten Kirche wird künftige erstmals eine Frau stehen: Pfarrerin Susanne Bei der Wieden (Frankfurt am Main). Die digital und teilweise in Emden tagende Gesamtsynode wählte die 54-jährige Theologin am 4. März. zur Kirchenpräsidentin.

Sie erhielt im ersten Wahlgang 46 Stimmen. Auf ihre Mitbewerberin, die EKD-Referentin für Menschenrechte, Migration und Integration, Sabine Dreßler (58/Braunschweig), entfielen 14 Stimmen.

Nachfolgerin von Kirchenpräsident Heimbucher

Bei der Wieden wird damit Nachfolgerin von Kirchenpräsident Martin Heimbucher (66), der nach sechseinhalbjähriger Amtszeit Ende Juli 2021 in den Ruhestand geht. Nach der Wahl sagte die Theologin , sie strebe eine Kirche an, die von den Menschen wieder besser verstanden werde: „Wir müssen sprachfähiger werden.“ Dazu gehöre, mit anderen gesellschaftlichen Akteuren zusammenzuarbeiten.

Sie kündigte an, der Kirche ein Gesicht geben zu wollen. Das schließe ein, auch unbequeme Dinge öffentlich anzusprechen: „Das Evangelium ist nicht unpolitisch. Die Bibel verpflichtet uns zum Einsatz für schwache Menschen.“ Sie wird ihr neues Amt voraussichtlich am 1. August antreten.

Kirchenpräsident Jung: Profilierte Theologin mit starkem biblischen Zeugnis

Bei der Wieden ist seit 2003 Pfarrerin der Evangelisch-reformierten Gemeinde in Frankfurt am Main, die zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gehört. In der Synode der EKHN nimmt sie seit 2010 das Amt der stellvertretenden Synodenpräses wahr. Von 1999 bis 2003 lehrte sie am Reformierten Seminar für pastorale Aus- und Fortbildung in Wuppertal.

Der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), verwies in seinem Glückwunsch auf den „reichen Schatz an Erfahrungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln“, den die künftige Kirchenpräsidentin für ihre Arbeit mitbringe.

Auch der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung (Darmstadt) gratulierte. Er bezeichnete Bei der Wieden als „sehr profilierte Theologin mit viel Erfahrung im Gemeindepfarrdienst und in kirchenleitenden Gremien“. Ihre reformierte Prägung sei besonders in ihrem „starkem, am biblischen Zeugnis orientierten sozialethischen Interesse klar erkennbar“.

Heimbucher: Corona nicht nur negativ sehen

Kirchenpräsident Heimbucher (Leer) forderte in seinem Bericht die Kirchengemeinden und Kirchenmitglieder auf, in der Corona-Pandemie nicht nur auf die Defizite zu blicken, sondern auch die positiven Lernerfahrungen in die Waagschale zu werfen. So werde heute vielfach die „Trost- und Freudenbotschaft des Evangeliums“ auf ungewöhnliche Weise zu den Menschen gebracht. Das Bewusstsein, worauf es wirklich ankomme, sei gestärkt worden.

Heimbucher: „Wenn es gutgeht, dann kann die Verkündigung des Evangeliums durch die Erfahrung der Pandemie gewinnen.“ Er räumte aber auch ein, dass die Einschränkungen durch die Pandemie große Belastungen schüfen.

Den Menschen fehlten die unbefangenen Begegnungen in Kirchen und Gemeindehäusern, die Nähe seelsorglicher Besuche und Gespräche sowie auch das Singen und Musizieren. Heimbucher unterstrich die Bedeutung der digitalen Medien. Zugleich erklärte er: „Wir wollen keine digitale Kirche werden, aber doch Kirche sein auch im digitalen Raum.“

Zur Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer gehören 143 Gemeinden mit etwa 168.500 Gemeindemitgliedern vor allem in Ostfriesland, dem Emsland, in der Grafschaft Bentheim sowie im östlichen Niedersachsen und in Bayern.

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