Ressorts
icon-logo

Dokumentation

„Ich gehe heute im Frieden“

15.11.2019

Sehr geehrter Herr Präsident der Landessynode, hohe Synode, liebe anwesende Öffentlichkeit, die ich jetzt nicht protokollarisch korrekt hier grüße. Herr Ministerpräsident, Sie waren vorhin noch nicht da, Herr Stellvertretender Ministerpräsident, auch Ihnen hatte ich noch nicht die Gelegenheit, die Hand zu reichen. Schön. Und danke, dass Sie hier sind.Liebe Schwestern und Brüder, bitte sehen Sie mir nach, dass ich heute, obwohl ich in viele bekannte Gesichter schon geblickt habe und jetzt blicke, nicht mit jedem von Ihnen werde sprechen können. Ich werde nach dieser Ansprache überhaupt mit niemandem von Ihnen sprechen können. Es wird andere Orte und andere Gelegenheiten dazu geben. Aber seien Sie versichert, ich seh genau, wer hierhergekommen ist und wer Anteil nimmt an diesem für mich ja nicht ganz unbedeutenden Tag. Zunächst einmal möchte ich mich bedanken für die würdigenden Worte, die mir hier und heute mit auf den Weg gegeben worden sind und für Ihre würdigende Anwesenheit an diesem Gottesdienst. Das tut gut, das so zu erleben. Es war mein Wunsch, noch einmal vor die Landessynode treten zu können, die mich in das Amt des Landesbischofs gewählt hat. Und auch für diese Gelegenheit möchte ich mich ausdrücklich bedanken. Wenn ich hier mein persönliches Wort beginne, dann möchte ich festhalten, dass es mir daran nicht darum geht, Schuldige zu finden und mich in falscher Weise reinzuwaschen. Seit 22 Jahren steh ich im Dienst dieser Landeskirche. In meiner Verkündigung habe ich immer sehr, sehr viel Wert darauf gelegt, dass der christliche Umgang mit dem Leben nicht darin besteht, die Schuld bei anderen zu suchen, sondern zuallererst darin, bei sich selbst anzufangen, und das gilt natürlich auch für mich selbst.Als ich vor einigen Monaten darüber nachdachte, unter welches Wort ich meinen Bischofsbericht in diesem Jahr stellen soll, fiel mein Blick auf ein Wort aus dem Johannesevangelium. Dort heißt es: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Mir schien dies Wort als recht passend für unsere Lage als Kirche und als Gesellschaft. Angst ist ein Menschheitsphänomen, Angst ist ein Warnsignal, das das Überleben von uns Menschen sichert. Aus der Angst heraus können konstruktive Sorge oder aber destruktive Panik erwachsen. Gerne, sehr gerne hätte ich über die Sorge um diese Kirche und diese Gesellschaft gesprochen. Eine Sorge, die die Chancen sieht und ergreift, um in eine gute Zukunft zu gehen. Eine Sorge, die unter der Verheißung steht, dass die Angst nicht das letzte Wort ist, das gesprochen wird.Ich habe damals nicht ahnen können, dass dieses Wort für mich schon bald eine ganz eigene, existenzielle Bedeutung erlangen würde. Als die ersten Vorwürfe hinsichtlich meines früheren Lebens auftauchten, hatte ich noch keine Vorstellung davon, dass es längst um viel, viel mehr ging. Und so antwortete ich lediglich auf die mir gestellten Fragen. Im Nachhinein war dies ein Fehler. Denn so konnte im weiteren Verlauf der Eindruck entstehen, ich wollte Weiteres verschweigen, was aber niemals der Fall war. Wie hätte ich mir auch vorstellen sollen, dass man schon seit langem auf der Suche nach einem Angelhaken in meinem Leben war? So erfuhr ich erst in der Hochphase der öffentlichen Erregung davon, dass bereits vor über anderthalb Jahren ein Kommilitone meines damaligen Jurastudiums, zu dem ich seit über 30 Jahren keinen Kontakt mehr hatte, auf mich hin befragt worden war. Er meldete sich bei mir und sagte mir, dass er überhaupt erst jetzt verstehe, weshalb er damals auf mich angesprochen worden sei. Man hat gesucht, und schließlich hat man gefunden. Und ich war