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Kommentar

Gibt es eine evangelische Kirche auch ohne Jesus?

18.05.2020

Noch vor 50 Jahren wäre ein Gebetstag christlicher und antichristlicher Religionen wohl kaum denkbar gewesen. Inzwischen sind multireligiöse Veranstaltungen jedoch vielfach üblich. So meldete die norddeutsche Evangelische Zeitung am 14. Mai per Kurznachrichtendienst Twitter: „Heute ist weltweiter Gebetstag gegen die Corona-Pandemie. Für die EKD sagte Bischöfin Fehrs aus Hamburg, es sei wichtig in diesen Zeiten, dass wir als Religionen eintreten für die Würde des Menschen. Im Video beten die Religionen gemeinsam.“

Der christliche Grundwasserspiegel ist gesunken

Da ein öffentlicher Auftritt in der Corona-Zeit nicht möglich ist, wurde per Video zum Gebet eingeladen, das der „Runde Tisch der Religionen in Deutschland“ durchführte. Es lohnt sich, den kurzen Film – zu finden auf YouTube unter dem Titel „Gebet der Weltreligionen für die Überwindung der Corona-Pandemie“ – anzusehen, wenn man wissen will, wie der christliche Grundwasserspiegel in Deutschland gesunken ist. Die evangelische und die katholische Volkskirche fordern neben Repräsentanten des Islams, der Juden, Buddhisten und der Bahai in dem Video dazu auf mitzubeten.

Eine Bitte von Papst Franziskus

Zu Beginn erklärt der Geschäftsführer des Dachverbandes, Franz Brendle, mit dem Gebet komme man einer Bitte von Papst Franziskus nach, der die Gläubigen aller Religionen eingeladen habe, Gott um die Überwindung der Pandemie zu bitten. Für den katholischen Theologen Brendle geht es beim Gebet auch um „eine Verbindung mit einer Macht über alle menschlichen Kräfte“ hinaus. Die Vertreterin der Deutschen Buddhistischen Union, Carola Roloff, möchte, dass man sich dem „Wunschgebet“ anschließt, „wir alle“ seien „mit allem und jedem verbunden“. Nicola Towfigh vom Nationalen Geistigen Rat der Bahai spricht im Gebet von einem „gütigen Herrn, der die ganze Menschheit aus dem gleichen Stamm erschaffen“ habe. Für die Bahai – etwa 6.000 in Deutschland – sind u. a. Buddha, Mohammed, Krishna und Jesus allesamt Boten Gottes.

Allah ist der „Barmherzigste der Barmherzigen“

Gleich zwei Führungskräfte des Zentralrates der Muslime in Deutschland, der Vorsitzende Aiman Mazyek und der Dialog- und Kirchenbeauftragte Ahmad Aweimer, beten inständig auf Arabisch und Deutsch zu Allah, dem „alles Lob“ als dem „Herrn der Welt“, dem „Barmherzigsten der Barmherzigen“ gebühre. Der Repräsentant der Juden in Deutschland, Rabbiner Andreas Nachama, bittet Gott um „vollkommene Heilung vom Himmel herab für die Kranken der Corona-Epidemie“.

Gibt es bei Jesus keine Ökumene mehr?

Und wie äußern sich nun die christlichen Leiter? Der stellvertretende Vorsitzende des Runden Tisches der Religionen, Johannes Lähnemann, sieht es als wichtig an, die Herzen füreinander zu öffnen. Er verweist auf den Baptisten Martin Luther King und das Protestlied seiner US-Bürgerrechtsbewegung „We shall overcome“ (Wir werden überwinden). Das Wort Gott kommt bei dem evangelischen Theologieprofessor Lähnemann aus Goslar nicht vor. Für die Leitung der EKD plädiert die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs vor allem für Vielfalt, die sich auch unter den „Schwestern und Brüdern“ in vielen Glaubenstraditionen zeige. Gott bezeichnet sie im Gebet als „Quelle und Ursprung allen Lebens“. Den „Herrn der Kirche“ – Jesus Christus – erwähnt die lutherische Kirchenleiterin mit keinem Wort. Ihr Gebet unterscheidet sich inhaltlich kaum von dem der Muslime. Von Jesus Christus spricht dafür gleich zweimal der Vorsitzende der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Der Bischof aus Limburg betont: Gottes Sohn schenke durch Kreuz und Auferstehung neues Leben. Er bittet Gott „durch Jesus Christus, unseren Herrn“. Der oberste deutsche Katholik ist somit der Einzige unter den vier Kirchenmitgliedern im Video, der sich auch zu Christus bekennt. Papst Franziskus müsste man dagegen fragen, was das von ihm empfohlene Gebet der Gläubigen aller Religionen bewirken soll, wenn man – wie die Buddhisten – gar keinen persönlichen Gott kennt bzw. an viele Götter glaubt. Wenn man zu Allah betet, dessen Koran leugnet, dass Christus Gottes Sohn und auferstanden ist. Wenn alle Religionen eins sind (so die Bahai). Wenn man – wie der jüdische und die EKD-Repräsentantin – nicht im Namen Jesu betet. Denn nur ein Gebet im Namen Jesu bewirkt – so Christus selbst – viel (Johannesevangelium 16,23f). Einen „Allerweltsgott“ gibt es nicht!

Das Passwort für den Himmel ist allein Christus

Im Neuen Testament stellt der „Herr der Kirche“ klipp und klar fest: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich” (Johannesevangelium 14,6). Der Zugang zum einzig existierenden Gott ist demnach an die Beziehung zu Christus gebunden. Das Passwort für den Himmel ist allein das Bekenntnis zu Christus in Wort und Tat (Matthäusevangelium 10,32f). Der Apostel Paulus findet harte Worte für alle, die Abstriche machen an der Frohen Botschaft, also am Evangelium, wenn er im Galaterbrief (1,8f) schreibt: „Verflucht sei, wer ein anderes Evangelium bringt.“

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