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„Es wurde eine Gebetswoche für Jung und Alt“

18.01.2021

Der Generalsekretär der Allianz, Reinhardt Schink. Foto: Christian Hönig
Der Generalsekretär der Allianz, Reinhardt Schink. Foto: Christian Hönig

Bad Blankenburg/Berlin (idea) – Trotz aller Einschränkungen durch die Corona-Pandemie blickt die Deutsche Evangelische Allianz „mit viel Dankbarkeit“ auf die diesjährige Allianzgebetswoche vom 10. bis 17. Januar zurück. Sie fand zum 175. Mal statt und stand unter dem Motto „Lebenselixier Bibel“. Sie sei „mit großem Ideenreichtum und in einer unglaublichen Vielfalt“ in zahlreichen örtlichen Allianz durchgeführt worden, teilte der evangelikale Dachverband mit.

Dies sei vor allem digital geschehen, aber auch in Präsenzveranstaltungen unter Einhaltung der Hygienevorschriften. „Es wurde eine Gebetswoche für Jung und Alt mit live übertragenen Kinderveranstaltungen und Jugendgottesdiensten, mit Gebetskonzerten und -spaziergängen, Zoom-Gebetsmeetings sowie zahlreichen Livestreams aus vielen Orten und Gemeinden“, erklärte der Generalsekretär der Allianz, Reinhardt Schink (Bad Blankenburg/München). Jüngere hätten Älteren geholfen, die technischen Möglichkeiten zu nutzen, um auch ihnen eine Teilnahme zu ermöglichen.

Wie eine Aussage Jesu neu an Bedeutung gewinnt

Im Blick auf das Gebet in kleinen Gruppen sagte Schink, das biblische Wort von Jesus Christus „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ habe durch Corona eine ganz neue Bedeutung gewonnen. Zum Thema „Lebenselixier Bibel“ äußerte er: „Wir brauchen dieses Lebenselixier so dringend.“ Trotz Corona sei es zu den Menschen gekommen.

An vielen Orten habe man auch erlebt, dass Gebet und Evangelisation keine zwei getrennten Welten seien: „Beides gehört zusammen, und gerade jetzt sind die Menschen sehr offen für Gebet.“ Wie sich die Teilnehmerzahl im Vergleich zu den Vorjahren entwickelt habe, könne man aufgrund der vielen verschiedenen Veranstaltungsformate nicht feststellen, so Schink auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.

In früheren Jahren haben sich nach Schätzungen jeweils etwa 300.000 Christen aus Landes- und Freikirchen beteiligt. Laut Schink haben manche Ortsallianzen Präsenztreffen ihrer Gebetswoche auf den Frühsommer verlegt.

„Staffelübergabe“ von Allianz- und ACK-Gebetswoche

Am 16. Januar fand ein gemeinsamer Gottesdienst der Allianz und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) im Berliner Dom statt. Dabei feierten beide Zusammenschlüsse die „Stabübergabe“ zwischen der Allianzgebetswoche und der „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ der ACK vom 18. bis 24. Januar.

Der Allianzvorsitzende, Pastor Ekkehart Vetter (Mülheim/Ruhr), zeigte sich erfreut, dass man beide Gebetswochen „symbolisch durch die Weitergabe eines ‚Staffelstabes‘ miteinander verbinden und damit eine zukünftig stärkere Vernetzung dokumentieren“ konnte. Im Gottesdienst sagte er: „Wir wollen bewusst das Gemeinsame unseres Glaubens betonen – es ist die Mitte Jesus Christus.“

Als „Staffelstab“ übergab er ein Kunstwerk, das die Formen eines Kreuzes und eines Fisches verbindet, an den Vorsitzenden der ACK, den griechisch-orthodoxen Erzpriester Radu Constantin Miron (Köln). Zum Symbol des Fisches, das in der alten Kirche ein Geheimzeichen für Jesus Christus war, sagte Miron: „Diesem Jesus widmen wir unsere Gebetswochen.“

