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Menschenrechte

Pakistan: Anwältin in Sorge um ihren christlichen Mandanten

05.05.2021

Die pakistanische Menschenrechtsanwältin Aneeqa Anthony und ihr Mandant Patras Masih. Foto: The Voice Society
Die pakistanische Menschenrechtsanwältin Aneeqa Anthony und ihr Mandant Patras Masih. Foto: The Voice Society

Lahore (IDEA) – Die pakistanische Menschenrechtsanwältin Aneeqa Anthony (Lahore) ist zutiefst besorgt um ihren Mandanten Patras Masih. Der junge Mann sitze seit 2018 in Untersuchungshaft ohne Aussicht auf einen fairen Prozess, sagte Anthony der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA.

Ein muslimischer Geistlicher hatte den damals 21-Jährigen wegen eines Fotos auf seiner Facebook-Seite angezeigt, das angeblich das religiöse Empfinden von Muslimen verletzt haben soll. Es soll einen Mann auf der Kuppel einer Moschee zeigen. Zahlreiche Muslime stürmten aus Protest gegen das Bild, das sie als eine Beleidigung Mohammeds werteten, eine christliche Siedlung, in der auch Masih lebt. Sie drohten, die Häuser niederzubrennen. 800 Einwohner mussten sich in Sicherheit bringen.

Daraufhin stellte sich der Christ, der als Reinigungskraft in einer Bank arbeitete, am 19. Februar 2018 der Polizei. Anthony hält es für ausgeschlossen, dass ihr Mandant das Bild verschickte. Untersuchungsbeamte sollen den jungen Mann gefoltert haben. Seinen Cousin Sajid Masih (24) hätten sie wegen des Fotos verhört. Dabei sollen sie, so Anthony, versucht haben, Sajid zum Oralsex mit Patras zu zwingen. In Panik sprang Sajid daraufhin aus dem Fenster im vierten Stock des Hauses und verletzte sich schwer.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM/Frankfurt am Main) und IDEA benannten Patras Masih 2018 zum „Gefangenen des Monats April“. Die Blasphemiegesetze des Landes sehen für die Beleidigung des Propheten Mohammed die Todesstrafe und für die Verunglimpfung des Korans lebenslange Haftstrafen vor.

Anwältin: Militante Muslime bedrohen Richter und Anwälte

Laut Anthony ist der Umgang mit ihrem Mandanten nicht von der pakistanischen Gesetzgebung gedeckt: Wenn der Prozess nach zwei Jahren nicht abgeschlossen sei, habe der Inhaftierte ein Recht auf Entlassung auf Kaution. Tatsächlich habe sie, so Anthony beim Obersten Provinzgericht von Lahore bereits drei solcher Anträge gestellt. Der letzte sei am 26. April abgewiesen worden.

Statt dem Antrag stattzugeben, hätten die Richter des Obersten Provinzgerichtes von Lahore dem zuständigen Gericht die Anweisung erteilt, den Prozess so schnell wie möglich abzuschließen. Damit müsse ihr Mandant bis zum Urteil im Gefängnis bleiben, so Anthony. Das Oberste Gericht habe vermutlich Angst vor dem Kläger. Dieser sei Anhänger der militanten radikal-islamischen Partei Tehrik-e-Sunat (TLP). Sie steckt hinter zahlreichen Blasphemievorwürfen gegen religiöse Minderheiten.

Deren Anwaltskanzlei bedrohe sowohl die Verteidiger wie auch die Richter regelmäßig, um Todesurteile zu erwirken, so Anthony. Die Katholikin befürchtet, dass Patras Masih unschuldig gehängt werden könnte. Sie bemüht sich nun, den Fall vor den Obersten Gerichtshof Pakistans zu bringen. Von den über 216 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen und zwei Prozent Hindus.

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