damit überfordert, und ich bitte um Verzeihung für alle falsche bzw. unzulängliche Kommunikation nach innen und nach außen. Wenn man etwas verstehen will von meinem früheren Leben und dem Weg, den ich genommen habe, dann muss man ziemlich weit zurück in die Vergangenheit gehen, und genau davon will ich hier erzählen.Anfang der 80er Jahre wurde noch als Teenager mein politisches Bewusstsein erweckt. Ich möchte daran erinnern, dass ich in Berlin, in Spandau, in West-Berlin also geboren wurde und aufgewachsen bin. Auslöser damals war u. a. die Erschießung eines Flüchtlings an der Berliner Mauer, ganz unweit von meinem Wohnort. Die Gräber der Erschossenen hatten mich schon von Kindestagen an begleitet und sich tief in mein Herz eingebrannt. So wuchs ich auf in einer eingeschlossenen Stadt, die man nicht einfach verlassen konnte, es sei denn über die Transitwege nach Westdeutschland. Manch einer meiner Generation, die keinen anderen Zustand kennengelernt hatte, empfand dies als dauerhaft inakzeptabel für das eigene Leben. Ich gehörte mit dazu. Wir setzten auf ein Ende der kommunistischen Herrschaft. Wir setzen auf die Wiedervereinigung Deutschlands. Unsere politische Heimat fanden wir damals in der CDU. Wir machten Wahlkampf als Jugendliche für Helmut Kohl und für Eberhard Diepgen, den damaligen Regierenden Bürgermeister von West-Berlin.Als Ende der 80er Jahre in der CDU im Westen Deutschlands, wie zuvor schon in allen anderen Parteien, die Debatte darüber ausbrach, ob man sich nicht den Realitäten fügen und die dauerhafte Zweistaatlichkeit Deutschlands akzeptieren müsste, waren wir als West-Berliner Jugendliche geradezu verzweifelt. Wir konnten und wir wollten diese Realitäten für unser Leben jedenfalls gerade eben nicht annehmen. So wandten wir uns damals enttäuscht von der Parteipolitik ab und beschäftigten uns mit Grundlagenthemen, die wir für wichtig hielten. Zwei Jahre später war all das Geschichte, und heute erinnert sich kaum noch jemand daran. Die Bevölkerung in Ostdeutschland, sie hatte die Realitäten selbst in die Hand genommen. Und wir konnten unser Glück kaum fassen. Und wir gerieten in einen nationalen Überschwang. Die nationale Frage und die Wiedervereinigung, die waren für uns keine Fragen der Ausgrenzung und Abgrenzung. Es waren für uns Fragen der Gerechtigkeit und Freiheit, für unser eigenes Leben als West-Berliner. Wie aber sollte es nun weitergehen? Das beschäftigte uns und führte zu den Artikeln, die ins Visier der Öffentlichkeit geraten sind.Bei der Bewertung dieser Artikel hätte ich mir im Nachhinein mehr Sorgfalt gewünscht. Aber ich kenne den Druck, unter dem wir alle zu dieser Zeit standen. Und ich bin weit, sehr weit davon entfernt, irgendjemandem daraus einen Vorwurf zu machen. Vor allen Dingen hätte ich mir gewünscht, dass wir mit diesen Texten so umgehen, wie wir als Kirche immer mit Texten umgehen, nämlich historisch-kritisch. Denn nur so kann man den wahren Inhalt einer Schrift annäherungsweise erfassen und einordnen. Eines will ich aber an dieser Stelle auch sagen: In meiner Hosentasche befand sich keine Mao-Bibel. Ich habe nicht dem afrikanischen Diktatur Idi Amin gehuldigt. Und schon gar nicht einem Menschenschlächter wie Pol Pot, so wie es ein amtierender Ministerpräsident der Bundesrepublik Deutschland in seiner Jugend getan hat. Ich habe auch keine Polizisten auf der Straße verprügelt wie ein ehemaliger Außenminister der Bundesrepublik. Gnadenlosigkeit aber habe ich erfahren.Ich habe meine damaligen jugendlichen Gedanken geäußert. Auf meinem Schreibtisch lagen die Bücher von Alexis de Tocqueville und Edmund Burke, zwei geistesgeschichtliche Größen der europäischen Geschichte. Ihnen entstammen die