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Interview

Christen müssen die Digitalisierung mitgestalten

21.06.2018

idea: Warum muss sich ein christlicher Führungskräftekongress mit den Schwerpunkten „Digitalisierung“ und „Führung 4.0“ beschäftigen?

Scheuermann: Wir wollen mit dem Kongress Christlicher Führungskräfte Menschen ermutigen, ihre Führungsverantwortung in Wirtschaft, Politik und Kirche wahrzunehmen. Dazu brauchen sie heute neben Kompetenz auch sehr viel Mut und Flexibilität. Wir erleben in allen Bereichen von Wirtschaft und Institutionen unglaublich schnelle Veränderungen. Deswegen konzentrieren wir uns am ersten Tag des Kongresses auf das Thema „Die digitale Revolution gestalten – eine christliche Perspektive“. Die Digitalisierung macht vielen Menschen Angst, weil wir nicht absehen können, was auf uns zukommt. Deswegen wollen wir Führungskräften eine Möglichkeit aufzeigen, wie sich dieser Wandel gestalten lässt.

idea: Können Christen den digitalen Wandel anders gestalten?

Scheuermann: Wir können uns als Christen keine eigene Welt basteln. Wir müssen uns denselben Herausforderungen stellen wie alle anderen auch. Aber als Christ habe ich die Gewissheit, dass diese Welt von ganz oben regiert und zusammengehalten wird. Wir haben den Auftrag, die Welt zu gestalten und uns dabei an Gottes Gebote zu halten. Deswegen beschäftigen wir uns am zweiten Kongresstag mit dem Thema: „Nicht um dienen zu lassen, sondern um zu dienen. Vom realistischen Ideal christlicher Führung.“ Wir finden als Christen in der Bibel klare Maßstäbe für unser Verhalten. Wir legen Wert auf Ehrlichkeit und Verlässlichkeit, wir zwingen unsere Konkurrenten nicht mit unlauteren Methoden in die Knie. Aufgrund des christlichen Menschenbildes sehen wir Menschen nicht nur unter dem Gesichtspunkt, was sie für die Firma wert sind. Wir legen Wert auf faire Vergütung.

idea: Werden Christen dadurch zu erfolgreicheren Unternehmern?

Scheuermann: Auch Christen erleben Krisen und können scheitern. Das wird ein ganz wichtiges Thema auf dem Kongress sein. Der Restrukturierungspezialist Markus Hänssler wird zum Thema „Wenn Manager in Krisen scheitern“ sprechen. Außerdem haben wir für unsere Veranstaltungsreihe „Lebenslinien“ den ehemaligen Bertelsmann- und Arcandor-Chef Thomas Middelhoff gewinnen können. Er wird davon berichten, wie er sich als Topmanager plötzlich im Gefängnis wiederfand, dort Jesus Christus begegnete und seine Bekehrung erlebte.

idea: Bedeutet Christsein für Führungskräfte auch, manche Entwicklungen bewusst nicht mitzumachen?

Scheuermann: Wenn z. B. ein Mensch durch einen Computer oder Roboter ersetzt werden soll? Niemand kann die Digitalisierung und damit den Siegeszug der künstlichen Intelligenz aufhalten oder auch nur verlangsamen. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz werden sehr viele Arbeitsplätze wegfallen. Darauf müssen wir uns einstellen. Eine Revolution hat mit ihren gewaltigen Veränderungsprozessen immer Gewinner und Verlierer.

idea: Was kann man als christliche Führungskraft für die Verlierer dieser Entwicklung tun?

Scheuermann: Jesus hat sich immer den Ausgegrenzten, Kranken und an den Rand Gedrängten zugewandt. Das ist auch unsere Berufung als Christen. Darum geht es am dritten Tag des Kongresses unter der Überschrift „Soziale Führungskompetenz auf biblischer Grundlage“ um die Frage, wie wir als Unternehmer auch den Verlierern Würde und Arbeit geben können. Es kann für uns Christen in der Wirtschaft ja nicht ausschließlich darum gehen, Profit zu maximieren. Wir stehen immer auch vor der Frage, wie wir unsere Möglichkeiten einsetzen können, um Menschen zu helfen. An diesem Tag werden Referenten darüber sprechen und von eigenen Erfahrungen berichten, wie man als Christ ganz praktisch etwas dazu beitragen kann, die Ungerechtigkeit in der Welt abzubauen.

idea: Vielen Dank für das Gespräch!

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