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Rat an die Kirche: Moderieren statt politisch agieren

28.04.2021

Kirchen sollten lieber moderieren, so Pfarrer Junghans. Symbolfoto: unsplash.com
Kirchen sollten lieber moderieren, so Pfarrer Junghans. Symbolfoto: unsplash.com

Kassel (IDEA)– Kirche sollte nicht politisch agieren, sondern moderieren. Das empfiehlt Pfarrer Reinhard Junghans (Borna bei Leipzig) im „Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrerblatt“. „Kirche ist da gut beraten, wenn sie die unterschiedlichen berechtigten Interessen wahrnehmen und ins Gespräch bringen kann“, schreibt der promovierte Theologe.

Die Kirche sei die einzige gesellschaftliche Kraft, die als Moderator auftreten könne. Darin liege auch eine wichtige Funktion der Kirche als Institution. Sie habe in ihren Reihen von allen Gruppierungen auch Vertreter und könne sich so ein differenziertes Bild verschaffen. „Jedoch wird die Kirche diese Rolle kaum wahrnehmen können, wenn sie sich selbst durch entsprechende politische Beschlüsse festlegt“, so Junghans.

Für jede Gesellschaft sei es äußerst wichtig, dass es eine anerkannte gesellschaftliche Größe gebe, die zwischen verschiedenen Konfliktparteien vermitteln könne. Kurz nach der Wende in der DDR habe die Kirche „eine ganz wichtige und hervorragende Rolle“ bei der Koordinierung der Runden Tische gespielt, um das gesellschaftliche Leben sinnvoll voranzubringen. Junghans: „Wer ein Gespräch leiten und führen möchte, wird sich mit pointierten Äußerungen zur Sache zurückhalten müssen.“ Andernfalls werde er als Partei wahrgenommen und verliere seine Rolle als Moderator.

Kirche soll christliche Werte wachhalten

Ferner gehöre es zu den Kernaufgaben der Kirche, die christlichen Werte im einzelnen Bürger aber auch in der Gesellschaft wachzuhalten. Sie solle die politisch Verantwortlichen ermutigen und befähigen, ihre Entscheidungen im Sinne der Menschlichkeit zu fällen. Es sei nicht vordergründige Aufgabe der Kirche, dem Staat politische Entscheidungen abzunehmen.

Zweifellos könne sie ihm dabei subsidiär zur Seite stehen. Zu den Kernaufgaben der Institution zähle jedoch, die eigenen Gemeindemitglieder zu ermutigen, in den politischen Gremien ihre Kompetenz und Menschlichkeit einzubringen. Junghans zufolge mag es manchem Zeitgenossen zu wenig sein, dass in der Kirche viel geredet werde. „Wenn aber diese Rede vom barmherzigen Gott die Menschenherzen ergreift, dann ist viel gewonnen. Infolgedessen müsste die Kirche auch nicht politisch agieren, da dann politische Entscheidungsträger die christlichen Werte aus innerer Überzeugung umsetzen.“

Herausgeber des Pfarrerblatts ist der Verband Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland mit Sitz in Kassel.

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