demokratiekritischen Gedanken, die ohne Zweifel in meine damaligen Schriften Eingang gefunden haben. Dabei möchte ich darauf hinweisen, dass jede echte Kritik nicht darauf zielt, das Kritisierte zu zerstören, sondern zu bewahren und zu verbessern. Ein Zweites füge ich hinzu und möchte unmissverständlich klarstellen: Jeder nationale Geist, der sich selbst überhebt und andere Menschen, andere Nationen, andere Völker und Kulturen verachtet und abwertet, widerspricht dem Geist meines Herrn Jesus Christus. Jeder Geist, der die Freiheit der Lebensführung und der Lebensüberzeugungen, sofern diese nicht andern Menschen Schaden zufügen, infrage stellt, widerspricht dem Geist meines Herrn Jesus Christus. Mögen andere beurteilen, was dies bezogen auf meine Artikel von vor 30 Jahren bedeutet. Ich jedenfalls distanziere mich seit über 25 Jahren von allem, was dem Geiste Christi widerspricht. Deshalb werde ich auch nichts von dem, was ich damals gedacht und geschrieben habe, rechtfertigen. Warum sollte ich auch? Gott ist seinen Weg mit mir damals weitergegangen.Zu der Zeit, als die Artikel entstanden, habe ich mein Theologiestudium begonnen. Jetzt erst fing ich an, nachhaltig in der Bibel zu lesen. Der Horizont öffnete sich vor mir, und ganz neue Denkwelten erschlossen sich. Es hat noch Jahre gedauert, bis in die Mitte der 90er Jahre, bis mein Entschluss feststand, in den landeskirchlichen Dienst zu gehen. Es war der Moment meiner Spätberufung, von der ich später und häufig immer wieder sprach. Von da ab galt meine Loyalität nicht mehr einer Nation, nicht einer Philosophie oder politischen Anschauung. Von da ab galt meine Loyalität Jesus Christus und der Familie Gottes aus vielen Völkern und Nationen. Die Geschichte und Vorgeschichte dazu habe ich nie erzählt. Dies hatte einen einfachen Grund. Ich bin dem Wort des Apostels Paulus gefolgt: „Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ Und dem Worte Jesu: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“Auch wollte ich keine subjektive Bekehrungstheologie anhand meiner eigenen Biografie entwickeln. In der sächsischen Kirche sind mir viel zu viele beeindruckende Bekehrungsgeschichten begegnet, als dass ich daneben meine eigene West-Biografie hätte stellen wollen. Ich bin auch nicht den Weg vom Saulus zum Paulus gegangen. Weder habe ich jemals die christliche Gemeinde verfolgt, noch bin ich Apostel der Kirche geworden, sondern lediglich einer seiner demütigen Diener. Als solcher stand ich die letzten Jahre in einem Amt von hoher öffentlicher Bedeutung. Diese öffentliche Bedeutung setzt ihre eigenen Rahmendaten und Bedingungen.Sie ist zunächst ein Segen für die Kirche und das Evangelium, das ihr aufgetragen ist. Allerdings liegt darin auch ein zerstörerisches, sogar vernichtendes Potenzial, das ich bisher nur vom Hörensagen her kannte. Nun haben es meine Augen gesehen, und meine Familie und ich haben es am eigenen Leibe erfahren. Was meiner Familie aufgrund der Art und Weise der öffentlichen Diskussion über meine Person angetan wurde, das kann wohl nur sie selbst ermessen. Ich bin es meinen Kindern, die die Hauptlast tragen mussten, schuldig, dass sie hier zu Wort kommen. Ich habe es ihnen versprochen, und deshalb werde ich dies, mein Versprechen auch halten. Meine älteste Tochter, die heute nicht hier sein kann, schreibt: „Ich möchte Gerechtigkeit. Ich möchte nicht, dass Menschen für ihre Vergangenheit verurteilt werden oder kapitulieren müssen. Denn dann könnte keiner die Kirche leiten. In dem Moment, als ich in der ‚Tagesschau’ las, dass mein Vater rechtsextrem sei, brach für mich eine Welt zusammen. Wie können Mitglieder der Kirche, Nachfolger von Jesus, so etwas initiieren? Das ist Rufmord, Verleumdung. In meinen Augen einfach nur respektlos. Ich denke, Jesus würde weinen. Ich tue es bereits. Das ist nicht die Kirche, hinter der ich stehe. Das ist nicht der Geist der Wahrheit, für den ich mich als Christin einsetze. Das ist nicht der Glaube, in dem mich mein Vater liebevoll erzogen hat. Und das sollte allen zu denken geben. Am Ende siegt Christus. Darauf verlassen wir uns als Familie, darauf sollte sich nun auch die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens verlassen.