Corona: US-Evangelikale rufen zum Einhalten von Schutzmaßnahmen auf

Grand Rapids (idea) – In den USA haben mehr als 4.000 evangelikale Kirchenvertreter und Wissenschaftler dazu aufgerufen, Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie einzuhalten und Wissenschaftler zu respektieren. In einer Erklärung mit dem Titel „Eine christliche Erklärung zur Wissenschaft für die Pandemiezeiten“ warnten sie vor einer „Politisierung“ des Coronavirus. Hintergrund ist eine monatelange Debatte unter US-Christen über den Sinn von behördlich angeordneten Schutzmaßnahmen. Immer wieder hatten etwa Pastoren demonstrativ gegen Auflagen verstoßen, Präsenzgottesdienste abgehalten und wissenschaftliche Berater der Behörden kritisiert. So bezeichnete beispielsweise laut einem Bericht der christlichen Internetzeitung „Christian Post“ der Leiter der konservativen Kirche „Upper Room“ (Obergemach), Patrick Wooden (Raleigh/Nord Carolina), den Direktor des Nationalen Institutes für Allergien und ansteckende Krankheiten (NIAID) und Mitglied der Coronavirus-Ausschusses des Weißen Hauses, Anthony Fauci, als „rückfälligen Katholiken und selbsternannten Humanisten“. Er werde „von der Linken als politisches Werkzeug benutzt“. Weiter sagte Wooden: „Humanisten glauben nicht an das Gebet, Humanisten glauben nicht, dass Gott eingreift, Humanisten glauben nicht, dass wir überhaupt Hilfe vom Herrn brauchen. Das mag einer der Gründe sein, warum er so leicht die Schließung von Kirchen empfehlen konnte.“

Christen sollten auf Fachleute hören

In der Erklärung der Kirchenvertreter und Wissenschaftler heißt es, das Wort „Wissenschaft“ sei zu einer Waffe in einem Kulturkrieg geworden. „Wissenschaftler werden verunglimpft und ihre Erkenntnisse ignoriert, während Verschwörungstheorien sich ausbreiten.“ Auch Christen seien für diesem Trend anfällig. Es sei zwar legitim, dass Christen skeptisch gegenüber Behauptungen von Wissenschaftlern und Ärzten seien, die sich außerhalb ihres Fachgebiets äußerten, sie sollten aber auf Fachleute hören. „Bei der Wiedereröffnung von Kirchen müssen Christen Gottes Ruf zur Begegnung miteinander mit dem Ruf Gottes, die Schwachen unter uns zu schützen, in Einklang bringen.“ Initiator der Erklärung ist die christliche Interessensvertretung BioLogos (Grand Rapids/US-Bundesstaat Michigan). Sie wurde 2007 von dem christlichen Genetiker und Direktor der Nationalen Gesundheitsinstitute, Francis Collins (Bethesda/ US-Bundesstaat Maryland) und seiner Frau gegründet. Ihr Ziel ist es, Diskussionen über den Einklang von Wissenschaft und biblischem Glauben zu fördern. Prominente Unterzeichner der Erklärung sind unter anderem der Präsident der US-amerikanischen Evangelischen Allianz, Walter Kim (Charlottesville/ US-Budesstaat Virginia), der Physiker und Nobelpreisträger William Phillips, der Präsident der evangelikalen Nationalen Lateinamerikanischen Christlichen Leiterschaftskonferenz, Pastor Samuel Rodriguez (Sacramento/US-Bundesstaat Kalifornien), sowie der ehemalige Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, Geoff Tunnicliffe.