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Interview

Rentzing: Ich möchte Christus groß machen

12.11.2018

idea: Hans-Jürgen Abromeit, Bischof für den Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, hat Sie im Einführungsgottesdienst für den neuen Leitenden Bischof mit den folgenden Worten begrüßt: Es ist gut, wenn Christen mit unterschiedlichen Frömmigkeiten in der Kirchenleitung zusammenwirken. Was macht Ihre Frömmigkeit aus?

Rentzing: Das ist ein Begriff, den ich selten verwende. Mir geht es um theologische Grundeinsichten, die hin und wieder unterschiedlich sind. Die lutherischen Bekenntnisse einen uns in der VELKD, die Interpretation ist manchmal verschieden. Da bringe ich sicherlich ein konservatives – manche sagen traditionelles – Profil ein.idea: Das heißt genau was?

Rentzing: Die Frage ist beispielsweise, ob wir den Blick zuerst auf die Welt wenden und von ihr her den Glauben interpretieren oder ob wir von den Bekenntnissen her die Welt interpretieren.idea: Was wollen Sie konkret in die VELKD einbringen?

Rentzing: Mir ist es wichtig, Christus groß zu machen. Die lutherische Theologie hatte immer einen sehr christozentrischen Ansatz. Das führt dazu, dass wir uns immer wieder neu die Frage stellen müssen, wie diese Welt von Christus her zu betrachten ist. Ich denke in meinem eigenen Glauben von ihm her und versuche, aus diesem Blickwinkel heraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.idea: Sie werben dafür, dass lutherische Christen die Besonderheiten ihres Glaubens selbstbewusster ins Gespräch bringen.

Rentzing: Wir haben ein besonderes Verständnis von den Sakramenten und vom Gottesdienst. Die lutherische Konfession ist gekennzeichnet durch bestimmte geistliche Grundlagen, die aber mit großer Freiheit verbunden sind. Wir maßen uns etwa nicht an, jedem einzelnen Menschen Lebensvorschriften mit auf den Weg zu geben. Wir stellen stattdessen Kriterien zur Verfügung, wie das Leben in Verantwortung vor Gott und vor Christus geführt werden kann.idea: Die EKD hat sich in einem Papier dafür ausgesprochen, dass Krankenkassen die Kosten für Bluttests bei Schwangeren übernehmen. Damit lässt sich bei ungeborenen Kindern etwa eine Trisomie – zum Beispiel das Downsyndrom – feststellen.

Rentzing: Das ist ein schwieriges ethisches Thema, weil zwischen gutem und weniger gutem Leben unterschieden wird. Wir sollten medizinische Fortschritte zwar nicht ablehnen oder verhindern, aber die ethischen Konsequenzen sind in diesem Fall problematisch.idea: Welches Signal sendet die evangelische Kirche, wenn sie sich für eine Kostenübernahme ausspricht?Rentzing: Wenn Sie nach meiner persönlichen Meinung fragen: Ich bin nicht für diese grundsätzliche Lösung. Es ist schon jetzt so, dass Ungeborene mit Trisomie 21 statistisch signifikant weniger zur Welt kommen als früher. Hier findet bereits eine Auslese statt, und die Gefahr besteht, dass dies noch zunimmt.idea: Herzlichen Dank für das Gespräch!

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