“Meine zweite Tochter schreibt: „Wenn ich unsere sächsische Landeskirche ansehe, dann werde ich traurig. Ich sehe den Schaden, den wir angerichtet haben, indem wir anfingen, uns gegenseitig zu verurteilen. Und dazu die mediale Macht missbraucht haben. Wie mit meinem Vater umgegangen wurde, betrübt mich sehr. Ich selbst weiß, wie gut und gerne er seine Arbeit getan hat. Ich weiß, wie viel er für diese Arbeit geopfert hat. Ich glaube, dass etwas in unserer Landeskirche verloren gehen wird. Jeder, der sich Zeit genommen hat, meinen Vater wirklich kennenzulernen, weiß, wie er in Wahrheit ist. Ich kann nicht verstehen, warum wir uns in das politische Spiel des Gegeneinanders verstrickt haben. Ich wünsche mir, dass wir wieder anfangen, wie Jesus Christus zu werden. Ich selbst danke Gott, dass er all jenen ihre Sünden vergeben wird, die sich an meinem Vater schuldig gemacht haben. Ich möchte zugleich daran erinnern, dass Gott zwar uns Menschen gnädig ist, aber dennoch die Sünde nicht gutheißt.“Als die öffentliche Debatte mit der bevorstehenden Veröffentlichung der Aufsätze von vor 30 Jahren auf ihren Höhepunkt zulief, stand ich vor einer schwerwiegenden Frage: Verteidigung oder Rücktritt? Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass ich von niemandem zum Rücktritt gedrängt worden bin. Eher das Gegenteil war der Fall. Ich habe diese Entscheidung allein mit meinem Herrn getroffen. Angesichts der gesellschaftlichen und kirchlichen Lage konnte und durfte ich dieser Kirche, die ich liebe, keine öffentliche Debatte über einen vermeintlich rechtslastigen Landesbischof zumuten. Ich wäre danach auch nicht mehr in der Lage gewesen, mein Amt frei auszuüben. Ich hätte mich nicht mehr darauf verlassen können, dass man meine Worte und Taten akzeptiert, auch wenn man mit ihnen nicht voll übereinstimmt. Davon aber ist das Amt eines Bischofs in der lutherischen Kirche abhängig. Denn es ist ein Amt „sine vis sed verbo“, wie die Confessio Augustana dazu sagt: ein Amt ohne weltliche Macht, aber mit dem Wort. So bin ich gegangen. Und ich habe geschwiegen, so schwer es auch zeitweise war. Auch das ist mir zum Vorwurf gemacht worden. Dabei bin ich darin nur einem alten geistlichen Prinzip gefolgt, das heute aus der Welt gefallen zu sein scheint. Für mich aber hat es bleibende Bedeutung: Rede nicht aus dem Schock heraus und auch nicht aus Wut und Zorn, sondern aus der Stille. Genau das wollte ich tun und tue es nun mit diesem persönlichen Wort.Vor viereinhalb Jahren hat mich diese Landessynode zu ihrem Bischof gewählt. Manchmal wird gesagt, dass das Wahlergebnis knapp gewesen sei. Wir haben die Tradition in der sächsischen Kirche schon vernommen. Verschwiegen wird dann eben, dass diese auch für alle meine Vorgänger galt. Hinzu kommt die Behauptung, dass ich nur durch meine eigene Stimme in dieses Amt gekommen wäre. So will ich hier auch noch mit einem letzten Tabu brechen – der geheimen und freien Wahlen. In den letzten Wahlgängen galt meine Stimme meinem Gegenkandidaten. Ich wollte mich nicht selbst zum Bischof machen, und ich sah in ihm einen geeigneten Kandidaten.Die Landessynode hat dennoch mich bestimmt. Sie hat dies nicht getan trotz oder