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Evangelische Allianz zum Streit um ihren Kurs: Die Norm ist die Bibel

23.12.2015

v.l.: Michael Diener, Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, und Ekkehart Vetter, Zweiter Vorsitzender der Evangelischen Allianz. Foto: idea/kairospress
v.l.: Michael Diener, Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, und Ekkehart Vetter, Zweiter Vorsitzender der Evangelischen Allianz. Foto: idea/kairospress

Bad Blankenburg (idea) – Im Streit um Äußerungen des Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener (Kassel), hat sich der Geschäftsführende Vorstand dieses evangelikalen Dachverbandes solidarisch wie teilweise distanziert geäußert. Diener – im Hauptamt Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften) – hatte Evangelikale in der Tageszeitung „Die Welt“ dazu aufgefordert, selbstkritischer zu sein. Er verlangte ein neues Denken über Homosexualität, Politik und Mission. Seiner Meinung nach debattieren Evangelikale beispielsweise zu oft über das Thema Homosexualität. Er sehe auf der einen Seite für die in fast allen evangelischen Landeskirchen praktizierten Segnungs- oder Trauungsgottesdienste keine Anhaltspunkte in der Bibel. Auf der anderen Seite habe er aber auch gelernt, anzuerkennen, dass „Menschen bei dieser Frage die Bibel anders lesen“, so Diener. Von daher erkenne er auch Geistliche an, die meinten, ihre homosexuelle Partnerschaft vor Gott verantworten zu können. Aufgrund des Artikels in der „Welt“ äußerte der frühere ProChrist-Hauptredner Ulrich Parzany (Kassel) in einem Offenen Brief sein Unverständnis darüber, dass Diener die Evangelikalen immer wieder öffentlich kritisiere und biblische Positionen relativiere, „die wir doch gemeinsam vertreten“. Der Kritik schlossen sich unter anderem die Konferenz Bekennender Gemeinschaften und der Evangelische Gemeinschaftsverband Siegerland-Wittgenstein an. Dagegen hat der Vorstand des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes Diener "sein volles Vertrauen" ausgesprochen. Parzany wiederum regte an, ein deutschlandweites „Netzwerk Bibel und Bekenntnis“ zu gründen.

Dank für eindeutige Aussagen zur Mission

Der Geschäftsführende Vorstand der Allianz bedauerte in einer am 23. Dezember vom Zweiten Vorsitzenden, Ekkehart Vetter (Mülheim/Ruhr), unterzeichneten Erklärung die öffentliche Auseinandersetzung aufgrund des „Welt“-Beitrags. Man distanziere sich von zum Teil verletzender Kritik, wie sie insbesondere im Internet zu lesen gewesen sei und rufe zur Versachlichung der Diskussion auf. Das Leitungsgremium dankt Diener für „viele eindeutige Aussagen, etwa zum missionarischen Zeugnis gegenüber jedermann, auch gegenüber Muslimen und Juden“. Wenn er Mission als einen Akt der Liebe bezeichne, der gleichzeitig keine Bedrängung oder Abwertung anderer Religionen sein dürfe, „dann stimmen wir dem ausdrücklich“ zu. Dies gelte auch für seine Kritik an einer Haltung, die nahelege, „Mission sei von gestern und müsse durch einen interreligiösen Dialog ersetzt werden, bei dem man alle Religionen für gleichberechtigte Heilswege erklärt“. Dieners Aufforderung an die evangelikale Bewegung zur Selbstkritik zeige auch zu Recht an, „dass wir ... zuerst im Blick auf uns selbst kritisch bleiben müssen“.

Die Aussagen Michael Dieners zur Homosexualität entsprechen nicht der Allianz-Linie

Allerdings habe der Allianzvorsitzende gegenüber der „Welt“ zu Fragen der Homosexualität auch persönliche Auffassungen vertreten, die nicht den bisherigen öffentlichen Verlautbarungen der Deutschen Evangelischen Allianz entsprächen. Dazu heißt es: „Er und wir haben neu gelernt, dass solche Meinungsäußerungen immer auch einer Bewegung als Ganzes zugerechnet werden und zu vermeidbaren öffentlichen Auseinandersetzungen führen können.“ Der evangelikale Dachverband habe sich im größeren Zusammenhang unter dem Titel „Suchet der Stadt Bestes“ im Jahr 2009 so positioniert: „Wir wenden uns ebenso gegen die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und der geschlechtlichen Orientierung ... Wir begegnen Vertretern einer anderen geschlechtlichen Orientierung mit Respekt und Würde, sehen allerdings praktizierte Homosexualität – wie andere Formen der außerehelichen Sexualität – grundsätzlich als unvereinbar mit der für den christlichen Glauben maßgebenden biblischen Ethik an. Wir wenden uns außerdem gegen Versuche, gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften der im Grundgesetz herausgehobenen klassischen Ehe gleichzustellen …“ Diener hatte im Gegensatz dazu gegenüber dem Magazin „Pro“ auf die Frage, ob praktizierende Homosexuelle in einer evangelikalen Gemeinde Mitarbeiter sein könnten, geantwortet: „Wenn Menschen ... der Meinung sind, dass die biblischen Aussagen über Homosexualität ihre Lebenssituation nicht treffen, dann sollten wir es möglich machen, dass sie bei uns angenommen sind, dass sie bei uns auch mitarbeiten können“.

Die Bibel ist für die Allianz die „Norm der Normen“

Der Geschäftsführende Vorstand benennt ferner einige Grundsätze zum Umgang mit der Bibel: „Die Heilige Schrift ist die ‚Norm der Normen‘ für Lehre und Leben der Christen und darum auch verbindliche Grundlage für inhaltliche Diskussionen.“ Gleichzeitig müsse man jedoch anerkennen, „dass unsere menschliche Erkenntnis begrenzt ist, was zu unterschiedlichem Verständnis biblischer Aussagen führen kann“. Es komme darauf an, sorgfältig aufeinander zu hören und die Intentionen von Aussagen zu verstehen suchen, gerade dann, wenn sie in inhaltlicher Spannung zu eigenen Auffassungen stünden: „Wir wollen beieinander bleiben um der gemeinsamen geistlichen Ziele willen, gerade dann, wenn wir sachlich kontrovers diskutieren.“

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