Vorleseaktion: Das Neue Testament in 24 Stunden

Während der Gebetswoche in München wurde in der Matthäuskirche – der evangelischen Bischofskirche – das ganze Neue Testament an sechs Nachmittagen jeweils vier Stunden lang vorgelesen. Unter den Mitwirkenden waren Pastoren, Gemeindemitarbeiter und Privatpersonen, teilte der Organisator der Aktion, Jörg Delekta, auf idea-Anfrage mit. Er ist Pastor im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP). Das Lukasevangelium wurde ihm zufolge von der Schulleitung, Lehrern und Verwaltungsangestellten der privaten evangelischen „Lukas-Schulen“ sowie Eltern gelesen. An den Vorlese-Nachmittagen kamen laut Delekta aufgrund der Corona-Pandemie jeweils nur etwa zehn bis 15 Besucher in die Kirche. Viele hätten die Aktion per Livestream im Internet verfolgt. Die biblische Botschaft fortlaufend über mehrere Tage zu lesen und zu hören, habe den Mitwirkenden viel Freude bereitet. Einige Vorleser seien während des Lesens selbst neu von Gottes Wort berührt worden.

Dechert: Wie die Bibel zum Lebenselixier wird

Der Vorstandsvorsitzende von ERF Medien, Jörg Dechert (Wetzlar), äußerte sich bei einem Gebetsabend in der Domstadt zum Gebetswochen-Motto „Lebenselixier Bibel“. Wie er sagte, haben Christen die Bibel zu oft zu etwas gemacht, das nur der persönlichen Frömmigkeit diene oder zur Wissensvermittlung – vom Lehrer zum Schüler, vom Theologen zum Laien. Aber mit der Bibel leben, heiße Jesus innerhalb eines gemeinsamen Erfahrungsraums der Wirklichkeit Gottes nachzufolgen. Dechert: „Wenn wir unser geistliches Begreifen, Ergriffensein und Erleben partnerschaftlich miteinander teilen, dann wird die Bibel zum Lebenselixier.“  

Steeb: Mehr Zeit zum Bibellesen nehmen

Der frühere Allianz-Generalsekretär Hartmut Steeb (Stuttgart) rief zum Abschluss in Rudolstadt (Thüringen) dazu auf, sich wieder mehr Zeit zum Lesen der Bibel zu nehmen, damit sie zum Lebenselixier werden könne.  Die Bibel solle die wesentliche Orientierungsmarke sein, „die unser Denken und Fühlen prägt“. Sie sei das entscheidende Mittel zu einem gelingenden Leben.

Warnung vor „Jesus-Demenz“

Auch angesichts der Corona-Pandemie kann man Gott loben. Diese Ansicht vertrat der idea-Vorsitzende Helmut Matthies (Brandenburg an der Havel) im Abschlussgottesdienst der Evangelischen Allianz in Magdeburg. Wie er im vom Offenen Kanal Magdeburg ausgestrahlten Fernsehgottesdienst am 17. Januar sagte, sei es dazu aber nötig, sich an Jesus Christus zu orientieren, der selbst im tiefsten Leid gegenwärtig sein und helfen wolle. Leider gebe es jedoch inzwischen eine Art „Jesus-Demenz“. In immer mehr kirchlichen Stellungnahmen – wie den Grußworten zum islamischen Fastenmonat Ramadan – werde nur noch von Gott geredet, nicht mehr von Christus. Dabei sei allein das Bekenntnis zu Jesus in Wort und Tat das Passwort für alle Menschen – auch für Juden oder Muslime –, um in den Himmel zum dreieinigen Gott kommen zu können.

Greifswald: Beten im „E-Werk“

In Greifswald lud die dortige Evangelische Allianz zu Präsenz-Gebetstreffen ein. Dazu versammelten sich im ehemaligen Elektrizitätswerk der Stadt jeden Abend 40 bis 50 Personen (höchstens 50 waren laut Corona-Regeln zugelassen). Das „E-Werk“ ist das Gemeindezentrum der Freikirchlich Evangelischen Gemeinden (Brüdergemeinde). Wie der Vorsitzende der örtlichen Allianz, Daniel Schneider, auf idea-Anfrage sagte, haben die Verantwortlichen lange überlegt, ob man Zusammenkünfte verantworten könne. Die Entscheidung dafür sei dankbar aufgenommen worden. Schneider: „Wir hatten den Eindruck, dass das gemeinsame Gebet im Moment einfach wichtig ist.“ Zum Auftakt der Gebetswoche hatte Altbischof Hans-Jürgen Abromeit im Dom vor rund 100 Besuchern gepredigt.

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