wegen meiner Jugend. Sie hat es getan mit Blick auf einen 18-jährigen Dienst in dieser Landeskirche und mein Auftreten vor den Wahlversammlungen. Der Blick auf diesen Dienst zeigt, wofür ich immer stand und stehe. Von Anfang an ist dieses Ergebnis von einer kleinen Gruppe in der Landeskirche nicht akzeptiert und unter die Hermeneutik des Verdachts gestellt worden. Formen der politischen Agitation und des politischen Kampfes sind dabei zur Anwendung gekommen, die schon im Bereich der Politik verderbliche Wirkung entfalten können. Im Bereich der Kirche aber zerstören sie das Entscheidende: die kirchliche Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft führt uns mit unseren unterschiedlichen Auffassungen in Christus zusammen, denn es gibt keine progressive, es gibt keine liberale und auch keine konservative Kirche. Es gibt nur die Kirche unseres Herrn Jesus Christus. Diesem Christus nähern wir uns von verschiedenen Seiten und bilden doch durch ihn eine Gemeinschaft. Wenn uns das gelingt, dann könnten wir der Gesellschaft, in der wir leben, ein Vorbild geben. Ein Vorbild des Miteinanders gegen den Geist der Ausgrenzung, der Spaltung und des Unfriedens. Und ich bete zu unserem Herrn, dass dieser Kirche diese Gnade geschenkt werden möge. Lassen Sie mich zum Schluss noch zwei Bitten äußern. Nach dem Geschehenen können wir nicht zur Tagesordnung übergehen. Wir müssen unseren Umgang miteinander neu besprechen und regeln. Und wir müssen Loyalität zu den Wahlen und Beschlüssen der Synode einfordern. Wir sollten dabei eines klarstellen: nämlich, dass sich diejenigen, die sich dieser Loyalität verweigern, selbst aus der kirchlichen Gemeinschaft exkommunizieren. Ein Zweites noch dazu: Fangen wir nicht an, gegenseitig in unseren Biografien herumzuwühlen. Dieser Weg wäre menschlich und geistlich verheerend. Jesus Christus ist gegenüber Menschen niemals diesen Weg gegangen. Und dieser Weg fände niemals seinen Segen. Ich bitte darum nicht mehr für mich. Ich bitte darum für alle meine Nachfolgerinnen und Nachfolger im Amt. Ich gehe heute nicht im Zorn, ich gehe heute im Frieden. Das dürfen Sie mir glauben. Ich liebe diese Kirche – und vielleicht auch trotz alledem. Ich hab dieser Kirche unendlich viel Gutes zu verdanken. Mein Glaube hat sich in dieser Kirche weiter vertieft. In großer Freiheit durfte ich meinen Dienst tun. In zahllosen Begegnungen habe ich wunderbare Menschen kennengelernt, die mit großer Treue zu Christus und zu dieser Kirche stehen. Mir war es in den letzten Jahren vergönnt, bei vielen internationalen Begegnungen auf die lutherische Weltgemeinschaft zu treffen. Und ich habe mich nach Kräften bemüht, die sächsischen Kontakte zu dieser Weltgemeinschaft kontinuierlich auszubauen. Sie erweitern unsern Horizont und führen uns heraus aus den Beschränkungen unserer Sorgen, unserer Nöte und unserer Welt. Ich würde mich freuen, wenn dieses Werk fortgesetzt würde zum Segen für diese Kirche.Um Vergebung bitte ich für alles, was ich an Worten und Taten schuldig geblieben bin. Ich habe versucht, mein Bestes zu geben. Meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger möchte ich schon jetzt zurufen, dass sie meiner unbedingten Loyalität gewiss sein können. Ich gehe meinen Weg mit Christus in dieser Landeskirche weiter, und ich fordere uns alle auf, es mit mir gemeinsam zu tun. Christus ist treu, so fehlbar und schwach wir Menschen auch sein mögen. Er segne und schütze die sächsische Landeskirche, er bewahre ihre Einheit.Ich danke Ihnen.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank. 

Jetzt spenden.

4 Wochen IDEA Digital 8,50 Euro 1,00 Euro

Entdecken auch Sie das digitale Abo mit Zugang zu allen Artikeln auf idea.de