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Geistliches Leben lässt sich nicht durch eine Pandemie ersticken

07.11.2020

Evangelikale Vertreter rufen die Christen zu verantwortungsvollem Verhalten auf. Symbolfoto: pixabay.com
Evangelikale Vertreter rufen die Christen zu verantwortungsvollem Verhalten auf. Symbolfoto: pixabay.com

Bad Blankenburg/Detmold (idea) – Führende Repräsentanten der evangelikalen Bewegung und der Freikirchen haben angesichts der Corona-Krise Christen dazu aufgerufen, geistliche Orientierung zu geben und verantwortlich zu handeln. Man wolle achtsam mit dem Grundrecht der ungestörten Religionsausübung umgehen, „auf geltende Ordnungen achten und auf keinen Fall durch Leichtfertigkeit zu einer verstärkten Corona-Verbreitung beitragen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die von der Deutschen Evangelischen Allianz mit Sitz in Bad Blankenburg verbreitet wurde.

Eine achtköpfige Initiativgruppe hat das Papier verfasst. Zu ihr gehören der Allianzvorsitzende Ekkehart Vetter (Mülheim/Ruhr), der Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), Generalsekretär Christoph Stiba (Wustermark bei Berlin), und der Generalsekretär des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Frank Spatz (Kassel). Ferner sind 31 Unterstützer aufgelistet.

Weiter heißt es: „Wir glauben, dass es elementar wichtig ist, die geistliche Dimension der gegenwärtigen Lage zu thematisieren. Darum ermutigen wir unsere Mitchristen zum Verzicht auf Aktionismus und zu mehr Gelassenheit, Tiefgang, Besinnung und Ausrichtung auf Jesus Christus.“ Christen hätten eine Hoffnung, die über das natürliche Leben hinausgehe. Die Verfasser zeigen sich überzeugt, „dass gesundes geistliches Leben in Gemeinden, die für einige Zeit ihre Aktivitäten zurückfahren müssen, sich nicht durch eine Pandemie ersticken lässt“.

Zum Streit um die Corona-Maßnahmen heißt es: „Insbesondere die Maßnahmen, die Grundrechte betreffen, brauchen Diskussion in der Gesellschaft und Entscheidungen der Parlamente.“ Man sei dankbar für politische Verantwortungsträger, die ernsthaft bemüht seien, die Bürger durch Reduzierung der zwischenmenschlichen Kontakte zu schützen: „Dieses Bemühen unterstützen wir durch die entsprechende Gestaltung des Gemeindelebens.“

Versöhnend in die Gesellschaft hineinwirken

Die Verfasser weisen ferner „Verschwörungstheorien und unsolidarische Verhaltensweisen“ zurück. Sie rufen Christen vielmehr dazu auf, durch ihr Reden und Verhalten versöhnend in die Gesellschaft hineinzuwirken. Außerdem gelte es, für die Betroffenen der Pandemie zu beten. „Wir wollen die Zeit nutzen zu mehr Barmherzigkeit Menschen gegenüber, die wegen dieser extremen Lage wirtschaftlich, sozial und psychisch leiden“. Christen sollten ihnen durch praktische Hilfe und konkrete Zuwendung die Erfahrung von Gottes Liebe ermöglichen.

Zu den Unterstützern der Erklärung gehören unter anderen der Präsident des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), Michael Noss (Berlin), der Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche, Harald Rückert (Frankfurt am Main), sowie die Präsides des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden und des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, Johannes Justus (Hannover) und Ansgar Hörsting (Witten).

Weiterer Aufruf: Geistlichen Schaden von der Gemeinde fernhalten

In einer weiteren Erklärung äußern evangelikale Repräsentanten „große Sorge“ über die Entwicklung in christlichen Gemeinden als Folge der Corona-Pandemie. Durch die unterschiedliche Bewertung der medizinischen und politischen Hintergründe von Corona komme es zu „erheblichen Spannungen“: „Die Einheit seiner Nachfolger, die unserem Herrn so wertvoll ist, gerät in Gefahr, die Liebe droht im Streit zu erkalten und das Zeugnis der Gemeinde beginnt zu leiden“, heißt es in einem von bisher 29 Persönlichkeiten unterstützen Aufruf. Darunter sind Vertreter von theologischen Ausbildungsstätten, evangelikalen Bekenntnisschulen, Organisationen und Gemeindeleiter. Sie bitten die Christen eindringlich, „sich neu bei unserem Herrn und Retter Jesus Christus und seinem Wort zu treffen, um wo irgend möglich weiteren geistlichen Schaden von der Gemeinde fernzuhalten“.

Nicht zulassen, dass der „Feind Gottes“ die Einheit zerstört

Die Unterzeichner erinnern daran, dass Jesus Christus für die Einheit seiner Nachfolger gebetet habe, und mahnen: „Was immer unsere persönliche Einschätzung der aktuellen Lage sein mag – wir dürfen es nicht zulassen, dass der Feind Gottes über dieser Thematik unsere Einheit zerstört.“ Zeitlich begrenzte Verordnungen zu äußeren Bedingungen und Formen der Gemeindeveranstaltungen – zum Beispiel Masken tragen, Abstand halten und begrenzte Teilnehmerzahlen – verstießen nicht grundsätzlich gegen biblische Gebote. Auch in der Corona-Zeit gelte es, ganz besonders den ängstlichen oder unter stärkerem Risiko leidenden Christen entgegenzukommen sowie denen beizustehen, „die in dieser schwierigen Zeit an Leib, Seele und Geist leiden“.

Die Unterzeichner des Aufrufs appellieren, für die Regierung zu beten, Schwache zu stützen und die biblische Hoffnung an alle zu verkündigen, die durch die Krise verunsichert sind. Der Aufruf wurde erarbeitet vom Vorsitzenden des Bibelbundes, Michael Kotsch (Detmold), in Verbindung mit dem Vorsitzenden der Konferenz für Gemeindegründung, Wilfried Plock (Hünfeld), Gemeindeberater Marco Vedder (Bad Kissingen) sowie dem Pädagogen und Gemeindeältesten Matthias Swart (Weimar).

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