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Michael Diener bedauert „Verwerfungen und Irritationen“

28.01.2016

Der Allianzvorsitzende Michael Diener entschuldigt sich für seine umstrittenen Äußerungen. Foto: idea/kairospress
Der Allianzvorsitzende Michael Diener entschuldigt sich für seine umstrittenen Äußerungen. Foto: idea/kairospress

Kassel (idea) – Der Vorsitzende des größten evangelikalen Dachverbandes, der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener (Kassel), bedauert, dass seine Äußerungen zum Bibelverständnis und zu ethischen Fragen „in der pietistisch-evangelikalen Welt tiefgehende Verwerfungen und Irritationen“ ausgelöst haben. Das teilt er in einer persönlichen Erklärung mit, die am 28. Januar veröffentlicht wurde. Diener hatte in Interviews mit der Tageszeitung „Die Welt“ und dem christlichen Medienmagazin „pro“ gefordert, die Evangelikalen sollten neu über Mission und Politik denken. Im Blick auf das Thema Homosexualität hatte er geäußert, er wünsche sich, dass auch Christen, die ihre Homosexualität praktizieren, Mitarbeiter in evangelikalen Gemeinden sein können. Das hatte teils heftigen Widerspruch ausgelöst und die evangelikale Bewegung an den Rand einer Spaltung gebracht. „Für alle Äußerungen im Rahmen des ‚Welt’-Interviews, die im pietistisch-evangelikalen Raum teils als unangemessene, öffentliche Kritik verstanden wurden, bitte ich die Menschen, die ich dadurch verletzt habe, ausdrücklich um Entschuldigung“, schreibt der Theologe, der im Hauptamt Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften) ist.

„Die Bibel ist Maßstab und Richtschnur für Leben und Lehre“

Zugleich betont er, zu keinem Zeitpunkt eine „subjektivistische oder die Wahrheit der Heiligen Schrift relativierende“ Bibelauslegung vertreten zu haben: „Die Bibel ist Gottes lebendiges Wort an uns. Als solches ist sie der Maßstab und die Richtschnur für unser Leben und unsere Lehre. Unsere jeweils persönliche Erkenntnis findet dabei ihre Korrektur durch die Gemeinschaft der Glaubenden am Leib Christi, konkret in den Bekenntnissen der Kirchen oder Glaubensgemeinschaften.“ Ihm sei in den vergangenen Wochen bewusstgeworden, dass er sich als Allianzvorsitzender zurückhaltender und vermittelnder zu strittigen Fragen innerhalb der pietistisch-evangelikalen Bewegung äußern müsse, um viele Menschen nicht zu enttäuschen, zu verunsichern oder zu verärgern: „Dieses Versäumnis tut mir aufrichtig leid und fordert mich zu großer Behutsamkeit und weitgehend abgestimmten Inhalten auf.“

Die inhaltliche Diskussion sachlich führen

Diener nimmt den theologischen Inhalt seiner Aussagen nicht zurück, bittet aber darum, die notwendigen Diskussionen weniger personalisiert, sondern sachorientiert zu führen: „Ich will gerne dazu beitragen, dass wir aufgrund weitestreichender Übereinstimmungen in Fundament und Praxis unseres christlichen Glaubens auch dann beieinanderbleiben, wenn wir in einzelnen Sachfragen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.“ Sein Buch „Wenn Christus für uns ist, weshalb sollten wir dann gegeneinander sein?“, das Mitte Februar im adeo-Verlag erscheinen sollte, hat Diener – wie er schreibt – „vorläufig zurückgestellt“, damit sich die „momentan aufgeheizte Diskussion versachlicht“.

Netzwerk Bibel und Bekenntnis will Gemeinden unterstützen

Dieners Aussagen hatten eine heftige Debatte entfacht. Der langjährige proChrist-Hauptredner, Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel), hatte ihm in einem Offenen Brief widersprochen und mehr als 60 Repräsentanten aus Landes-und Freikirchen zu einem Treffen nach Kassel eingeladen. Dort wurde am 23. Januar ein Netzwerk Bibel und Bekenntnis gegründet, das alle Christen in Landes- und Freikirchen unterstützen will, die sich an der Bibel als Gottes Wort orientieren. Zum Sprecher des Netzwerkes wurde Parzany bestimmt. Ihm zur Seite steht eine neunköpfige Fortsetzungsgruppe, der evangelikale Repräsentanten angehören, wie der Rektor des Albrecht-Bengel-Hauses, Rolf Sons (Tübingen), der ehemalige Allianzvorsitzende und jetzige Professor an der Freien Theologischen Hochschule Gießen, Rolf Hille (Heilbronn), der Vorsitzende der Konferenz Bekennender Gemeinschaften, Pfarrer Ulrich Rüß (Hamburg), der Vorsitzende des Westfälischen Gemeinschaftsverbandes, Pfarrer Dirk Scheuermann (Velbert), der mecklenburgische Pastor Johannes Holmer (Bülow) und Schwester Heidi Butzkamm vom Diakonissenmutterhaus Aidlingen.Die persönliche Erklärung von Michael Diener lesen Sie hier im Wortlaut.

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